00:18:36: „Das war auch ein langer Prozess, an dessen Ende die Entscheidung stand zu sagen, jetzt gehe ich raus und werde all das, was mich so belastet, los und bin wieder Mensch.“
Katja Suding
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Katja Suding über persönliche Erfahrungen im Politikbetrieb, Machtkämpfe und Erfolge sowie das Leben als öffentliche Person
Katja Suding ist PR-Beraterin und fand als Quereinsteigerin erst mit 30 Jahren den Weg in die Politik. Im Jahr 2009 wurde sie in den Landesvorstand der FDP gewählt und später dann Fraktionschefin in der Hamburger Bügerschaft. Nach 11 Jahren verabschiedete sie sich aus der Politik, um „wieder Mensch“ zu sein. Ihre persönliche Geschichte erzählt sie in ihrem neuen Buch Reißleine . Im Podcast gibt sie uns bereits einen Vorgeschmack. Es geht unter anderem um ihre Zwiespälte als Spitzenpolitikerin und um Machtkämpfe innerhalb und zwischen den Parteien.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:00:00: Sudings Weg in die Politik
- 00:11:55: Antriebsfaktoren in der Politik
- 00:16:39: Zwiespälte an der Politikspitze und Sudings Ausstieg
- 00:27:58: Eigenschaften erfolgreicher Politiker
- 00:37:52: Machtkämpfe innerhalb und zwischen Parteien
- 00:43:23: Diversität und unterschiedliche Arbeitsweisen
- 00:47:25: Politik in Phasen der Unsicherheit
- 00:57:12: Sudings Leben außerhalb der Politik
Motivationen und innere Zwiespälte
Katja Suding beschreibt ihre Antriebsfaktoren in der Politik als Strauß an Motivationen. Zum einen gebe es das klassische Ich, das als Entscheidungsträgerin etwas bewegen will. Zum anderen habe ihr inneres Kind den Wunsch, gesehen zu werden. Sie sagt aber auch „Es war eigentlich ein permanenter Zwiespalt, in dem ich gewesen bin.“ Denn was für den Job gut war, tat ihr persönlich oft nicht gut. Beispielweise war es notwendig, Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit zu generieren, um überhaupt Politik machen zu können. Privat hätte sie darauf lieber verzichtet. Diese Widersprüche hat sie lange Zeit ausgehalten, bis die Balance irgendwann kippte und sie sich für einen Ausstieg aus der Spitzenpolitik entschied.
„Das war auch ein langer Prozess, an dessen Ende die Entscheidung stand, zu sagen, jetzt gehe ich raus und werde all das, was mich so belastet, los und bin wieder Mensch.“
Katja Suding
Austeilen und Einstecken
Michael fragt unsere Gästin, welche Eigenschaften man mitbringen muss, um in der Politik erfolgreich zu sein. Suding antwortet daraufhin, dass die Person gut vor einem Publikum sprechen können muss und idealerweise Spaß daran hat. Außerdem müsse man die Meinungen der Öffentlichkeit und auch den Wettbewerbsdruck aushalten können. Sie sagt, dass der mehrheitliche Umgang innerhalb und zwischen den Parteien gut und konstruktiv ist, aber einzelne Machtkämpfe trüben das Klima sehr. Und darauf hat Suding zukünftig keine Lust mehr.
„Ich möchte nicht mehr einstecken müssen, ich möchte in keiner Situation mehr sein, wo das erforderlich ist und ich möchte auch in keiner Situation mehr sein, wo es erforderlich ist, auszuteilen.“
Katja Suding
Nachholbedarf in der Politik
Im Podcast erzählt Suding außerdem, welche unterschiedlichen Arbeitsweisen sie bei Frauen und Männern kennengelernt hat und warum diverse Teams sinnvoll sind. Weiterhin spricht sie mit Michael über die derzeitige Politikführung. In Bezug auf die Situation in der Ukraine sagt sie. „Es ist viel Unsicherheit da und gerade in einer solchen Phase ist es sehr wichtig, dass sich die Regierenden und allen voran der Bundeskanzler erklärt.“ Es gehe vor allem um die richtige Kommunikation. Und es sei nicht unbedingt die Stärke von Olaf Scholz, über seine Motive zu sprechen. Suding ist zudem der Meinung, dass die Politik in den letzten Jahren viel versäumt hat. Als Beispiele nennt sie die Themen Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung und fordert große Schritte, um die Defizite nachzuholen. Abschließend sprechen die zwei nochmals über Sudings Entscheidung, aus der Spitzenpolitik auszusteigen. Bereut sie ihren Entschluss oder ist sie glücklich damit? Im Podcast wird darüber aufgeklärt.
Zitate:
00:11:46: „Es war ja auch so, dass es von außen nicht Wenige gab, die darauf gewartet haben, bis ich die ersten Fehler mache, und das wollte ich natürlich nicht.“
00:13:28: „Ich bin überzeugte Freidemokratin und ich möchte, dass Freie Demokraten eine Stimme – eine starke Stimme – in den Parlamenten haben.“
00:17:07: „Es war eigentlich ein permanenter Zwiespalt, in dem ich gewesen bin.“
00:18:11: „Es hatte immer auch die Kehrseite: Das was für den Job gut war, war für mich persönlich oft sehr sehr schwierig.“
00:18:36: „Das war auch ein langer Prozess, an dessen Ende die Entscheidung stand zu sagen, jetzt gehe ich raus und werde all das, was mich so belastet, los und bin wieder Mensch.“
00:22:26: „Ich schreibe im Buch meine Geschichte auf, aber die kann natürlich für andere komplett anders aussehen und wird sie auch.“
00:32:48: „Ich möchte nicht mehr einstecken müssen, ich möchte in keiner Situation mehr sein, wo das erforderlich ist und ich möchte auch in keiner Situation mehr sein, wo es erforderlich ist, auszuteilen.“
00:51:05: „Es ist viel Unsicherheit da und gerade in einer solchen Phase ist es sehr wichtig, dass sich die Regierenden und allen voran der Bundeskanzler erklärt.“
00:51:24: „Es geht nicht nur darum, die richtigen Dinge zu tun, sondern ganz stark auch im Gespräch zu sein. Und das ist eines der ganz großen Defizite von Bundeskanzler Scholz.“
00:54:11: „Es geht in einem Bundestag ja auch immer um den Wettstreit der richtigen Idee.“
00:56:21: „Ich persönlich halte es für falsch, zu sagen, wir können eine Politik der kleinen Schritte machen.“
00:58:37: „Ich bin froh, dass sich im Koalitionsvertrag auch Konzepte und Ideen befinden, die ich selbst noch als Abgeordnete maßgeblich mitentwickelt habe.“