„Man braucht nicht meinen, dass man als Kreativer von Luft und Liebe leben kann.“
Marina Hoermanseder
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Marina Hoermanseder über Lady Gaga, das Geschäft mit der Mode, Kreativität und harte Arbeit
Die Modedesignerin Marina Hoermanseder ist zu Gast im MachtWas!?!-Podcast. Halb Österreicherin, halb Französin, lebt die Wienerin mittlerweile seit zehn Jahren in Berlin und hat dort nach ihrem Studium ein eigenes Modelabel aufgebaut. Marina Hoermanseder hat nicht nur die Uniformen der österreichischen Post entworfen, sondern auch schon Lady Gaga und Jennifer Lopez eingekleidet.
Im Podcast geht es außerdem um Auslandssemester auf Hawaii, einen kurzen Abstecher in die Welt des Schauspiels, Praktika bei Alexander McQueen und die dortigen Machtspielchen, warum man lieber nicht als Privatperson haftet, wenn sich ein Model mal verletzt und warum man seine eigenen Entscheidungen treffen muss, aber den Rat der Eltern doch beherzigen sollte.
Nach dem Gymnasium ans Konservatorium, dann zur Wirtschaftsuniversität, um zum Schluss am École supérieure zu landen
„‚Jetzt mach ich Mode‘, und da hat aber dann mein Vater einen Riegel dazwischengeschoben und gesagt: ‚Nein, wenn es die Schauspielerei nicht ist, dann wirst du jetzt nicht zum nächsten brotlosen Job rüber wechseln. Du machst den ersten Abschnitt vom Wirtschaftsstudium.'“
Marina Hoermanseder
Marina Hoermanseder erzählt im Podcast, warum sie an den ersten Abschnitt des Wirtschaftsstudiums auch noch den Zweiten drangehangen hat. Es geht auch darum, wie es ist, einen langjährigen Traum irgendwann Wirklichkeit werden zu lassen und warum es dafür auch manchmal einen Motivations- oder auch Provokationsschub von außen braucht.
Marina spricht darüber, was man als Modedesign-Studentin an der ESMOD in Berlin an Wissen, Inspiration und auch harter Arbeit mitbekommt. „Also, Modedesign-Studentin zu sein bedeutet, jeden Samstag und Sonntag an einer Mappe zu arbeiten, die man am Montag um 9 Uhr abgeben muss. Mit der U-Bahn zu fahren, mit einer riesigen Rolle, die man am Rücken hat, wo die ganzen eingerollten Schnittteile von der Kleidung drinnen sind. […] Also eigentlich wie ein Esel hin- und herzufahren.“
Stofffetzen vom Boden aufheben und andere Machtspiele in London
Marina Hoermanseder beschreibt, wie es war, für den mittlerweile verstorbenen britischen Modedesigner Alexander McQueen zu arbeiten. Außerdem reden Michael und Marina Hoermanseders darüber, was die Arbeit in einem Modelabel mit der Arbeit in einer Investmentbank oder dem Spielen in einer Fußballmannschaft gemeinsam hat.
„Für Alexander McQueen zu arbeiten war für mich erstmal schon so: ‚Wow!‘ […] Man ist zwar der letzte Pimpf dort und wird eigentlich nur angeschrien und schlecht behandelt, aber trotzdem denkt man sich: ‚Ok, ich mach das, weil ich einfach für McQueen arbeite.“
Marina Hoermanseder
Nachdem sie während des Praktikums London einiges erleben musste aber auch lernen konnte, war die anschließende Abschlussarbeit in Berlin (eine Diplomkollektion) eine Kleinigkeit. Ebendiese Diplomkollektion wurde dann von Weltstar Lady Gaga bestellt. Wie es dazu kam und was eine weitere Praktikantin in New York damit zu tun hat, erfahrt ihr im Podcast.
Marina Hoermenseders Weg vom Modelcasting in der Wohnküche zum eigenen Atelier
Marina hat ihre erste Show mit 17 Looks noch gemeinsam mit Freunden in der eigenen Wohnung vorbereitet (inklusive Modelcasting in der Küche). Heute hat sie ein Büro und Atelier mit mehreren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kreuzberg.
