„Ein Politiker kann nie eine Marke sein. Er kann natürlich versuchen, sich zu positionieren, aber Politik ist eben nicht auf Marken zu reduzieren.“
Eva Christiansen
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Eva Christiansen über Regeln der Medienarbeit von (Spitzen-)Politikern, Glaubwürdigkeit und Teilzeitarbeit im Kanzleramt
Unsere Gästin in dieser Podcastfolge, Eva Christiansen, hat mehr als 20 Jahre für die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel gearbeitet. Zuerst als Pressesprecherin, dann als Medienberaterin und später wurde sie zusätzlich Abteilungsleiterin für Digitalpolitik, Innovation und politische Planung. Zusammen mit Merkels Austritt als Bundeskanzlerin ist Christiansen 2021 aus dem Bundestag ausgeschieden und arbeitet heute in einer internationalen Kommunikationsagentur. Mit MachtWas!?!-Host Michael spricht sie über die Medienarbeit in der Politik, die Wichtigkeit der Inhalte und wie gute Kommunikation funktioniert.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:01:40: Vorstellung Eva Christiansen
- 00:07:04: Aufgaben der Medienberatung
- 00:18:17: Glaubwürdigkeit in der Kommunikation
- 00:33:37: Vorbereitung auf Medienauftritte
- 00:40:09: Auswahl der Medienformate
- 00:48:53: Politiker und ihre Teams
- 00:50:51: Kinder und Karriere
Aufgabenbereich der Medienberatung
Als Medienberaterin ergänzt und unterstützt Eva Christiansen die Presse- und Kommunikationsarbeit und ordnet politische Geschehnisse im Hintergrund ein. Deshalb hat sie während der Amtszeit von Angela Merkel auch eng mit deren Regierungssprecher Steffen Seibert zusammengearbeitet. Im Podcast erzählt sie, wie Politikerinnen und Politikern meist über mehrere Jahre mit dem Beraterteam zusammenwächst und wie vertrauensvolle Zusammenarbeit entsteht. Ein gutes Team ist außerdem divers aufgestellt, um gewisse Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten zu können.
Medienauftritte von Politikerinnen und Politiker
Für Christiansen ist es wichtig, in den Grundzügen von den politischen Inhalten überzeugt zu sein, mit denen sie arbeitet. Ansonsten würde die Glaubwürdigkeit fehlen und auch die notwendige Leidenschaft. Im Podcast spricht sie außerdem darüber, wie schwierig es für Politikerinnen und Politiker ist, ihre eigene Agenda bei Medienauftritten durchzusetzen. Christiansen erläutert die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Medienformate und wie die Vorbereitung in den Teams abläuft.
„Der Journalist möchte vielleicht eine andere Botschaft als der Politiker sie setzt, deswegen sind ja manche Interviews auch ein Ringen um das Aussprechen von bestimmten Dingen oder Nicht-Aussprechen einer Botschaft.“
Eva Christiansen
Äußerlichkeiten im Politikberuf
„Ich muss leider sagen, dass es immer noch einen großen Unterschied gibt, ob sie über Politikerinnen oder Politiker sprechen, weil natürlich die Bewertung des Äußeren bei der Politikerin immer noch viel stärker im Vordergrund steht als beim Politiker.“
Eva Christiansen
Die Beschreibung von Äußerlichkeiten spielt in Medien immer noch eine große Rolle. Bei Frauen ist das häufiger der Fall als bei Männern. Eva Christiansen findet, dass Politikerinnen und Politiker sich dieser Tatsache bewusst sein und ihr Erscheinungsbild reflektieren sollten. Trotzdem ist sie der Meinung, dass die Beschreibung von Äußerlichkeiten niemals die Beschreibung von Inhalten ersetzen sollte. Abschließend gibt unsere Gästin Tipps, um in der Politik als Medienberatung erfolgreich zu sein. Sie nennt unter anderem die Charakteristika Stressresistenz, Neugierde und politisches Interesse. Außerdem ist es wichtig, nicht alles persönlich zu nehmen und einen eigenen Stil zu prägen. Ein Team um sich zu haben, das nach Innen zusammenhält, ist ebenfalls wichtig.
Zitate:
00:17:00: „Was es in Deutschland weniger gibt als zum Beispiel in den USA, ist Durchlässigkeit. In den USA gibt also mehr Wechsel zwischen Wirtschaft, Regierung, Verwaltung.“
00:20:29: „In der Politik müssen Sie die Grundzüge auch unterstützen, sonst können Sie das nicht kommunizieren.“
00:20:59: „Ein Politiker kann nie eine Marke sein. Er kann natürlich versuchen, sich zu positionieren, aber Politik ist eben nicht auf Marken zu reduzieren.“
00:27:00: „Ich muss leider sagen, dass es immer noch einen großen Unterschied gibt, ob sie über Politikerinnen oder Politiker sprechen, weil natürlich die Bewertung des Äußeren bei der Politikerin immer noch viel stärker im Vordergrund steht als beim Politiker.“
00:36:00: „Der Journalist möchte vielleicht eine andere Botschaft als der Politiker sie setzt, deswegen sind ja manche Interviews auch ein Ringen um das Aussprechen von bestimmten Dingen oder Nicht-Aussprechen einer Botschaft.“
00:38:09: „Es wird viel weniger vorher besprochen als immer böswillig unterstellt wird, weil ja angeblich alle immer unter einem Hut stecken.“
00:44:39: „Inhalte sind nichts, wenn sie nicht kommuniziert werden, aber ohne Inhalte bleibt Kommunikation auch nur eine Hülle – und die entlarvt sich immer.“
00:48:44: „Wenn man einmal auf die Nase gefallen ist, dann glaube ich kennt man den Wert, dass man jemanden hat, der sich ein bisschen mehr mit Kommunikation auskennt und der einem auch mal einen Hinweis geben kann.“
00:49:56: „Eine gute Politikerin, ein guter Politiker hat ein gutes Team um sich, das divers ist – also im besten Sinne auch Männer und Frauen sind und auch mit verschiedenen Hintergründen.“
00:56:02: „Ja es geht, man kann ziemlich Karriere machen und Kinder erziehen, es braucht aber die Akzeptanz vieler dabei.“