„Genau daran sehen wir, dass wir nicht nur eine gläserne Decke haben, sondern ’ne Betondecke.“
Frederike Probert
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Frederike Probert und Meike Arendt über Female Empowerment, die berühmte Glasdecke und ökonomiefeindliche männliche Dominanz
Zum zweiten Mal zu dritt im MachtWas!?!-Podcast: Frederike Probert und Meike Arendt unterhalten sich mit Michael über Female Empowerment in den Führungsetagen deutscher Unternehmen. Meike Arendt ist Geschäftsführerin beim Start-Up Ceretai und erklärt im Podcast, was es heißt ein Unternehmen „mit purpose“ zu führen. Frederike Probert kommt ebenfalls aus der Tech-Szene und hat 2019 das Netzwerk „Mission Female“ gegründet. Hier vernetzt sie Frauen, die in Führungspositionen tätig sind, und hat auch schon ein Buch zu diesem Thema geschrieben.
Männerdominierte Chefetagen sind diskriminierend und betriebswirtschaftlich nachteilig
Im Podcast macht Frederike Probert klar, dass weiterhin ein großer Handlungsbedarf besteht und dass es dabei keineswegs nur um „andere“ Länder gehen würde. So sei Deutschland absolut rückständig, wenn es um den Anteil an Frauen in Führungspositionen und Aufsichtsräten geht: „Da sind wir das Schlusslicht mit 12,8 % Frauenanteil. Insofern haben wir eine Menge zu tun.“ (Frederike Probert)
Dabei würde eine überwältigende Anzahl an Studien bereits zeigen, dass man nicht einmal eine feministische Perspektive einnehmen müsste, um sich für Vielfalt in Teams und Frauen in Führungspositionen stark zu machen. Auch aus ökonomischer bzw. betriebswirtschaftlicher Sicht führt genau das zu höheren Umsätzen und besseren Arbeitsergebnissen.
Meike Arendt beobachtet mit ihrem Start-Up unter anderem den Redeanteil unterschiedlicher Personengruppen im deutschen Fernsehen, wie auch deren Repräsentation in der Presse. Hier sei die Gruppe der Männer mit zu ¾ ebenfalls weiterhin überproportional repräsentiert.
„Und da muss sich auch jeder ein bisschen eingestehen, dass er vielleicht selber auch Vorurteile hat, die er gar nicht bemerkt.“
Meike Arendt
Auch Meike Arendt plädiert für mehr Handlungsbereitschaft. Das ginge alle Frauen und Männer etwas an. Dabei müsse man jeweils auch mal sein eigenes Mindset hinterfragen.
Der unzureichende politische Rahmen und die berühmte Glas- Betondecke
Im Podcast ergründen Meike Arendt, Frederike Probert und Michael, warum immer noch so viel von den altbackenen Strukturen übriggeblieben ist. Frederike Probert erzählt, wie festgefahren Managementstrukturen in Deutschland sind und deshalb auch nur schwer aufgebrochen werden können: „Genau daran sehen wir, dass wir nicht nur eine gläserne Decke haben, sondern ’ne Betondecke.“ (Frederike Probert)
Jedoch seien nicht nur die individuellen Entscheidungen und Einstellungen ausschlaggebend, auch die politischen Rahmenbedingungen müssen stimmen. Genau wie Sara Urbainczyk in Folge 19, findet Frederike Probert, dass auch Männern mehr Familienzeit zugestanden werden muss. Es brauche flexiblere Arbeitszeitmodelle.
Meike Arendt hebt hier skandinavische Länder, insbesondere Schweden, als Positivbeispiel hervor. Dort sei man ein ganzes Stück weiter, was die Kinderbetreuung angeht. Deshalb mache dort häufig nicht nur ein Elternteil Karriere, sondern zwei. In Deutschland sei das teilweise unmöglich: „Wenn du jetzt so wie ich hier in Bayern mal versuchst ’nen Kindergartenplatz zu kriegen, dann weißt du, warum nicht alle Mütter Vollzeit arbeiten. Das ist nämlich gar nicht so leicht.“ (Meike Arendt)
Der Unterschied zwischen „Social washing“ und richtiger Diversität
Frederike Probert hebt den Impact, den Covid-19 auf die Rollenverteilung unter den Geschlechtern hat, hervor. Wenn beide im Homeoffice arbeiten, aber die Frau trotzdem allein die Haushaltsarbeit übernimmt, läuft irgendwas falsch.
