„Die Menschen wissen sehr genau, ob sie von ihren Vorgesetzten gewertschätzt werden oder nicht und Wertschätzung ist die einzige Form von extrinsischer Motivation, die die intrinsische Motivation steigert.“
Ralf Lanwehr
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Ralf Lanwehr über Führungskräfte, Leadership Qualitäten und die Unterschiede zwischen Führung im Fußball und in der Wirtschaft
Im Fußball sowie in der Wirtschaft berät Ralf Lanwehr Führungskräfte und hilft, Unternehmensstrukturen neu zu entwickeln. Er ist außerdem Data Scientist und Professor für Management an der FH Südwestfalen. In dieser MachtWas!?!-Folge teilt er seine Expertise zum Thema Leadership: Welche Eigenschaften muss eine Führungskraft mitbringen, welche Fähigkeiten kann man noch lernen und gibt es Unterschiede in Fußball und Wirtschaft?
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:02:51: Lanwehrs Aufgabengebiet
- 00:08:44: Führungspotential: Talent oder Übung?
- 00:20:38: Unterschiedliche Führung in Fußball und Wirtschaft
- 00:38:05: Optimierungspotenzial von Führungskräften
- 00:50:29: Leadership Fähigkeiten
- 00:57:19: Motivation im Team
Unterschiedliche Führungsstile
Unternehmen werden derzeit von großen Themen wie New Work oder Corona bewegt und müssen sich in ihren Strukturen neu organisieren. Dann ist Lahnwehr zur Stelle, um beim richtigen Management zu unterstützen. „In Krisensituationen funktionieren tatsächlich zwei Führungsstile sehr gut: das ist der charismatische und der autoritäre. Im Gegensatz zum charismatischen funktioniert der autoritäre Führungsstil aber in Nicht-Krisensituationen sehr bescheiden. Die Leute lassen sich ungern von oben herab deckeln“, sagt der Experte. Es gebe bestimmte Charisma-Taktiken, die Lahnwehr stets im Kopf durchgeht – auch wenn er nur einen Politiker im Fernsehen beobachtet.
Eigenschaften und Fähigkeiten erfolgreicher Führungskräfte
Für späteren Erfolg als Leader gibt es Eigenschaften, die man mitbringt und Fähigkeiten, die man erlernen kann. Lahnwehr nennt beispielsweise Intelligenz, Empathie, Zuhören und Demut als wichtige Faktoren. Eine weitere essentielle Eigenschaft sei Charisma, die etwa 25-30 Prozent des Führungspotentials abdecke. Anhand einer Studie erklärt Lahnwehr, dass sogar dieser Charakterzug verbessert werden kann. Auf das eigene Aussehen und den Erfolg habe man hingegen weniger Einfluss. Als allgemeine Definition guter Führung formuliert unser Gast: „Das ist die Beeinflussung eines Teams in Hinblick auf ein gemeinsames Ziel.“ Das Team spielt auch in Hinblick auf Charisma eine wichtige Rolle. Denn es wirkt nur, wenn ein gewisser Wertekonsens zwischen der Führungskraft und der Gruppe herrscht. Gute Führung ist also nicht allein vom Leader abhängig, sondern auch von situativen Umständen.
Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung
„Da gibt es übrigens ganz lustige Geschlechterunterschiede: Männer tendieren dazu, sich zu überschätzen, Frauen tendieren dazu, sich zu unterschätzen.“
Ralf Lanwehr
Der Start eines jeden Coachings ist die Diagnostik. Deshalb beginnt Lanwehr seine Beratung damit, die Selbsteinschätzung seiner Kundschaft mit der Außenwahrnehmung zu vergleichen. Anschließend wird versucht, die Stärken weiter zu optimieren und Schwächen durch qualifizierte Teammitglieder auszugleichen. Zudem können bestimmte Techniken helfen, um beispielsweise Impulsivität in den Griff zu kriegen. Im Podcast verrät unser Gast wie das geht. Die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung sei außerdem im Fußball und in der Wirtschaft gleich.
