„Es gibt Spiele, da können Sie als Schiedsrichter Hass anfassen. […] Wenn Sie solche Momente erleben, dann denke ich mir eigentlich immer: ‚Die haben nichts gegen mich persönlich.'“
Deniz Aytekin
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Deniz Aytekin über Druck und Hass, Schwalbenkönige und die Erfolgsfaktoren für eine Karriere sowohl im Profisport als auch als Unternehmer
Deniz Aytekin ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Der FIFA-Elite-Schiedsrichter und Onlineunternehmer spricht im Podcast über seine Liebe zum Fußball, den Schiedsrichterberuf und die Vorurteile, die damit einhergehen. Wer wissen möchte, wie man sich in der Rechtsberatung, im Fußball und in der Welt der Esoterik super erfolgreich, hört den Podcast.
Außerdem im MachtWas!?!-Podcast:
- Schulzeit in der Türkei und Deutschland: Deniz Aytekin spricht über ein Gemeinschaftsgefühl und die Wichtigkeit von Markenschuhen.
- Druck auf Schiedsrichter: Von Spielern, Fans, Vereinen und den Medien.
- Testimonial für Sportartikel und Deodorants: Können auch Schiris eine eigene Marke werden?
- Schwalbenkönige und andere „Typen“: Haben Schiedsrichter Vorurteile gegenüber bestimmten Spielern?
- Demut und Pandemie: Deniz Aytekin über die Sonderrolle, die dem Profifußball zukam.
Von Astro TV bis zu Legal Tech unternehmerisch aktiv
Im Podcast spricht Deniz Aytekin über seinen Versuch, das berufsbegleitende BWL-Studium, die Schiedsrichterkarriere und ein junge Familie unter einen Hut zu bringen: „Rückblickend würde ich sagen, weiß ich nicht, ob ich das alles so wieder machen würde. Weil man viel auch aufgeben muss und aufgegeben hat.“
Nach dem Verkauf der bekanntesten Rechtsberatungsplattform Deutschlands, hat Deniz Aytekin sein Unternehmertun noch lange nicht beendet. Aktuell plant er eine Onlineakademie für angehende Schiedsrichter. Was genau dort angeboten wird, verrät Deniz Aytekin im Podcast.
„Also, Geld ist nicht alles. Und wir wollen natürlich Geschäftsmodelle machen, die man dann auch langfristig vertreten kann.“
Deniz Aytekin
Woran erkennt man einen erfolgreichen Schiedsrichter?
Deniz Aytekin redet über die unterschiedlichen Niveaus von Spielen in der Champions League und der 3. Liga.
„Je weiter es nach oben geht, desto geordneter ist das Spiel und desto ‚einfacher‘ ist es für den Schiedsrichter und planbarer.“
Deniz Aytekin
Seit sechs Jahren ist Deniz Aytekin sogenannter Fifa Elite-Schiedsrichter. An solchen Bezeichnungen würde er Erfolg jedoch nicht messen. In manchen Stadien könne Deniz Aytekin die Dauerkartenbesitzer grüßen, weil diese ohnehin immer auf denselben Plätzen sitzen: „Diese Zugehörigkeit [zum Fußball] macht mir Freude und ist gleichzeitig die Definition von Erfolg.“
Hass und Authentizität
„Es gibt Spiele, da können Sie als Schiedsrichter Hass anfassen. […] Wenn Sie solche Momente erleben, dann denke ich mir eigentlich immer: ‚Die haben nichts gegen mich persönlich.'“
Deniz Aytekin spricht im Podcast darüber, wie er mit Hass umgeht und diesen von angemessener Kritik unterscheidet. Zu Höchstleistungen würde ihn Hass im Stadion nicht treiben: „Ablehnende Haltungen oder Pfiffe oder irgendwelche Beleidigungen pushen mich jetzt nicht, dass ich mir dann denke: ‚So, jetzt zeige ich es denen mal!'“
„Der Laie denkt ja: Wir haben ’ne Pfeife, wir haben ’ne gelbe und ’ne rote Karte und jetzt kann ich da mal die Leute hin- und herpfeifen. Das ist quasi ganz, ganz weit weg von dem, was die Philosophie und meine Einstellung zum Schiedsrichterdasein ist.“
Deniz Aytekin
Auf dem Platz gibt Deniz Aytekin auch gegenüber Spielern Fehlentscheidungen zu. Im Podcast verrät er, wie man auf die einzelnen Spielerpersönlichkeiten eingeht: „Natürlich muss ich sie, was die Entscheidung anbelangt, objektiv und neutral bewerten und behandeln. Allerdings in der Ansprache muss ich die Variation haben. Habe ich die Variation nicht, denken die: Der redet ja wie ein Roboter.“
Der Schiri ist nie allein auf dem Platz
Deniz Aytekin spricht über seine Assistenten und verrät, wie die Kommunikation während eines Spiels abläuft: „Insgesamt ist es so, dass das eine komplizierte Teamarbeit ist, die da von statten geht. Bei jedem Bundesligaspiel.“
