„Das [Tysons Biss ins Ohr] ist bis heute der größte Skandal im Boxbusiness.“
Bernd Bönte
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Bernd Bönte über Sportjournalismus, das Boxen und das Boxbusiness
In dieser Folge des MachtWas!?!-Podcasts ist Sportjournalist, „Klitschko-Manager“ und Boxexperte Bernd Bönte zu Gast. Auch wenn unser heutiger Gast Faszination und Kenntnis für viele Sportarten mitbringt, es wird schnell klar, dass eine ganz bestimmte einen besonderen Stellenwert genießt. Boxen!
Im Podcast spricht Bernd Bönte über seine vielen Begegnungen mit den Stars aus der Welt des Profixboxens. Mit dabei sind u.a. Mike Tyson, die Klitschkos, Muhammad Ali, Henry Maske, Don King oder auch der deutsche Nachwuchsschwergewichtler Peter Kadiru. den er seit 2018 managt. Außerdem geht es um die Eltern der Klitschko-Brüder, Storytelling im Sport, Drachenflieger im Ring und Faustkämpfe außerhalb des Rings. Michael interessiert aber auch, wie Bernd Bönte im Journalismus „gelandet“ ist und wie das zu Beginn so war:
„Ich hatte dort auch das Vergnügen mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch in einer Sendung sitzen zu dürfen und mir den Humor der beiden anzuschauen und anzuhören.“
Bernd Bönte
Das Hobby zum Beruf gemacht
Bernd Bönte hat in seinem Leben nicht nur über die unterschiedlichsten Sportarten berichtet, sondern durfte auch in diversen Medienhäusern Erfahrungen sammeln. Im Podcast spricht er über zwei Jahrzehnte als Sportjournalist bei der Abendzeitung München über Hospitationen beim Bayerischen Rundfunk bis zu Tele 5, Premiere und vielen anderen.
Es geht auch darum, wie glücklich man werden kann, wenn das Hobby zum Beruf wird. Und wie toll es ist eigentlich, wenn man im Job auch noch seine größten Vorbilder, wie Cassius Clay (besser bekannt als Muhammad Ali) persönlich kennenlernt: „Ali ist für mich, aufgrund seiner Leistungen innerhalb und außerhalb des Rings, der größte Mensch, dem ich je begegnet bin.“
Der Ohrbiss und Massenschlägereien im Madison Square Garden
Als Kommentator und Moderator hat Bernd Bönte nicht nur von der ersten Reihe aus mitbekommen, wie Mike Tyson seinem Kontrahenten Evander Holyfield ein Stück vom Ohr abgebissen hat. Er musste auch schon mal den Madison Square Garden in New York verlassen, weil sich dort mehr außer- als innerhalb des Rings „geboxt“ wurde.
Dass Bernd Bönte fürs Boxen brennt, kann er definitiv nicht verstecken. Michael fragt, wie man es trotzdem schafft, die Rolle des Journalisten und Experten von der des Fans zu trennen. Bernd Bönte verdeutlicht, dass eine gewisse Emotionalität mittlerweile aber auch in der Sportberichterstattung gewünscht ist: „Wenn ein deutscher Boxer gegen einen Boxer aus England boxt, dass man da dem [Deutschen] die Daumen drückt ist klar.“
In dieser MachtWas!?! Folge geht aber auch um die grundsätzliche Entwicklung des Sportjournalismus, getrieben durch Social Media oder die neuen Player auf dem Streaming-Markt:
„Ab übernächster Saison sind DAZN und Amazon Prime in Deutschland die exklusiven Berichterstatter im TV was die Champions League betrifft. […] Aber das ist nicht negativ.“
Bernd Bönte
Die Zusammenarbeit zwischen Bernd Bönte und den ukrainischen Schwergewichten
Im Podcast erzählt Bernd Bönte, dass er die Klitschkos noch als Sportjournalist in Las Vegas kennengelernt hat und wie er ihr Manager wurde. Bönte war aber nicht nur Manager, sondern auch Geschäftsführer der gemeinsamen Firma und Promoter der Klitschkos. Michael fragt dann nach dem Unterschied zwischen Manager und Promoter. Viele Hörer kennen da die Unterschiede sicher nicht und freuen sich über die Aufklärung durch den Experten.
„So wie die Menschen die Klitschkos nach außen wahrgenommen haben, so waren sie auch privat.“
Bernd Bönte
Bernd Bönte spricht auch darüber, was die Klitschkos mit dem ehemaligen Profiboxer und Weltmeister Henry Maske gemeinsam haben. In dem Zusammenhang geht er auch auf ihre absolute Professionalität ein. Und was kann sich ein aufstrebender Amateurboxer von den zwei Brüdern abschauen? Einen Vorteil, den die Klitschkos haben, könne man jedoch nicht so leicht nachahmen:
„Der Hauptdank geht, würde ich sagen, an die Eltern.“
Bernd Bönte
Über die Relevanz von Geschichten und der Rolle vom Boxen in Deutschland
Bernd Bönte macht klar, dass auch Boxen ein Entertainmentprodukt ist. Der Sport allein reiche nicht aus, es müssten auch Geschichten erzählt werden: „Das Interesse am Boxen ist nach wie vor da. […] Es liegt natürlich an den Protagonisten.“
Zu Charakteren wie Mike Tyson und seinem Manager Don King gab es genügend Geschichten zu erzählen. Bernd Bönte spricht im Podcast über Verhandlungen, die er mit Don King geführt hat und wie er diesen einschätzt: „Klar, das ist sicherlich jemand, der zwar großartige Kämpfe promotet hat […] aber er hat natürlich auch viele Familien und Boxer ins Nichts stürzen lassen, ganz bewusst. […] Das kann man nicht so locker mit ‚Schlitzohrigkeit‘ bezeichnen, das ist grauenhaft was der Mann gemacht hat und sicher kein Vorzeigemodell. Passt, dass er im letzten Wahlkampf für Donald Trump Werbung gemacht hat.“
Michael möchte wissen, ob der Boxsport auch außerhalb Deutschlands mit dem Rotlichtmilieu verbunden wird. Außerdem vergleichen die beiden die hiesige Profiszene mit dem internationalen Boxsport.
