„Arroganz gegenüber einfachen Leuten ist das Gegenteil dessen, was klassisch mal unter linker Politik verstanden wurde.“
Sahra Wagenknecht
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Sahra Wagenknecht über Lifestyle-Linke, Rückgrat in der Politik und die Bedeutung der Bundeswehr
Eine der bekanntesten Politikerinnen der Linken ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Sahra Wagenknecht spricht über die Versäumnisse der Coronapolitik, was „Links sein“ bedeutet, gesellschaftliche Veränderung und Gallionsfiguren von Parteien.
Außerdem im MachtWas!?!-Podcast:
- Anecken in der DDR: Wie Sarah Wagenknecht sich durch ihr Verhalten in Schule und Vor-Militärischer Ausbildung die Chance auf einen Studienplatz verbaute.
- Selbstständige Arbeit: Wichtige Lebenserfahrung oder pure Unsicherheit?
- Warum sich Sahra Wagenknecht feste Überzeugungen von Politikerinnen wünscht.
- Chauvinismus in der Politik: „Männliche Arroganz gibt es, die erlebt man auch immer wieder. Aber es gibt auch Arroganz von Älteren gegenüber Jungen. […] Wahrscheinlich gibt’s auch arrogante Frauen.“
Die Bedeutung von Gysi und Wagenknecht für die Linke
Sahra Wagenknecht ist sich bewusst, dass der Bekanntheitsgrad ihrer Partei auch mit ihrem eigenen zusammenhängt. Dennoch legt sie Wert darauf, dass sie nicht immer Politikerin war. Ihre Karriere fing als freie Autorin für unterschiedliche Medien an. Auch heute schreibt Sahra Wagenknecht noch Bücher und verrät im Podcast, warum sie sich genau genauso als Autorin wie auch als Berufspolitikerin versteht: „Es ist für mich immer ein ganz, ganz wichtiges Bedürfnis gewesen, dass ich auch publiziere und dass ich dadurch auch etwas mehr argumentative und durchdachtere Gedanken in die Öffentlichkeit bringe […] als man das eben in einer Parlamentsrede oder in einer Talkshow kann.“
Kompromissbereitschaft und Gleichförmigkeit
Im Podcast erfahrt ihr, welche Kompromisse Die Linke bei sozialer Gerechtigkeit in Koalitionsverhandlungen niemals eingehen würde. Zumindest wenn es nach Sahra Wagenknecht geht. In diesem Zusammenhang äußert sich Sahra Wagenknecht auch zu Christian Lindners Verhalten, das unter anderem zur geplatzten Jamaika Koalition der letzten Bundestagswahl geführt hat: „Ich habe immer viel mehr Respekt vor Menschen gehabt, die zumindest ausstrahlen, dass sie eine bestimmte Überzeugung haben und die auch dafür einstehen.“
Bei der diesjährigen Bundestagswahl seien Sahra Wagenknecht die Kandidatinnen viel zu ähnlich: „Auch bei den Kanzlerkandidaten: [Die] Persönlichkeiten, wofür stehen die wirklich originär? Wodurch unterscheiden die sich?“ Sie würde gerne wieder Unterschiede im Profil von Politikern sehen, wie einst bei Willy Brandt und Franz Josef Strauß.
Wie gelingt es aus der Berlin-Mitte-Blase auszubrechen?
Frau Wagenknecht achte darauf, nicht den Kontakt zu den „normalen“ Bürgern zu verlieren. Im Podcast erzählt sie, wie sie regelmäßig Gesprächsangebote von Bürgerinnen annimmt und worüber diese sich unterhalten wollen. Hier und am Rande von Wahlkampfveranstaltungen würde Sahra Wagenknecht mitbekommen, was die Menschen bewegt. Ihrem Eindruck nach seien das andere Themen als die, die in großen Redaktionen besprochen werden.
In ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ unterstellt Sahra Wagenknecht, dass die Politik linker Parteien teilweise fehlgeleitet sei und sich nicht mehr nur um die kümmere, denen es nicht gutgeht: „Arroganz gegenüber einfachen Leuten ist das Gegenteil dessen, was klassisch mal unter linker Politik verstanden wurde.“ Sahra Wagenknecht möchte, dass die Linke von diesem Kurs Abstand nimmt.
„Wenn man hier im Bundestag sitzt, hat man ein Einkommen, das ist zumindest deutlich besser als das von vielen Menschen. Und deshalb muss man wirklich auch etwas dafür tun, dass man nicht in seiner Blase verschwindet. Und die Gefahr [gibt] es hier in Berlin.“
Sahra Wagenknecht
„Und die Linken – und das gilt nicht nur für unsere Partei, das gilt auch für viele andere, gilt auch für die SPD – […] sind immer mehr zu Akademikerparteien geworden.“ Was genau es heißt, zu einer akademischen Großstadtpartei zu werden und was das für linke Politik allgemein bedeutet, erfahrt ihr im Podcast.