„Assistent werde ich in diesem Leben nicht mehr […], weil ich habe gefühlt seit 14 Jahren keine Fahne mehr in der Hand gehalten. Und das, was die Jungs dort leisten, das ist […] im richtigen Moment auch den Impuls zu geben. Auch bei Foulspiel mitzuwirken, auch bei vielen anderen Situationen, wo hinterm Rücken Situationen passieren. Das ist wirklich ’ne eigene unglaubliche Aufgabe.“
Deniz Aytekin
Zum Schluss des Podcasts wendet sich Deniz Aytekin an alle, die selbst Schiedsrichterin werden wollen. Sein wichtigster Ratschlag hat jedoch gar nicht unmittelbar mit dem Pfeifen auf dem Platz zu tun, sondern mit Abschalten: „Wenn Sie zuhause sind, auch dort zu sein. Dann geben Sie den Menschen, die dort um sie herum sind, die notwendige Wertigkeit. Und das habe ich oft nicht geschafft.“
Zitate:
00:04:37 „Ich sag mal, auf das Niveau, wo ich jetzt pfeifen und Spiele leiten darf, hätte ich es als aktiver [Spieler] mit Sicherheit nicht geschafft.“
00:08:40 „Je weiter es nach oben geht, desto geordneter ist das Spiel und desto ‚einfacher‘ ist es für den Schiedsrichter und planbarer.“
00:12:39 „Dieser erste Schultag, in einer [deutschen] Schule, wo man gemerkt hat: Wahnsinn. Ich dacht‘ mir, gibt’s hier keine Regeln? […] Wenn der Lehrer in der Türkei ins Klassenzimmer kam, mussten wir aufstehen. Und ich war der Einzige, der aufgestanden ist.“
00:17:55 „Rückblickend würde ich sagen, weiß ich nicht, ob ich das alles so wieder machen würde. Weil man viel auch aufgeben muss und aufgegeben hat.“
00:24:12 „Also, Geld ist nicht alles. Und wir wollen natürlich Geschäftsmodelle machen, die man dann auch langfristig vertreten kann.“
00:27:45 „Man vergisst aber letztendlich auch sich zu freuen und das zu genießen, was man erreicht hat. Weil man immer nur seinen Fokus nach oben richtet.“
00:30:25 „Diese Zugehörigkeit [zum Fußball] macht mir Freude und ist gleichzeitig die Definition von Erfolg.“
00:31:51 „Wenn sie in so ein vollbesetztes Stadion einlaufen, sind die ersten Minuten einfach Wahnsinn. Das lädt enorm auf.“
00:33:05 „Es gibt Spiele, da können Sie als Schiedsrichter Hass anfassen. […] Wenn Sie solche Momente erleben, dann denke ich mir eigentlich immer: ‚Die haben nichts gegen mich persönlich.'“
00:37:13 „Ablehnende Haltungen oder Pfiffe oder irgendwelche Beleidigungen pushen mich jetzt nicht, dass ich mir dann denke: ‚So, jetzt zeige ich es denen mal!'“
00:38:50 „Wir sehen uns als Leistungssportler. Wir sind eben Sportler.“
00:39:10 „Der Laie denkt ja: Wir haben ’ne Pfeife, wir haben ’ne gelbe und ’ne rote Karte und jetzt kann ich da mal die Leute hin- und herpfeifen. Das ist quasi ganz, ganz weit weg von dem, was die Philosophie und meine Einstellung zum Schiedsrichterdasein ist.“
00:51:55 „Natürlich muss ich sie, was die Entscheidung anbelangt, objektiv und neutral bewerten und behandeln. Allerdings in der Ansprache muss ich die Variation haben. Habe ich die Variation nicht, denken die: Der redet ja wie ein Roboter.“
00:59:06 „Insgesamt ist es so, dass das eine komplizierte Teamarbeit ist, die da von statten geht. Bei jedem Bundesligaspiel.“
01:01:07 „Assistent werde ich in diesem Leben nicht mehr […], weil ich habe gefühlt seit 14 Jahren keine Fahne mehr in der Hand gehalten. Und das, was die Jungs dort leisten, das ist wirklich nicht nur Abseits zu erkennen, sondern in dem richtigen Moment auch den Impuls zu geben. Auch bei Foulspiel mitzuwirken, auch bei vielen anderen Situationen, wo hinterm Rücken Situationen passieren. Das ist wirklich ’ne eigene unglaubliche Aufgabe.“
01:04:55 „Manchmal habe ich die Mauer auf 12m und die kommen trotzdem und da sagt niemand irgendwas.“
01:12:58 „Ich bin wirklich dankbar und auch demütig, dass wir in dieser Coronazeit unserer Leidenschaft nachgehen durften.“
01:17:01 „Wenn ich rausfahre, mit meinen Assistenten, dann sage ich den Jungs auch immer wieder, dass es eben keine Normalität ist, dass man in der Bundesliga ist. Jedes Spiel ist eigentlich wie ein Feiertag.“
01:23:35 „Bei jedem Spieler ist es so, dass wir anfangen, also ich zumindest, nur den in dem Moment zu bewerten. Egal welcher Spieler das ist.“
01:25:06 „Der [Ausbildungsleiter] hat gesagt: ‚Ihr müsst versuchen, besser zu sein als die anderen aber nie zu Lasten der anderen.“
01:27:13 „Wenn Sie zuhause sind, auch dort zu sein. Dann geben Sie den Menschen, die dort um sie herum sind, die notwendige Wertigkeit. Und das habe ich oft nicht geschafft.“