„Unser Job ist es zu schauen, wo gibt es strukturelle Probleme in der Gesellschaft und wie können wir diese ans Licht bringen.“
Daniel Drepper
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Investigativer Journalismus – was ist das und warum ist das wichtig?
Daniel Drepper ist Investigativjournalist und leitet seit 2022 die Recherchekooperation von WDR, NDR und SZ. Zu seinen jüngsten Fällen zählen die Recherchen zu Till Lindemann sowie zu der Milliarden-Verschwendung bei der Herstellung von Krebsmedikamenten durch Apotheker. Im Podcast gibt er einen tiefen Einblick in sein Arbeitsfeld und erläutert beispielsweise, wie die Themenauswahl getroffen wird und was es mit dem Begriff Verdachtsberichterstattung auf sich hat. Wie werden zudem Informanten und Informantinnen geschützt und welches Interesse haben Medienhäuser an der Finanzierung von Investigativteams? Das alles und viel mehr erfährst du in der Folge mit Daniel Drepper.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:01:33: Vorstellung Daniel Drepper und sein Arbeitsfeld
- 00:09:16: Recherchethemen der letzten zwei Jahre
- 00:13:08: Auswahl der Themen
- 00:21:08: Einblick in die operative Arbeit
- 00:33:10: Fall Till Lindemann
- 00:47:41: Interesse von Medienhäusern an Investigativteams
Arbeit eines Investigativjournalisten
„Grundsätzlich feiere ich jede gute Umwelt- und Klimarecherche und würde da gerne noch viel mehr machen.“
Daniel Drepper
Das Gespräch beginnt mit der Vorstellung von Daniel Drepper und der Definition des Investigativjournalismus. Drepper erklärt, dass sein Job darin besteht, strukturelle Probleme in der Gesellschaft aufzudecken und ans Licht zu bringen. In seiner Arbeit fokussiert er sich vor allem auf die Themen Machtmissbrauch sowie Arbeitsausbeutung und möchte zukünftig dem Bereich Umwelt- und Klimaschutz mehr Beachtung schenken. In der Folge gibt er Einblicke in seine operative Arbeit und verrät insbesondere, wie er Menschen davon überzeugt, mit ihm zu sprechen.
Herausforderungen bei der Verdachtsberichterstattung
Drepper berichtet von den Recherchen zu prominenten Persönlichkeiten wie Julian Reichelt oder Till Lindemann und erläutert den Begriff Verdachtsberichterstattung. Diese Form der Berichterstattung stellt einen Tatbestand dar, der gerichtlich noch nicht abgeschlossen ist und den Leserinnen und Lesern offen zur Rezeption zur Verfügung gestellt wird.
Laut Drepper erfordere eine solche Veröffentlichung eine sorgfältige Abwägung der Belege sowie der Relevanz für die Gesellschaft und die Aufdeckung struktureller Probleme. Weiterhin spricht er über die Vorwürfe, dass die Recherchen in erster Linie für Quoten und Klicks produziert werden und warum Medienhäuser in die aufwändige und finanziell anspruchsvolle Arbeit des Investigativjournalismus investieren.
Zitate:
00:02:48: „Unser Job ist es zu schauen, wo gibt es strukturelle Probleme in der Gesellschaft und wie können wir diese ans Licht bringen.“
00:20:11: „Es gibt in diesem Sinne keine Objektivität, es gibt nur die Möglichkeit, Recherchen zu objektivieren, indem man möglichst viele Quellen heranzieht, indem man möglichst viele Leute befragt, indem man möglichst nachvollziehbar macht, wo die Informationen herkommen.“
00:26:30: „Und das ist auch ein großer Teil meiner Arbeit, dass ich versuche, sowohl im öffentlichen Raum als auch in persönlichen Gesprächen das Gefühl zu vermitteln: erstens ich weiß, was ich tue, und zweitens das könnte vielleicht sogar interessant sein, mit denen zu sprechen.“
00:42:53: „Uns wird ja manchmal von Anwaltskanzleien oder auch anderen möglicherweise vorgeworfen, die machen das für die Quote, für die Klicks. […] Ich persönlich habe da irgendwie nicht viel davon. Ich kriege jeden Monat das gleiche Geld, egal wie jetzt was geklickt oder verkauft wird.“
00:44:36: „Wenn man jetzt sagen würde, mein Ziel ist es, niemals jemanden in die Öffentlichkeit zu stellen, bei dem möglicherweise irgendwann herauskommt, die Verdachtsberichterstattung hat so nicht gestimmt, dann darf ich keine Verdachtsberichterstattung mehr machen. Und dann stehen aber alle Menschen, denen schlimme Sachen passieren, ohne Berichterstattung da.“