„Diese Erotik der Macht, die ist natürlich nicht zu unterschätzen und interessanterweise so Sprecher, Referenten […], die haben dann auch dieses Gefühl: Sie sind selber wichtig. Obwohl es eigentlich nur ihr Herrchen ist.„
Hajo Schumacher
Höre den MachtWas!?! Podcast auf Apple Podcast, Spotify, Google Podcasts, Pocket Casts oder Deezer.
Hajo Schumacher über wahre Macht, den Wahlkampf, Verschwörungstheorien und Politiker, die auch nur Menschen sind
Der Politikjournalist Hajo Schumacher ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Hajo Schumacher spricht über die besondere Beziehung vom Journalismus zur Politik im Allgemeinen und seine Kontakte im Speziellen. Es geht um Veränderungen in der deutschen Medienlandschaft und warum Journalisten gar nicht objektiv sein können.
Außerdem im MachtWas!?!-Podcast:
- Verschwörungserzählungen: Warum jede „deep state“-Theorie daran scheitern muss.
- „Zwischenwesen aus dem Halbdunkel“: Wie sogenannte Spindoctoren mit PR und Manipulation für, mit und gegen Politikerinnen arbeiten.
- Warum Hochmut sowohl im Journalismus als auch in der Politik zum Fall führt.
- Zu Hofe: Ton und die Hierarchie innerhalb der CSU.
- Warum die CDU eine politische Polarisierung um jeden Preis verhindern möchte.
- Profilierung auf Kosten der eigenen Partei: Wie Lauterbach, Ströbele, Wagenknecht und Merz sich in der Öffentlichkeit inszenieren.
Sie sind keine Echsen, sondern Menschen: Beziehungen zu Politikern
Im Podcast redet Hajo Schumacher über Gefühle und Einsamkeit von Spitzenpolitikerinnen.
Hajo verrät, wie ein Hintergrundgespräch abläuft und warum Politiker Interesse an diesem Austausch haben. „Das folgt dann so bestimmten Regeln, dass man sagt: Alles, was hier besprochen wird, das dürft ihr wissen, aber ihr dürft die Quelle nicht nennen. […] Die wollen natürlich auch hören: Was denken die Journalisten?“
Auch die Journalistinnen haben ein Interesse daran, diese Gespräche nicht zu veröffentlichen, verdeutlicht Hajo Schumacher. Als Autor der Biografie von Malu Dreyer, habe er viel mehr über den Menschen , dieauch Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ist, erfahren als andere Journalisten. Im Podcast erklärt Hajo Schumacher, warum er trotzdem nicht jede Information verwertet.
„Was man echt unterschätzt: Gerade auch Politiker sind Menschen. Und die sind genauso wie wir. Ehrgeizig, neidisch, nachtragend aber auch manchmal wohlwollend oder schwach.“
Hajo Schumacher
Pressearbeit von Politikern und die Erotik der Macht
Hajo Schumacher erklärt, was den Beruf eines Pressesprechers von Politikerinnen ausmacht. „Wenn ein Regierungssprecher jetzt hauptamtlich mitteilt, dass seine Chefin irgendwie keinen guten Tag hatte, dann ist das natürlich tödlich. Weil: Unsere Anführer, Regierungschefs sind ja immer top.“
Michael möchte wissen, wie man sich verhält, wenn der Kontakt mit den Teams der Politikerinnen weniger respektvoll als gewünscht abläuft. Hajo Schumacher hebt hervor, dass auch Journalistinnen ein Gedächtnis haben und sich so ein Verhalten auf lange Sicht möglicherweise nicht auszahlt: „Diese Erotik der Macht, die ist natürlich nicht zu unterschätzen und interessanterweise so Sprecher, Referenten […], die haben dann auch dieses Gefühl: Sie sind selber wichtig. Obwohl es eigentlich nur ihr Herrchen ist.“
Was es bedeutet, links neben Markus Lanz zu sitzen und warum Politiker nicht nur mit Samthandschuhen angefasst werden wollen, erfahrt ihr im Podcast.
„Auch Politiker langweilen sich schnell. […] Es ist nicht so, dass alle Politiker nur so untertänige, liebedienerische Fragen […] mögen.“
Hajo Schumacher
Der Wahlkampf 2021
Hajo Schumacher erläutert, dass die „heißen“ Wahlkampfphasen immer kürzer und hitziger werden. Insbesondere für die Bundestagswahl 2021 sei das Mobilisieren der Wähler wichtig: „Die Wähler sind nicht mehr so berechenbar, wie sie es waren. Der klassische Stammwähler, den gibt’s nicht mehr.“
Im Podcast erfahrt ihr, was das genau heißt und warum auch das Sommerwetter Einfluss auf das Wahlergebnis haben könnte. Für Hajo Schumacher ist die Wahl schon gelaufen. Aber ob er mit seiner Prognose recht behält, bleibt abzuwarten.