Unterschiedliche Führung in Fußball und Wirtschaft
Unterschiede gebe es jedoch in der Führung. Denn im Profi-Fußball herrschen andere Grundbedingungen als beispielsweise in einem Maschinenbau-Unternehmen: Es gibt das immense Interesse von Außen, die Leidenschaft für den Sport und die hohen Gehälter, die sogar den Lohn des Chefs übersteigen. Michael und Lanwehr lassen sich etwas von ihrem Fußballfieber treiben und tauschen sich über Führungsfiguren in der Bundesliga aus. Darüber hinaus sprechen sie mit Blick auf den HSV über externe Umstände, die den Erfolg eines Vereins beeinflussen.
Intrinsische und extrinsische Motivation
Abschließend will Michael wissen, welche Rolle Geld für die Motivation eines Teams spielt. Unser Experte sagt: „Das Motivieren über extrinsische Faktoren ist sehr sehr heikel.“ Gehalt eigne sich daher nicht als Motivationsfaktor und könne sogar die intrinsische Motivation zerstören. Dahingegen sei Wertschätzung, die einfachste Sache, um Menschen zu motivieren. Deshalb sollten Führungskräfte ihren Mitarbeitenden über die Arbeit hinaus Aufmerksamkeit schenken und ehrliches Interesse zeigen. Künftig soll es außerdem möglich sein, mittels Künstlicher Intelligenz ein perfektes Team zusammenzustellen. Lanwehr hält aktuelle Startups, die eine solche Leistung anbieten, für schwachsinnig. In der Zukunft sei es aber durchaus möglich, dass solche Verfahren im Personalwesen Einzug finden. Einen ausführlicheren Input zu diesem Thema gibt es in seinem Blogbeitrag: Kann man von Sprache mittels KI auf die Persönlichkeit schließen?
Zitate:
00:06:02: „Das klassisch Autoritäre, das ist tatsächlich nicht mehr so angesagt, es ist aber auch in den meisten Fällen kontraproduktiv.“
00:06:12: „In Krisensituationen funktionieren tatsächlich zwei Führungsstile sehr gut: das ist der charismatische und der autoritäre. Im Gegensatz zum charismatischen funktioniert der autoritäre Führungsstil aber in Nicht-Krisensituationen sehr bescheiden. Die Leute lassen sich ungern von oben herab deckeln.“
00:07:25: „So ein Scholz kommt jetzt nicht nur übers Charisma.“
00:07:41: „Das ist klar evidenzbasiert schon nachgewiesen worden, dass du Charisma lernen kannst.“
00:09:38: „Charisma ist tatsächlich auch im Eigenschaftsanteil der wichtigste Prädiktor für späteren Erfolg als Führungskraft.“
00:11:09: „Ja, gute Führung kann man definieren. Das ist die Beeinflussung eines Teams in Hinblick auf ein gemeinsames Ziel.“
00:39:26: „Ich glaube es wäre vermessen, wenn man sagen würde, da kann mir ein Externer nicht helfen. Dann hat man glaube ich ein größeres Problem.“
00:44:40: „Da gibt es übrigens ganz lustige Geschlechterunterschiede: Männer tendieren dazu, sich zu überschätzen, Frauen tendieren dazu, sich zu unterschätzen.“
00:46:25: „Da haben wir mal geguckt: gibt es eigentlich im Fußball größere Selbstbild/Fremdbild-Diskrepanz als in der Wirtschaft und die Antwort ist Nein.“
00:58:30: „Extrinsisch heißt ja du wirst von außen motiviert. Und Gehalt ist so ein typischer Fall, das verpufft oder zerstört sogar die intrinsische Motivation. Das ist der sogenannte Korrumpierungseffekt.“
00:58:40: „Das Motivieren über extrinsische Faktoren ist sehr sehr heikel.“
00:58:58: „Die einfachste Sache, um Leute zu motivieren, ist Wertschätzung.“
00:59:46: „Die Menschen wissen sehr genau, ob sie von ihren Vorgesetzten gewertschätzt werden oder nicht und Wertschätzung ist die einzige Form von extrinsischer Motivation, die die intrinsische Motivation steigert.“