„Dass Amazon geschaut hat, welche Produkte von Dritthändlern gut gehen, um dann das eigene Angebot daran anzupassen, das steht heute außer Frage.“
Thomas Höppner
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Thomas Höppner über Amazons Monopolstellung und den wechselseitigen Push einzelner Produktbereiche
Prof. Dr. Thomas Höppner, Partner der Rechtsanwaltskanzlei Hausfeld, ist bereits zum zweiten Mal zu Gast im „MachtWas!?!“ Podcast. In der letzten Folge wurde der Tech-Gigant Google beleuchtet. Nun steht im Gespräch mit Thomas Höppner der Handelsgigant Amazon im Fokus. Wie ist das Unternehmen aufgebaut und welchen Nutzen haben die unterschiedlichen Dienste? Unser Experte erläutert die komplexen Wechselwirkungen der Firma und gibt Einblick in die zukünftigen Entwicklungen. Michael geht außerdem den Fragen nach, welchen Schaden Amazons Monopolstellung für andere Händler verursacht, wie ein rechtlicher Prozess gegen den Internet-Giganten aussieht und ob womöglich auch Nachteile für den Endverbraucher entstehen.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:03:08: Geschäftsfelder von Amazon
- 00:14:04: Erfolgsfaktoren des Tech-Unternehmens
- 00:18:30: Einflussmöglichkeiten durch Monopolstellung
- 00:30:11: Relevanz der unterschiedlichen Dienste
- 00:44:35: Rechtliches Vorgehen gegen Amazon
- 00:52:17: Zukünftige Entwicklung der Firma
Amazons zwei Gesichter
Thomas Höppner spricht im Podcast von den zwei Gesichtern des Tech-Giganten Amazon. Die meisten sehen nur den direkten Kontakt zum Endverbraucher. Doch was spielt sich im Hintergrund ab? Es gibt unter anderem den Online-Handel, Amazon Prime, das Werbegeschäft und Cloud-Dienste. Unser Gast erklärt, dass der AWS Cloud-Dienst ein Drittel des Markteinteils für Cloud-Dienste abdeckt und ein großer Profittreiber für Amazon ist. Dabei sei er nur ein Nebenprodukt der E-Commerce Infrastruktur und ein Hebel, um Unternehmen an sich zu binden.
Wechselwirkungen im Amazon-System
Im Gespräch wird schnell deutlich, wie die zentrale Strategie des Tech-Giganten aussieht. Alle Dienste sind eng miteinander verknüpft und erfüllen eine bestimmte Funktion. Sie sollen Kundinnen und Kunden ins System locken, sie dort halten oder fungieren etwa als Daten- oder Werbetool. So beschreibt Thomas Höppner auch die enge Verknüpfung zwischen Amazon Prime-Video und dem Online-Handel. 80 Prozent der Prime-Abonnenten würden das Abo nur wegen des Gratis-Versandes im Shop abschließen. Umgekehrt tätigen Menschen mit Abo doppelt so oft eine Amazon-Bestellung als Menschen ohne Abonnement.
„Am Ende haben wir es mit einem sehr eng verwobenen Ökosystem zu tun, bei dem jeder Dienst, seine bestimmte Funktion erfüllt.“
Thomas Höppner
Abhängigkeiten der Händler
55 Prozent des deutschen Online-Handels läuft über Amazon. Diese Zahl zeigt, wie viele Verbraucherinnen und Verbraucher sich an die Plattform gewöhnt haben. Wenn Händler diese Zielgruppe erreichen möchten, müssen sie bei Amazon präsent sein und sich deren Spielregeln fügen. Experte Höppner verrät im Podcast, welche Bedingungen das sind und warum die Händler machtlos gegen Amazons Preisregelungen sind. Weiterhin sprechen er und Michael über den Eigenprodukte des Tech-Giganten, die dem Unternehmen eine noch höhere Marge bescheren. Unser Gast erläutert, dass Amazon direkt auf seine Dritthändler zugeht, ob sie nicht für sie produzieren wollen. Und zudem würden sie auch schauen, welche Produkte gut funktionieren, um dann ihr eigenes Angebot daran anzupassen.
Nachteile für den Verbraucher
Auf den ersten Blick scheinen zumindest die Verbraucherinnen und Verbraucher von Amazon zu profitieren. Das Unternehmen bietet viele Angebote, günstige Preise und Nutzerinnen und Nutzer gewöhnen sich schnell an das System. Höppner dazu: „Es ist oft nur eine kurzfristige Betrachtung, das ein schön funktionierendes Produkt auch das Beste für den Verbraucher herausbringt.“ Denn eine Gefahr bestehe darin, dass Amazon den Einzelhandel ausschaltet, es dadurch weniger Wettbewerb gibt und der Internet-Gigant den Marktpreis dann selbst bestimmen kann.
Gegen Ende der Podcastfolge fragt Michael noch nach den Missbrauchsverfahren gegen Amazon und Co. Wer leitet die Verfahren ein und an welcher Stelle kommt die Kanzlei Höppners zum Einsatz? Unser Gast klärt über das rechtliche Vorgehen auf. Abschließend spricht er über die zukünftige Entwicklung von Amazon.
Zitate:
00:04:57: „Diese Entertainment Sparte ist ganz eng verknüpft mit dem Handel, weil man sich über dieses Abo dann auf einmal den Gratisversand für den Handel erkauft.“
00:13:18: „Verbraucher haben sich an Amazon gewöhnt. […] Wenn man die erreichen will als Händler – und das ist ein sehr großer Teil der Bevölkerung – hat man keine andere Wahl als bei Amazon präsent zu sein und damit nach Amazons Spielregeln zu spielen.“
00:16:18: „Man kann dazu applaudieren, was sie für eine unternehmerische Leistung hinter sich haben, um dahin zu kommen wo sie sind. Das heißt aber nicht, dass man jetzt alles dulden muss, was Amazon macht.“
00:23:22: „Der Händler muss ganz ganz günstig anbieten, macht kaum noch Gewinn und dann muss er auch noch ganz viel mit Amazon teilen. Amazon freut sich, weil beim Endverbraucher der Eindruck entsteht, das ist ja hier das Günstigste auf Amazon, aber das geht natürlich völlig zum Lasten des Händlers, dessen Marge abgezogen wird.“
00:28:26: „Dass Amazon geschaut hat, welche Produkte von Dritthändlern gut gehen, um dann das eigene Angebot daran anzupassen, das steht heute außer Frage.“
00:28:57: „Das ist auch eine der Strategien von Amazon, dass die Marken keine Rollen mehr spielen sollen, sondern die Amazon Marke genauso gut ist wie Louis Vuitton.“
00:31:41: „Am Ende haben wir es mit einem sehr eng verwobenen Ökosystem zu tun, bei dem jeder Dienst, seine bestimmte Funktion erfüllt.“
00:38:40: „Es ist oft nur eine kurzfristige Betrachtung, dass ein schön funktionierendes Produkt auch das Beste für den Verbraucher herausbringt, wenn im Hintergrund dafür andere den Preis bezahlen und dieser Preis dann wieder umgeschlagen wird auf das, was der Verbraucher dann zahlen muss.“