„Sie war einfach die erste sozialdemokratische Kanzlerin im Kanzleramt, die das SPD-Parteibuch ernstgenommen hat. Das ist ja die Wahrheit.“
Jan Fleischhauer
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Jan Fleischhauer über „kanzlertreuen“ Journalismus, Sensationsschlagzeilen und politische Entscheidungsträger im Krisenmodus
Kolumnist und „Meinungsjournalist“ Jan Fleischhauer ist im MachtWas!?!-Podcast. Vor zwei Jahren wechselte Fleischhauer zum Focus. Das geschah nach vielen Jahren beim Spiegel für den er den politischen Betrieb aus einer konservativen Haltung heraus in der Kolumne „Der Schwarze Kanal“ analysiert und persifliert hat.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:02:44 | Wer reagiert am empfindlichsten auf „Meinungsjournalismus“?
- 00:11:29 | Als Konservativer in der Blase linker Politberichterstattung.
- 00:27:14 | Die Politanalyse zur Bundestagswahl.
- 00:32:44 | Pandemieberichterstattung und Verantwortung von Journalistinnen.
- 00:60:58 | Versprechungen zu Impfflicht und Lockdown gehen nach hinten los.
- 01:05:08 | Angela Merkels Abschied.
Meinungsjournalismus
Jan Fleischhauer spricht im Podcast offen über sein Kreuz bei der Bundestagswahl. Die Partei, die die geringsten Steuererhöhungen verspricht, erhalte seine Stimme. Im Meinungsjournalismus sei auch nichts dabei, die eigene Wahl bekanntzumachen. „Wo für mich die Grenze ist, wäre der Parteiübertritt. Was ich immer schwierig finde, wenn Journalisten Mitglied einer Partei werden.“
Meinungsjournalismus bedeute aber nicht, dass sich ein konservativer Kolumnist nur an rot-grünen Themen abarbeiten müsse. Auch CDU und FDP würde er kritisieren, sofern er es für richtig halt. „Die Partei, die nach meinem Gefühl am aller empfindlichsten ist: AfD, eindeutig.“
Politberichterstattung von links nach rechts
Der investigative Journalismus sei unideologisch. Insgesamt findet Jan Fleischhauer jedoch, dass die deutsche Medienlandschaft eher politisch links ausgerichtet ist. Insbesondere bei den Plagiatsvorwürfen gegen Annalena Baerbock habe es wohl „Ladehemmungen“ in deutschen Redaktionen gegeben. Medienhäuser sind deshalb gut beraten Journalistinnen mit unterschiedlichen Überzeugungen zu verpflichten.
„Die gehen in den Dachsbau und buddeln sich dann da ziemlich unerschrocken vor. Meist durch furchtbare Aktengebirge. Und da spielt es glaube ich irgendwann keine Rolle mehr, ob derjenige, den man da verfolgt bei den Grünen oder der CDU ist.“
Jan Fleischhauer
Jan Fleischhauer erklärt, wie man sich an Politiker annähert, und auch, wie man diese bitterlich enttäuscht: „Das liegt im Widerstreit miteinander. Weil sie können nicht superkritisch und gleichzeitig wahnsinnig nett mit jemandem sein.“
Was ist kanzlertreue Coranaberichterstattung?
Michael möchte wissen, ob Journalistinnen hinsichtlich des Pandemiemanagements zu sanft mit Politikerinnen umgegangen sind. Für Jan Fleischhauer gibt es hier zwei Lager. Die kleine kritische Minderheit und die „Kanzlertreuen“. „Das eine Lager, das war das deutlich größere, sagte also: ‚Die von der Politik und der Bundeskanzlerin verhängten Maßnahmen sind letztendlich alternativlos.‘ Also das Pro-Lockdown-Lager.“ Wer noch nicht ahnt, welchem Lager sich Jan Fleischhauer zugehörig fühlt, hört den Podcast.
„Ich war unzufrieden mit der Berichterstattung, andererseits hat es mir natürlich auch eine Lücke geöffnet.“
Jan Fleischhauer
Das deutsche Gesundheitsystem bleibt hierbei nicht unerwähnt. Jan Fleischhauer kann nicht umhin Adjektive wie „kapitalistisch“ mit einem Lächeln auf den Lippen auszusprechen und stellt die Überlegung an, dass die Grünen keinen Lockdown wollen, weil sie das dadurch verlorene Geld für die Klimatransformation bräuchten.
