„Das, was der DFB nicht mehr schafft heute in seiner Außendarstellung ist einfach, sich als einen wirklich in sich geschlossenen Verband darzustellen.“
Steffi Jones
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Steffi Jones über Talent und Glück im Profisport, ihre aktive Fußballkarriere, die Rolle des Geschlechts im Fußball und ihre Arbeit beim DFB
Stephanie Ann aka Steffi Jones zählt zu den erfolgreichsten deutschen Fußballerinnen. Gemeinsam mit ihrem Team gewann sie dreimal die Europameisterschaft und einmal die Weltmeisterschaft. Auch nach ihrer Karriere blieb sie dem Fußball treu: Sie war Trainerin und Funktionärin des DFB, aber hat inzwischen auch neue Wege in der Softwarebranche eingeschlagen. Im Machtwas!?! Podcast spricht sie mit unserem Host Michael über ihre persönlichen Entwicklungen durch den Profisport, Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Frauen- und Männerfußball und die Arbeit im DFB.
- 00:02:34: Steffi Jones‘ aktive Fußball-Karriere
- 00:08:35: Rolle von Geschlechtlichkeit beim Fußball
- 00:12:00: Diskriminierungserfahrungen und persönliche Entwicklungen durch Fußball
- 00:19:03: Talent und Glück beim Profisport
- 00:27:32: Unterschiede/Gemeinsamkeiten von Frauen- und Männerfußball
- 00:33:35: Arbeit und gesellschaftliche Verantwortung des DFB
- 00:55:36: Tipps zum Umgang mit Herausforderungen
Persönliche Entwicklungen durch Fußball
Mit vier Jahren kam Steffi Jones zum ersten Mal mit Fußball in Kontakt. Anfangs stand sie noch am Spielfeldrand als Torpfosten – wie sie lachend erzählt – bis die Jungs sie mitspielen haben lassen. Anschließend war sie regelmäßig mit ihnen im Training, bis sie mit dreizehn Jahren in eine Mädchenmannschaft wechseln musste. Von da an ging ihre Karriere steil nach oben und der Fußball prägte sowohl ihren beruflichen als auch privaten Weg. Jones erzählt von ihrer Kindheit in Frankfurt und von Diskriminierungserfahrungen. Ihr wurde oft das Gefühl vermittelt, aufgrund ihrer Hautfarbe mehr leisten zu müssen. Aber im Fußball habe es keine Rolle gespielt, wie sie aussehe oder wo sie herkomme. Deshalb hat ihr der Sport in dieser Zeit viel Halt gegeben und ihr sowohl persönliche Stärke als auch soziale Kompetenzen vermittelt.
Der Weg zum Profifußball – Glück oder Talent?
Michael interessiert sich dafür, wie viel Talent und wie viel Glück nötig ist, um im Profifußball erfolgreich zu sein. Und ab wann erkennt man, dass alle Türen für eine Sportkarriere offen stehen? Jones ist der Meinung, dass Koordination, Ballgefühl und ein Lauftalent bereits im Kindesalter zu sehen sind. Ihr entscheidendes Moment fand 1989 statt, als ihr gesagt wurde, dass sie es nicht schaffen würde, in der Nationalmannschaft zu spielen. Ab diesem Zeitpunkt war ihr Ehrgeiz geweckt und sie setzte alle Hebel in Gang, um ihr Ziel zu erreichen. Sie beschreibt sich selbst als diszipliniert, zielstrebig und stets motiviert, noch besser zu werden. Diese Eigenschaften, ein gewisses Fußballtalent und eine Portion Glück hätten sie auf den Weg ihrer Karriere gebracht.
Männer- und Frauenfußball
„Da gibt es für mich tatsächlich keinen Unterschied, es ist Fußball. Es ist Fußball, der mir bei den Männern manchmal keinen Spaß macht zuzugucken, aber auch bei den Frauen.“
Steffi Jones
Jones‘ Antwort auf die Frage nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Frauen- und Männerfußball ist eindeutig: „Taktik, Spielsysteme sind auf jede Mannschaft übertragbar, ob Frauen oder Männer.“ Sie fordert, dass das Spiel jeweils unabhängig vom Geschlecht bewertet werden soll und dass bei den Unterscheidungen keine Klischees ausgepackt werden sollen. Obwohl der Sport sehr männlich behaftet sei, habe sie sich nie mit den Männern verglichen oder wäre neidisch auf sie gewesen. „Ich gucke Fußball gerne und ich gehe nicht nach dem Geschlecht, sondern ich gucke das Spiel und sage mir: fand ich gut oder fand ich nicht gut“, sagt die ehemalige Profisportlerin.
Das Image-Problem des DFB
Michael und seine Gästin sind sich einig, dass der DFB ein Problem mit seiner Außendarstellung hat. Dabei sei es wichtig, zwischen dem Management und den Menschen zu unterscheiden, die durchaus mit Leidenschaft und Expertise ihren Job machen. Laut Jones würde die großartige Mitarbeit von den Machtkämpfen in den oberen Etagen überschattet werden. Konkrete Ziele zu formulieren, sei die Voraussetzung dafür, das Bild nach außen zu ändern: Wofür steht der DFB und wo liegen seine Aufgaben? Sie wünscht sich von dem Dachverband ein respektvolles Miteinander und eine Nähe zu den Vereinen, die auch den Amateurfußball mit einschließt. Denn mit einem Recht auf Mitgestaltung würden sich alle wohler fühlen. Abschließend verrät Jones ihre Tipps, wie sie mit Herausforderungen umgeht. Ihr Motto lautet: „Ich stelle mich jeglicher Herausforderung, wenn sie denn realistisch ist.“
Zitate:
00:02:04: „Das entscheidende für mich ist immer: es geht nicht um die Titel, die wir gewonnen haben, sondern das was ich aus meiner Fußballkarriere rausziehen durfte.“
00:14:31: „Und so hat mir der Fußball einfach sehr geholfen, weil es keine Rolle spielte, wie ich aussehe, wo ich herkomme.“
00:16:12: „Ich habe durch den Fußball meine größte Leidenschaft entwickelt, ich war gut und zielstrebig.“
00:29:02: „Da gibt es für mich tatsächlich keinen Unterschied, es ist Fußball. Es ist Fußball, der mir bei den Männern manchmal keinen Spaß macht zuzugucken, aber auch bei den Frauen.“
00:29:18: „Ich gucke Fußball gerne und ich gehe nicht nach dem Geschlecht, sondern ich gucke das Spiel und sage mir: fand ich gut oder fand ich nicht gut.“
00:40:33: „Das, was der DFB nicht mehr schafft heute in seiner Außendarstellung ist einfach, sich als einen wirklich in sich geschlossenen Verband darzustellen.“
00:46:45: „Geld ist immens wichtig, um eben gerade auch Vereine zu unterstützen – sei es im Aufbau oder in Materialien.“
00:49:06: „Die Verbandsstrukturen sind schon nicht so einfach, aber es sind dennoch genug Handlungsoptionen da, dass ich mich mehr für meine Vereine einsetzen kann.“
00:57:00: „Ich stelle mich jeglicher Herausforderung, wenn sie denn realistisch ist.“