Bernd Bönte sieht auch in Deutschland viele talentierte Boxerinnen und Boxer, die jedoch immer die richtigen (Medien-)Partner brauchen. Weder Henry Maske noch die Klitschkos hätten so bekannt werden können, wenn nicht die richtige Wahrnehmung in den Medien stattgefunden hätte.
Wann es Zeit ist, die Handschuhe an den Haken zu hängen
„Angst im Boxen, glaube ich, haben viele, wenn sie in den Ring steigen. Aber das ist wie beim Gift einer Schlange: Das kann man medizinisch nutzen, dann kanns ein Vorteil sein. Wenn man zu viel bekommt, kanns tödlich sein.“
Bernd Bönte
Michael und Bernd Bönte sprechen darüber, wie es vielen Profiboxern schwerfällt den richtigen Zeitpunkt für einen Ausstieg zu finden. Bernd Bönte findet, das sei ein trauriger Teil des (Box-)sports, seiner Meinung nach aber eine Ausnahme.
Zum Schluss geht es noch um Freundschaften im Boxen, warum die Politik den Sport viel häufiger als Plattform nutzen sollte und welche Frage für jede Sportjournalistin und jeden Sportjournalisten ein absolutes No-Go ist.
Zitate:
00:03:29 „Ich hatte dort auch das Vergnügen mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch in einer Sendung sitzen zu dürfen und mir den Humor der beiden anzuschauen und anzuhören.“
00:06:07 „Ich habe glaube ich wirklich alle Stadien in Deutschland kennengelernt.“
00:07:37 „Ali ist für mich, aufgrund seiner Leistungen innerhalb und außerhalb des Rings, der größte Mensch, dem ich je begegnet bin.“
00:11:27 „Das [Ohrbiss] ist bis heute der größte Skandal im Boxbusiness.“
00:14:37 „Wenn ein deutscher Boxer gegen einen Boxer aus England boxt, dass man dem die Daumen drückt ist klar.“
00:18:19 „Wenn ich natürlich da Hofberichterstattung vom Stapel lasse, macht das natürlich wenig Sinn.“
00:19:46 „Ab übernächster Saison sind DAZN und Amazon Prime in Deutschland die exklusiven Berichterstatter im TV was die Champions League betrifft. […] Aber das ist nicht negativ.“
00:21:04 „Diese Sportarten haben nicht den Einfluss und das Backing, das der Fußball hat. Der Fußball überlagert alles.“
00:30:44 „Diesen Touch zum Milieu den gibt’s eigentlich nur in Deutschland. In den USA ist das überhaupt kein Thema.“
00:33:17 „Das Interesse am Boxen ist nach wie vor da. […] Es liegt natürlich an den Protagonisten.“
00:34:47 „Profisport ist Entertainment.“
00:37:27 „Der Hauptdank geht, würde ich sagen, an die Eltern.“
00:38:07 „So wie die Menschen die Klitschkos nach außen wahrgenommen haben, so waren sie auch privat.“
00:45:27 „Klar, das ist sicherlich jemand [Don King], der zwar großartige Kämpfe promotet hat, wie den ‚Rumble in the Jungle‘ und den ‚Thrilla in Manila‘ […] aber er hat natürlich auch viele Familien und Boxer ins Nichts stürzen lassen, ganz bewusst. […] Das kann man nicht so locker mit ‚Schlitzohrigkeit‘ bezeichnen, das ist grauenhaft was der Mann gemacht hat und sicher kein Vorzeigemodell. Passt, dass er im letzten Wahlkampf für Donald Trump Werbung gemacht hat.“
00:51:57 „Angst im Boxen, glaube ich, haben viele, wenn sie in den Ring steigen. Aber das ist wie beim Gift einer Schlange: Das kann man medizinisch nutzen, dann kanns ein Vorteil sein. Wenn man zu viel bekommt, kanns tödlich sein.“
01:00:03 „Wenn man dann in einer Sportart mit einem sympathischen Jungen, wie dem Peter Kadiru zusammenarbeiten kann, etwas weitergeben kann, ist das großartig und macht auch Spaß. Dann guckt man auch nicht mehr aufs Geld.“
01:07:06 „Klar, wenn man ständig Trash-Talk macht und den anderen runterputzt, dann kann es sein, dass man sich nach einem harten Duell umarmt. Aber am Ende des Tages […] gab es nie Freundschaften.“
01:09:21 „Deswegen ist Sport so eine tolle Plattform, die eigentlich auch in der Politik viel häufiger genutzt werden sollte.“