Clickbait und Verantwortung im Journalismus
Michael möchte wissen, wie vertretbar Bild-Schlagzeilen à la „Bringt das Impfen überhaupt etwas?“, seien. Dass eine Zeitung so etwas fragt, findet Jan Fleischhauer richtig, solange die Antwort stimmt. Und sowieso: „Das sind ja alles Bildzeitungshasser. In Ihrem LinkedIn-Profil sind lauter Leute, die die Bildzeitung sowieso doof finden. Und die sich jetzt bestätigt fühlen, in ihrer Ablehnung gegenüber den Boulevardmedien.“
Zur Ursache von Impfverweigerung hat Jan Fleischhauer seine eigenen Vermutungen. Im Podcast versucht er zu erklären, warum die Grünen durch die Diskussionen um genveränderten Mais hauptverantwortlich sind. „Und ich meine, die Grünen haben es bis heute nicht geschafft diesem ganzen Homöopathieklüngel mal zu sagen, dass das mit Wissenschaftlichkeit nicht zu vereinbaren ist.“
Abschließend wird im Podcast über die Ära Merkel räsoniert. Jan Fleischhauer hat eine Erklärung für die extreme Beliebtheit Merkels: „Sie war einfach die erste sozialdemokratische Kanzlerin im Kanzleramt, die das SPD-Parteibuch ernstgenommen hat. Das ist ja die Wahrheit.“ Damit schließe sie auch an das geistige Erbe Helmut Kohls an, der ebenfalls nur ein „habituell Konservativer“ war.
Zitate:
00:02:27 „Ich weiß nicht, ob ich konservativ bin. Aber jedenfalls bin ich anti-Links.“
00:05:16 „Wo für mich die Grenze ist, wäre der Parteiübertritt. Was ich immer schwierig finde, wenn Journalisten Mitglied einer Partei werden.“
00:06:46 „Die Partei, die nach meinem Gefühl am allerempfindlichsten ist: AfD, eindeutig.“
00:13:53 „Die gehen in den Dachsbau und buddeln sich dann da ziemlich unerschrocken vor. Meist durch furchtbare Aktengebirge. Und da spielt es glaube ich irgendwann keine Rolle mehr, ob derjenige, den man da verfolgt bei den Grünen oder der CDU ist.“
00:21:43 „Also, wenn ich mich mit einem Einflussreichen gutstelle, dass die, wenn es um meine eigene Karriere geht, hilfreich sind. Das ist dann zumindest die Erwartung.“
00:25:07 „Das liegt im Widerstreit miteinander. Weil sie können nicht superkritisch und gleichzeitig wahnsinnig nett mit jemandem sein.“
00:29:48 „Das Lachen ist ein sehr unglückliches Bild, aber das funktionierte ja nur, weil es ohnehin große Zweifel bei vielen Wählern an dem Kandidaten gab.“
00:35:21 „Das eine Lager, das war das deutlich größere, sagte also: ‚Die von der Politik und der Bundeskanzlerin verhängten Maßnahmen sind letztendlich alternativlos.‘ Also das Pro-Lockdown-Lager.“
00:37:48 „Ich war unzufrieden mit der Berichterstattung, andererseits hat es mir natürlich auch eine Lücke geöffnet.“
00:47:35 „Sondern, das ist erstmal ’ne Frage: ‚Bringt das nun was mit der Impfung oder nicht?‘ Finde ich total richtig. […] Entscheidend ist ja dann, was ist die Antwort ist.“
00:51:40 „Das sind ja alles Bildzeitungshasser. In Ihrem LinkedIn-Profil sind lauter Leute, die die Bildzeitung sowieso doof finden. Und die sich jetzt bestätigt fühlen, in ihrer Ablehnung gegenüber den Boulevardmedien.“
00:56:53 „Und ich meine, die Grünen haben es bis heute nicht geschafft diesem ganzen Homöopathieklüngel mal zu sagen, dass das mit Wissenschaftlichkeit nicht zu vereinbaren ist.“
01:01:09 „Was wirklich ein Verhängnis ist, find ich, sich so in die Brust werfen als Politiker und Versprechungen abgeben.“
01:07:38 „Wenn Olaf Scholz jetzt sagt, er holt sich da jetzt ’son General ins Kanzleramt […]. Ich glaub das ist ein cleverer Schritt.“
01:11:30 „Sie war einfach die erste sozialdemokratische Kanzlerin im Kanzleramt, die das SPD-Parteibuch ernstgenommen hat. Das ist ja die Wahrheit.“