Selbstständig über die Pandemie denken
Auch die Pandemie lässt die Bundestagsabgeordnete nicht unerwähnt. Wie viele, macht auch sie sich Sorgen über die Spaltung der Gesellschaft. Ob sie selbst zu dieser Spaltung beiträgt, erwähnt sie nicht. So sei es ihrer Meinung nach eine freie Entscheidung, sich impfen zu lassen: „Wer die Entscheidung trifft, dass er das nicht möchte, der lebt eben mit dem Risiko.“ In unterschiedlichen Bereichen findet für Sahra Wagenknecht momentan ein Impfzwang durch die Hintertür statt.
Sie wirft anderen Politikern vor, dass diese sich nicht selbständig mit Themen beschäftigen. Die Politik lasse sich nur einseitig beraten. Ihre eigene Expertise führt Sahra Wagenknecht darauf zurück, dass sie sich länger mit dem Thema Pandemie beschäftigt habe.
„Da kommt zusammen: Inkompetenz aber auch das mangelnde Rückgrat sich selbstständig damit zu beschäftigen. Auch ein eigenständiges Urteil zu bilden. Das alles kommt zusammen und am Ende kommt eben eine sehr schlechte Politik heraus.“
Sahra Wagenknecht
Zitate:
00:03:18 „Politik geht immer auch über Köpfe und Personen. Also, wenn man das leugnet, dann macht man sich was vor.“
00:05:38 „Es ist für mich immer ein ganz, ganz wichtiges Bedürfnis gewesen, dass ich auch publiziere und dass ich dadurch auch etwas mehr argumentative und durchdachtere Gedanken in die Öffentlichkeit bringe […] als man das eben in einer Parlamentsrede oder in einer Talkshow kann.“
00:07:00 „Ich hatte damals die Hoffnung, dass man die DDR verändern kann. Also, dass man sie von innen heraus tatsächlich reformieren kann. Dass Demokratie und soziale Gerechtigkeit beides irgendwie erreichbar ist.“
00:12:34 „Die Gesellschaft kann schon etwas dafür tun, diese Grundsicherheit auszubauen. Und sei es eben dadurch, dass wenn man arbeitslos wird, dass man besser abgesichert wird. Dass auch Selbstständige bessere Möglichkeiten haben sich abzusichern.“
00:14:50 „Ich habe immer viel mehr Respekt vor Menschen gehabt, die zumindest ausstrahlen, dass sie eine bestimmte Überzeugung haben und die auch dafür einstehen.“
00:15:58 „Auch bei den Kanzlerkandidaten: [Die] Persönlichkeiten, wofür stehen die wirklich originär? Wodurch unterscheiden die sich?“
00:20:38 „Ich bin überhaupt kein Anhänger solcher Vorstellungen: ‚Also, die Bundeswehr könnte auch aufgelöst werden.‘ Das ist absurd in der heutigen Welt. Aber wir brauchen keine Bundeswehr, die international interveniert.“
00:23:38 „Männliche Arroganz gibt es, die erlebt man auch immer wieder. Aber es gibt auch Arroganz von Älteren gegenüber Jungen. […] Wahrscheinlich gibt’s auch arrogante Frauen.“
00:29:02 „Wenn man hier im Bundestag sitzt, hat man ein Einkommen, das ist zumindest deutlich besser als das von vielen Menschen. Und deshalb muss man wirklich auch etwas dafür tun, dass man nicht in seiner Blase verschwindet. Und die Gefahr [gibt] es hier in Berlin.“
00:31:38 „Und die Linken – und das gilt nicht nur für unsere Partei, das gilt auch für viele andere, gilt auch für die SPD – […] sind immer mehr zu Akademikerparteien geworden.“
00:36:41 „Arroganz gegenüber einfachen Leuten ist das Gegenteil dessen, was klassisch mal unter linker Politik verstanden wurde.“
00:40:04 „Wer die Entscheidung trifft, dass er das nicht möchte, der lebt eben mit dem Risiko.“
00:45:41 „Da kommt zusammen: Inkompetenz aber auch das mangelnde Rückgrat sich selbstständig damit zu beschäftigen. Auch ein eigenständiges Urteil zu bilden. Das alles kommt zusammen und am Ende kommt eben eine sehr schlechte Politik heraus.“