Marina Hoermanseder erklärt, worin für sie die Unterschiede zwischen „Showpieces“ und „kaufbaren Dingen“ liegen. Warum stellt sie als Designerin beides her? „Das eine ist ‚Show, Show, Leder, Leder, Leder‘ und das andere ist ‚Pullis, T-Shirts, Accessoires‘. Das sind im Team schon zwei Bereiche, die beide bespielt werden und ich bin nicht der Meinung, dass ich mich jemals entscheiden muss.“
Michael möchte wissen, wie der Spagat zwischen kreativer Freiheit und Umsatzmaximierung hinzukriegen ist. Marina Hoermanseder erklärt, wie sie versucht, als „Kleber“ kommunikativ Verständnis zwischen Verwaltung und Verkauf und dem handwerklichen bzw. künstlerischem Betrieb herzustellen. Außerdem macht sie klar, warum sie keine Angst hat, dass einer der Bereiche irgendwann Überhand gewinnen wird.
Ist Instagram einflussreicher als die Vogue?
Während früher die Vogue bestimmt hat, was im nächsten Sommer getragen wird, sind heute Influencer auf Instagram und TikTok ausschlaggebend. Deren Reichweite übersteigt in einigen Fällen sogar die mancher großer Redaktionen.
„Die Vorbildfunktion ist momentan so stark ausgeprägt mit den Influencern, dass man sich gar nicht mehr die Frage stellt: ‚Woher kommt das eigentlich?‘, sondern wenn es der Meinungsbildner trägt, dann muss man es auch haben.“
Marina Hoermanseder
Marina Hoermanseder spricht im Podcast darüber, wie auch ihre Designs unterbewusst von den Trends in den sozialen Medien beeinflusst werden. Außerdem geht es darum, wie sich die „Modebilder“ von Städten unterscheiden. Während Hemd und gute Schuhe in Wien an einem Samstag einfach dazugehören, kommt man damit in Berlin in keinen Club.
Ohnehin gebe es keine einheitlichen Trends mehr. Die Mode sei viel individueller geworden und unterschiedliche Stile werden parallel zueinander getragen. „Es wird viel weniger mit Augen gerollt, wenn man was anhat.“ So wie die Vogue an Stellenwert verloren hat, hat es auch der Einzelhandel. Im Podcast verrät Marina Hoermanseder, warum sie nur noch in kleine Second-Hand-Läden geht und ansonsten ausschließlich online bestellt.
Wenn das Label den eigenen Namen trägt, geht es nicht nur um die Marke
Marina Hoermanseder erklärt, warum sie hinter jedem ihrer Produkte stehen kann. Sie hat auch kein Problem damit hat, einzelne Ideen zur Lizensierung freizugeben. Und wie hängt das mit ihrer Person zusammen? „Ich bin nicht die unnahbare Designerin, die ganz weit weg ist, sondern ich bin die, die viel von sich selbst zeigt. […] Ich zeige meine Emotionen, ich zeige wie es mir geht.“
„Eine Kooperation, eine Bewerbung der Produkte, ist mit mir als Person verbunden. Ich muss dahinterstehen und wenn ich dahinterstehe, weiß ich, dass man es mir abnimmt. […] Ich würde nichts designen, wo ich nicht dahinterstehe.“
Marina Hoermanseder
Deshalb könne man auch ihre Pullis kaufen, wenn man kein Vermögen besitzt. Warum aber auch die Preise ihrer Alltagskleidung „wehtun“ müssen, verrät sie im Podcast.