„Zum einen hast du das politische Grundgerüst, aber auch im privaten Bereich: Augen auf bei der Partnerwahl.“
Frederike Probert
Aber wie findet man als aufgeklärter junger Mensch ein Unternehmen, das die eigenen Werte repräsentiert? Da müsse man sich eben im Vornherein informieren, sagt Meike Arendt. Es gibt Unternehmen, die diese Werte voller Überzeugung verkörpern und solche, die das nicht tun. „Social washing“ ist hier das Stichwort. „Am Ende des Tages merkt man auch sehr sehr schnell, ob solche Maßnahmen im Unternehmen ernst gemeint sind.“ (Frederike Probert), und wenn man feststellt, dass das Gerede von „Genderequality“ doch nur Marketinggewäsch ist, sollte man vielleicht lieber gehen.
Der persönliche Karriereschritt zu Mission Female und Ceretai
Frederike Probert und Meike Arendt sprechen im Podcast über den eigenen Karriereweg. Beide erzählen offen über die ganz persönliche Motivation. Dabei gehen sie auf die Rolle des Geldverdienens ein, persönliche „Macht“ und die (fehlende) Anerkennung für die eigene Leistung.
Während beide mit Ceretai und Mission Female mittlerweile in Unternehmen arbeiten, die sich fernab jeglichen „Social washings“ befinden, erzählt Frederike Probert von Erfahrungen aus ihrer Zeit in der Tech-Branche: „‚Hast du nicht Lust an dem Panel teilzunehmen? Uns fehlt da noch ’ne Frau.‘ Das ist ’ne Anfrage, die ich von Vornherein abgelehnt habe. Ich möchte angefragt werden, weil ich etwas kann.“
Zum Schluss überlegt man im Podcast noch, wohin die Zukunft gehen könnte und auf was man beim eigenen Karriereweg achten sollte. Michael bekommt u.a. das Angebot, auf einer Veranstaltung von Mission Female zu sprechen. Außerdem macht Frederike Michael darauf aufmerksam, welche Frage sie sich noch gewünscht hätte. Was können Männer tun, um Frauen im Unternehmen zu stärken? Die Antwort darauf und warum am Ende alle davon profitieren, erfahrt ihr im Podcast. Unsd natürlich gibt´s tiefere Einblicke in die Mission Female!
Zitate:
00:05:43 Frederike Probert „Nach aktuellen Studien […] haben wir es in 200 Jahren […] geschafft, dass Männer und Frauen in der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik gleichberechtigt arbeiten. Das ist ein unglaublich langer Zeitraum und insbesondere ich habe einfach keine Geduld und möchte diesen Prozess beschleunigen.“
00:06:17 Frederike Probert „Da sind wir das Schlusslicht mit 12,8 % Frauenanteil. Insofern haben wir eine Menge zu tun.“
00:07:57 Meike Arendt „Und da muss sich auch jeder ein bisschen eingestehen, dass er vielleicht selber auch Vorurteile hat, die er gar nicht bemerkt.“
00:12:42 Frederike Probert „Am Ende des Tages ist Veränderung für Menschen immer schwierig. Was anderes ist erstmal doof.“
00:13:40 Frederike Probert „Den alten weißen Mann wollen wir nicht rausnehmen. Der hat absolut eine Verantwortung, das wollen wir nicht runterspielen. Aber es spielen natürlich auch andere Faktoren in solche Entscheidungsprozesse hinein.“
00:18:22 Frederike Probert „Genau daran sehen wir, dass wir nicht nur eine gläserne Decke haben, sondern ’ne Betondecke.“
00:19:37 Meike Arendt „Wenn du jetzt so wie ich hier in Bayern mal versuchst ’nen Kindergartenplatz zu kriegen, dann weißt du, warum nicht alle Mütter Vollzeit arbeiten. Das ist nämlich gar nicht so leicht.“
00:22:17 Frederike Probert „Zum einen hast du das politische Grundgerüst, aber auch im privaten Bereich: Augen auf bei der Partnerwahl.“
00:31:12 Frederike Probert „Am Ende des Tages merkt man auch sehr sehr schnell, ob solche Maßnahmen im Unternehmen ernst gemeint sind.“
00:33:42 Meike Arendt „Wenn du als Frau Karriere machen willst, brauchst du Mut. Und du brauchst auch mehr Mut als ein Mann, der Karriere machen möchte.“
00:36:17 Frederike Probert „Wir brauchen mehr Vorbilder. […] Wobei man da auch vorsichtig sein muss, weil es auch häufig in den Medien so dargestellt wird als wäre es was unglaublich besonderes, wenn Frauen jetzt Karriere machen.“
00:45:47 Frederike Probert „‚Hast du nicht Lust an dem Panel teilzunehmen? Uns fehlt da noch ’ne Frau.‘ Das ist ’ne Anfrage, die ich von Vornherein abgelehnt habe. Ich möchte angefragt werden, weil ich etwas kann.“
00:54:55 Frederike Probert „Es sollte nicht darum gehen Frauen zu fördern, sondern Frauen zu befördern. Punkt.“