Wie Qualität im Politikjournalismus verloren geht
Auch mit seiner eigenen Zunft ist Hajo Schumacher kritisch. Journalisten seien mittlerweile immer häufiger Knechte der Datenanalytikerinnen. Komplizierte Themen, die ein paar Tage Recherche benötigen, würden häufiger von Redaktionsleiterinnen abgelehnt. Das passiert insbesondere dann, wenn einfache und banale Artikel besser „klicken“.
„Gerade Printmedien, mit nachgelagerten Nachrichtenseiten, gucken natürlich hammerhart auf die Zahlen und welche Geschichte konvertiert.“
Hajo Schumacher
Zum Abschluss des Podcasts verrät Hajo Schumacher, warum er Fan vom öffentlich-rechtlichen Journalismus ist und was ihn an der Branche momentan besonders stört. „Dass wir uns auf so Äußerlichkeiten, Haltungsnoten, Kleinigkeiten kaprizieren und da irgendwelche Skandale draus machen, die echt keine sind. Und gleichzeitig die wirklich großen Themen […] darüber vergisst, weil das ja wahnsinnig kompliziert ist, so ’ne Verwaltungsreform.“
Zitate:
00:07:45 „Das ist die klassische Frage: Experte oder Generalist?“
00:08:23 „Ich habe als Freier [Journalist] gelernt zu fragen, wenn ich etwas nicht verstehe.“
00:09:55 „Was man echt unterschätzt: Gerade auch Politiker sind Menschen. Und die sind genauso wie wir. Ehrgeizig, neidisch, nachtragend aber auch manchmal wohlwollend oder schwach.“
00:11:51 „Das folgt dann so bestimmten Regeln, dass man sagt: Alles, was hier besprochen wird, das dürft ihr wissen, aber ihr dürft die Quelle nicht nennen. […] Die wollen natürlich auch hören: Was denken die Journalisten?“
00:15:55 „Glaube ich, ist die Unterscheidung wichtig. Geht es hier um ein menschliches Verhältnis: Mögen oder schätzen wir uns tatsächlich? Oder instrumentalisieren wir uns […], weil wir uns von dem Kontakt einen Vorteil versprechen?“
00:21:05 „Dieser Kampf, der früher über Tage oder Wochen ausgetragen wurde […], der wird heute in Echtzeit mit Liveübertragung ausgetragen. Es gibt tatsächlich schon einige Runden, wo die Handys vorher eingesammelt werden. Weil keiner keinem traut.“
00:25:05 „Wenn ein Regierungssprecher jetzt hauptamtlich mitteilt, dass seine Chefin irgendwie keinen guten Tag hatte, dann ist das natürlich tödlich. Weil: Unsere Anführer, Regierungschefs sind ja immer top.“
00:26:50 „Der Kampf in den Parteien wird mindestens so erbarmungslos, hart, unfair und gnadenlos ausgetragen wie zwischen den Parteien.“
00:32:18 „Diese Erotik der Macht, die ist natürlich nicht zu unterschätzen und interessanterweise so Sprecher, Referenten […], die haben dann auch dieses Gefühl: Sie sind selber wichtig. Obwohl es eigentlich nur ihr Herrchen ist.“
00:37:25 „Dass wir uns auf so Äußerlichkeiten, Haltungsnoten, Kleinigkeiten kaprizieren und da irgendwelche Skandale draus machen, die echt keine sind. Und gleichzeitig die wirklich großen Themen […] darüber vergisst, weil das ja wahnsinnig kompliziert ist, so ’ne Verwaltungsreform.“
00:41:05 „Auch Politiker langweilen sich schnell. […] Es ist nicht so, dass alle Politiker nur so untertänige, liebedienerische Fragen […] mögen.“
00:43:52 „Die Wähler sind nicht mehr berechenbar, wie sie es waren. Der klassische Stammwähler, den gibt’s nicht mehr so.“
00:49:26 „Gerade Printmedien, mit nachgelagerten Nachrichtenseiten, gucken natürlich hammerhart auf die Zahlen und welche Geschichte konvertiert.“
00:56:55 „Ich könnte mir vorstellen, dass im Scholz-Lager – ich weiß es sogar – heftige Überlegungen vonstattengehen: ‚Müssen wir nochmal die ganze Kampagne neu aufsetzen und nochmal ganz neu Schwerpunkte präsentieren?‘“