„Wir schaffen es eben auch zu deeskalieren mit unseren Pferden. Das ist eben auch der große Unterschied zu vielen Einheiten zu Fuß.“
Dörte Thies
Höre den MachtWas!?! Podcast auf Apple Podcast, Spotify, Google Podcasts, Pocket Casts oder Deezer.
Dörte Thies über die Arbeit „auf“ und mit den Polizeipferden, das positive Image und wie Tierwohl und Polizeiarbeit in Einklang gebracht werden
Dörte Thies, die Chefin der Reiterstaffel der Polizei Hamburg, ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Die Polizeihauptkommissarin spricht über den „Reboot“ der Reiterstaffel vor elf Jahren und erzählt anekdotenreich von ihren Einsätzen auf Hufen.
Außerdem im MachtWas!?!-Podcast:
- Marketing mit Hufen: Wie Pferde das Image der Polizei aufbessern.
- Zertifikate sind unwichtig: Der Bewerberprozess für die Reiterstaffel.
- Das Zeug zum Polizeipferd: Welche Eigenschaften ein Pferd bei der Reiterstaffel haben muss.
- Der Schutz der Pferde: Visier, Nasenschutz, Fleisch und Muskeln.
- Verletzungsfrei seit Neugründung: Wie schwere Verletzungen an Reiter und Pferd verhindert werden.
Unverhofft das Hobby zum Beruf gemacht
Dörte Thies sagt über sich und den Job bei der Reiterstaffel, dass sie ihren Traumberuf habe. Auch wenn sie mit vier Jahren Verspätung zur Einheit kam, ist sie dort schnell zur Chefin geworden. Mittlerweile arbeitet dort ein Team von zehn Polizistinnen und einem Polizist mit zehn Pferden.
Grundsätzlich kommen nur Beamte zur Reiterstaffel, die schon reiten können. Nur der Blick aufs Reitabzeichen ist Dörte Thies jedoch nicht aussagekräftig genug. Sie erklärt, wie sie sich jede Bewerberin ganz genau anguckt und auf bestimmte Qualitäten achtet: „Es ist bei uns nicht wichtig, dass ich über einen A-Parcours rüberkomme, weil das haben wir draußen nicht. Wir haben vielleicht mal einen Zaun oder ’ne Hecke, die überwunden werden müssen, aber das kann jeder.“
„Man muss hier vorreiten und dann wird entschieden, ob man in die Hospitation geht. […] Um zu gucken, ob es passt. Weil man keine Vorstellung davon hat, wie so ein Tagesablauf ist, wenn man normalerweise bei der Polizei ist […]. Das ist was ganz anderes hier.“
Dörte Ties
Angegliedert an die Bereitschaftspolizei
Die Bereitschaftspolizei arbeitet u.a. bei Fußballspielen und Demonstrationen. Hier kommt dann auch die Reiterstaffel zum Einsatz und ist oftmals beliebter als so manche normale Einheit: „Wir schaffen es eben auch zu deeskalieren mit unseren Pferden. Das ist eben auch der große Unterschied zu vielen Einheiten zu Fuß.“
„Wir können viel mehr sehen, wir können viel weiter sehen. […] Wenn wir vermisste Personen oder Straftäter suchen, können wir in Grundstücke reingucken, über Hecken drübergucken. Was der Beamte zu Fuß nicht kann.“
Dörte Thies
Dörte Thies erklärt, warum die Präsenz der Tiere wichtig ist und die Reiterstaffel wegen der „Pferdeäppel“ auch nach dem Verlassen eines Orts nachwirkt. Sie geht darauf ein, warum die Reiterstaffel ein Aushängeschild für die Polizei Hamburg ist.
Pro Einsatz sind meist sechs Pferde unterwegs. Diese tragen neben der Reiterin noch bis zu 30 kg an Ausrüstung auf ihrem Rücken. Dörthe Thies verrät, dass jedes Pferd in der Gruppe ein Wallach, also ein kastriertes männliches Pferd, ist. Die Pferde sind in der Regel schon geritten und trainiert und mindestens 1,68 m groß.
Stallalltag und Pferdeauswahl
Auch die Polizistinnen versehen Stalldienst. Auf den Dienstplänen steht, wer welches Pferd heute wie trainiert.
„Also, wenn man dann morgens um 7 Uhr ins Büro kommt, dann guckt man auf diesen Plan […], dann steht darauf: Ich habe heute nur Stalldienst und habe zwei Pferde zu reiten und eins zu longieren.“
Dörte Thies
Dörte Thies erklärt, dass für die Reiterstaffel keine bestimmte Rasse bevorzugt würde und man vor allem auf den Charakter des Pferds achte: „Also, wenn wir die Pferde aussuchen, dann nehmen wir immer eine kleine Fahne mit […]. Und da gucken wir uns dann auch an, wie die Pferde reagieren. Es gibt also auch Pferde, da nehmen wir die kleine Fahne hoch, und die springen in die letzte Ecke der Halle. Den brauch ich mir gar nicht weiter anzugucken, den kriege ich nie so weit, dass er gelassen ist.“
Die Pferde werden übers Internet gesucht und in seltenen Fällen von Züchterinnen initiativ angeboten. Rund EUR 12.000 stehen als Budget für ein neues Pferd zur Verfügung.