Michael möchte wissen, wie Marina Hoermanseder als werdende Mutter die nächsten Jahre plant. Sie mache sich da keine Sorgen und vertraue auf ihre Intuition und ihr Bauchgefühl. Marina Hoermanseder erzählt, wie sie und ihre Mitarbeiterinnen sich auf das neue „Teammitglied“ freuen. „Ich bin sehr entspannt und möchte weiterhin hundert Prozent fleißig sein und Vollgas geben. […] Ich freue mich darauf, dass ich mein Kind in mein Leben einbauen kann.“
Zum Schluss bekommt Michael ein Lob dafür, dass er Marina nicht gefragt hat, was sie inspiriert. Gefallen hat ihr auch , dass sie im Podcast ihre unternehmerische Seite hervorheben durfte: „Heute als Unternehmergeist hier zu sitzen fand ich super, super spannend.“
Zitate:
00:05:12 „‚Jetzt mach ich Mode‘, und da hat aber dann mein Vater einen Riegel dazwischengeschoben und gesagt: ‚Nein, wenn es die Schauspielerei nicht ist, dann wirst du jetzt nicht zum nächsten brotlosen Job rüber wechseln. Du machst den ersten Abschnitt vom Wirtschaftsstudium.'“
00:08:04 „Also, Modedesign-Studentin zu sein bedeutet, jeden Samstag und Sonntag an einer Mappe zu arbeiten, die man am Montag um 9 Uhr abgeben muss. Mit der U-Bahn zu fahren, mit einer riesigen Rolle, die man am Rücken hat, wo die ganzen eingerollten Schnittteile von der Kleidung drinnen sind […] also eigentlich wie ein Esel hin- und herzufahren.“
00:10:09 „Für Alexander McQueen zu arbeiten war für mich erstmal schon so: ‚Wow!‘ […] Man ist zwar der letzte Pimpf dort und wird eigentlich nur angeschrien und schlecht behandelt, aber trotzdem denkt man sich: ‚Ok, ich mach das, weil ich einfach für McQueen arbeite.“
00:12:26 „Unten gab’s dann den Panic-Room für Praktikanten. Da ist man dann kurz weinen gegangen und der Tag ging dann auch weiter.“
00:26:23 „Ich habe zwei Herzen in meiner Brust. Das eine ist natürlich die Designerin, die ihre Kunst machen und durchsetzen möchte. Auf der anderen Seite ist es aber nicht so, dass ich den ganzen Tag über Fashion spreche und designe und immer nur einen Kohlstift in der Hand habe und auf wahnsinnig geilem Aquarellpapier Illustrationen mache. […] Ich sitze hier am Schreibtisch und habe die meiste Zeit den Laptop offen und kontrolliere was tut sich im Shop, wie viele Beschwerden gibt es aus dem Online-Shop, funktionieren die Prozesse?“
00:29:57 „Das eine ist ‚Show, Show, Leder, Leder, Leder‘ und das andere ist ‚Pullis, T-Shirts, Accessoires‘. Das sind im Team schon zwei Bereiche, die beide bespielt werden und ich bin nicht der Meinung, dass ich mich jemals entscheiden muss.“
00:33:57 „Die Vorbildfunktion ist momentan so stark ausgeprägt mit den Influencern, dass man sich gar nicht mehr die Frage stellt: ‚Woher kommt das eigentlich?‘, sondern wenn es der Meinungsbildner trägt, dann muss man es auch haben.“
00:37:44 „Es wird viel weniger mit Augen gerollt, wenn man was anhat.“
00:45:34 „Der Handel hats nicht einfach, die Kunden werden gefühlt jedes Jahr ein Jahr älter.“
00:52:04 „Eine Kooperation, eine Bewerbung der Produkte ist mit mir als Person verbunden. Ich muss dahinterstehen und wenn ich dahinterstehe, weiß ich, dass man es mir abnimmt. […] Ich würde nichts designen, wo ich nicht dahinterstehe.“
00:57:34 „Ich bin nicht die unnahbare Designerin, die ganz weit weg ist, sondern ich bin die, die viel von sich selbst zeigt. […] Ich zeige meine Emotionen, ich zeige wie es mir geht.“
01:02:38 „Ich bin sehr entspannt und möchte weiterhin hundert Prozent fleißig sein und Vollgas geben. […] Ich freue mich darauf, dass ich mein Kind in mein Leben einbauen kann.“
01:04:52 „Heute als Unternehmergeist hier zu sitzen, fand ich super, super spannend.“
01:07:14 „Die Modebranche ist auch nicht anders als andere Branchen. Man braucht nicht meinen, dass man als Kreativer von Luft und Liebe leben kann.“