Pferde, die zu alt sind oder für die die Polizeiarbeit nichts ist, werden wieder verkauft. Die potenziellen Käuferinnen schaut sich Dörte Thies genau an. Scheine und Zertifikate findet sie auch hier nicht besonders aussagekräftig: „Es muss ein Mensch sein, der sagt: ‚Das Pferd bleibt bei mir!‘ Und das geht nicht noch da hin und da hin und da hin. Das möchte ich nicht.“
Pferdetraining und Freizeitreiterei
Die Polizeipferde werden speziell auf Lärm und Stress vorbereitet. Silvesterknaller sind dabei kein unübliches Hilfsmittel: „Wenn er da gar nichts macht, können wir vielleicht mal ’nen Böller nehmen, der etwas größer ist. Und dann hören wir auf, dann geben wir ihm ein Leckerli, dann hat er gemerkt: ‚Alles klar. Es knallt aber es passiert nichts und ich krieg sogar ’ne Belohnung.'“
„Unsere Pferde sind so hoch im Training, dass die […] fünf bis sechs Tage die Woche bewegt werden. Und einen Tag haben sie mal frei.“
Dörte Thies
Dörte Thies spricht über die einfache Pflege der Pferde im Einsatz. Die Pferde sind es gewohnt, dass auf Hamburgs Straßen auch mal für ein paar Stunden nichts getrunken und gefressen wird. Oftmals reiche es schon etwas abseits vom Geschehen vom Pferd abzusteigen, um dieses kurz entspannen zu lassen.
Den Podcast über die Reiterstaffel beschließt Dörte Thies mit einem Appell an die Freizeitreiterei: „Die Freizeitreiterei ist in meinen Augen bei ganz vielen Reitern, ganz, ganz schwierig. […] Das Pferd ist ein Lauftier. Es braucht eben ganz viel Bewegung am Tag und es reicht eben nicht, wenn man das nur kurz rausholt.“
Zitate:
00:05:45 „Man muss hier vorreiten und dann wird entschieden, ob man in die Hospitation geht. […] Um zu gucken, ob es passt. Weil man keine Vorstellung davon hat, wie so ein Tagesablauf ist, wenn man normalerweise bei der Polizei ist […]. Das ist was ganz anderes hier.“
00:09:16 „Unsere Pferde sind so hoch im Training, dass die […] fünf bis sechs Tage die Woche bewegt werden. Und einen Tag haben sie mal frei.“
00:12:17 „Es ist bei uns nicht wichtig, dass ich über einen A-Parcours rüberkomme, weil das haben wir draußen nicht. Wir haben vielleicht mal einen Zaun oder ’ne Hecke, die überwunden werden müssen, aber das kann jeder.“
00:14:01 „Wenn die Polizeiwachen eine Anforderung haben, dass viele Einbrüche gerade sind oder da wird ’ne Person vermisst oder was weiß ich was.“
00:16:22 „Wir können viel mehr sehen, wir können viel weiter sehen. […] Wenn wir vermisste Personen oder Straftäter suchen, können wir in Grundstücke reingucken, über Hecken drübergucken. Was der Beamte zu Fuß nicht kann.“
00:21:13 „Wir schaffen es eben auch zu deeskalieren mit unseren Pferden. Das ist eben auch der große Unterschied zu vielen Einheiten zu Fuß.“
00:31:07 „Also, wenn man dann morgens um 7 Uhr ins Büro kommt, dann guckt man auf diesen Plan […], dann steht darauf: Ich habe heute nur Stalldienst und habe zwei Pferde zu reiten und eins zu longieren.“
00:35:01 „Unsere Pferde müssen sehr muskulös werden, sie müssen gesund bleiben! Das ist bei uns im Fokus.“
00:40:21 „Also, wenn wir die Pferde aussuchen, dann nehmen wir immer eine kleine Fahne mit […]. Und das gucken wir uns dann auch an, wie die Pferde reagieren. Es gibt also auch Pferde, da nehmen wir die kleine Fahne hoch, und die springen in die letzte Ecke der Halle. Den brauch ich mir gar nicht weiter anzugucken, den kriege ich nie so weit, dass er gelassen ist.“
00:44:38 „Es muss ein Mensch sein, der sagt: ‚Das Pferd bleibt bei mir!‘ Und das geht nicht noch da hin und da hin und da hin. Das möchte ich nicht.“
00:50:35 „Wenn er da gar nichts macht, können wir vielleicht mal ’nen Böller nehmen, der etwas größer ist. Und dann hören wir auf, dann geben wir ihm ein Leckerli, dann hat er gemerkt: ‚Alles klar. Es knallt aber es passiert nichts und ich krieg sogar ’ne Belohnung.'“
00:56:22 „Ein Pferd kriegt (außer am Kopf) einen Stein ab: Das ist nicht schlimm für ein Pferd. Das hat so viele Muskeln, das hat so viel Fleisch, dass es überhaupt nicht wehtut.“
01:12:29 „Die Freizeitreiterei ist in meinen Augen bei ganz vielen Reitern, ganz, ganz schwierig. […] Das Pferd ist ein Lauftier. Es braucht eben ganz viel Bewegung am Tag und es reicht eben nicht, wenn man das nur kurz rausholt.“