„Ich habe da die absurdesten Situationen im Innenausschuss erlebt.“
Luise Amtsberg
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Die erste Bundestagsabgeordnete ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast: Luise Amtsberg (Wikipedia) sitzt bereits in ihrer zweiten Legislaturperiode für Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. Zu Unizeiten ist die damals 24-jährige in den Landtag Schleswig-Holsteins gezogen und seitdem „Berufspolitikerin“.
Michael und Luise Amtsberg sprechen darüber, was es heißt, zum jüngeren Viertel des Parlaments zu gehören und warum Philipp Amthor trotz seines jungen Alters mehr mit dem älteren Viertel gemein hat. Die Flüchtlingsexpertin der Grünen erklärt, warum sie überhaupt in die Politik gegangen ist und momentan auf niemanden neidisch sein muss. Außerdem geht es um Michelle Obama als Inspirationsquelle, Boris Palmer, das Verweigern jeglicher Zusammenarbeit mit der BILD-Zeitung, die Diäten der Bundestagsabgeordneten und vieles mehr.
Eine von 709
Mit 31,4 Abgeordneten pro einer Million Einwohner gibt es in Deutschland die meisten Abgeordneten pro Kopf weltweit. Luise Amtsberg ist eine der 709 Abgeordneten im Bundestag und erklärt im Podcast, warum die hohe Anzahl nicht unbedingt dazu führt, dass das Parlament die Gesellschaft besser widerspiegelt.
„Die Schülerinnen und Schüler, die Studierenden, die jungen Mütter, die Jungunternehmer: Die sind einfach nicht ausreichend repräsentiert in der Politik. Da gibt es ein Missverhältnis.“
Luise Amtsberg
Das Parlament sei hauptsächlich durch männliche, ältere Semester belegt, die ihre Lebenserfahrung gerne auch mal als Waffe einsetzen. „Ich habe da die absurdesten Situationen im Innenausschuss erlebt. Ein Kollege der CDU, der dann so Papi-mäßig anfing: ‚Wär ich jetzt dein Vater, dann würde ich jetzt auch mal was sagen…‘“ Warum solche Sprüche in inhaltlichen Auseinandersetzungen Schwäche offenbaren und weshalb Lebenserfahrung nicht für sich allein stehen kann, erklärt Luise Amtsberg im Podcast und zeigt dabei eine ähnliche Perspektive wie Friederike Schier von Volt in unser Podcastfolge Nr. 3.
Warum Luise Amtsberg in grün und nicht in rot oder gelb?
Wenn man sich politisiert und sich nicht nur auf außerparlamentarische Arbeit beschränken möchte, steht man vor der Frage, ob man fraktionslos oder parteigebunden in den Politikbetrieb einsteigt. Luise Amtsberg spricht mit Michael darüber, warum sie sich sehr schnell für die Grünen entschieden hat. Trotzdem ist sie nicht mit allem und jedem in der Partei d’accord: „Wer glaubt eine Partei zu finden, die zu hundert Prozent die eigenen Positionen widerspiegelt, der wird nicht fündig werden.“
Im Podcast legt Luise Amtsberg dem Tübinger-Oberbürgermeister Boris Palmer nahe, mal darüber nachzudenken, was ihn eigentlich noch mit den Grünen verbindet.
„Der Toni Hofreiter oder die Katrin Göring-Eckardt setzen sich da nicht hin und sagen: ‚Ey Leute, das haben wir so entschieden. Ihr stimmt bitte so ab.‘ Dann wäre Halligalli bei uns.“
Luise Amtsberg
Michael möchte über „Fraktionszwang“ sprechen und Luise Amtsberg erklärt, dass sie den Begriff „Fraktionsdisziplin“ für geeigneter hält. Man müsse den ExpertInnen unterschiedlicher Themen in der eigenen Fraktion manchmal einfach vertrauen, wenn diese zu einer klaren Haltung aufrufen. Am Ende des Tages sei aber jede Abgeordnete, ob fraktionslos oder -gebunden, frei darin nach dem eigenen Gewissen zu entscheiden.
Warum die AfD für Luise Amtsberg monothematisch ist und die Opposition gestaltende Politik macht
Die Bundestagsabgeordnete kritisiert die Groko dafür, dass immer weniger Gesetze im Parlament gemacht werden. Im Podcast erklärt sie, warum es wichtig ist, dass alle Abgeordneten beispielsweise über Kriegseinsätze abstimmen. Trotzdem findet sie, dass die Opposition eine starke Stimme hat und Meinung machen kann.
„Der Ton im Parlament ist durch einige Akteure wirklich rau geworden.“
Luise Amtsberg
Außerdem geht es darum, wie fruchtbar fraktionsübergreifende Arbeit sein kann und warum es ein Erfolg für die Grünen ist, dass sich jetzt alle Parteien mit dem Klimaschutz beschäftigen. Luise Amtsberg wurde durch ihr Engagement in der Flüchtlingsarbeit politisiert und beschäftigt sich nun hauptberuflich mit genau diesem Thema. Im Podcast macht sie deutlich, warum sie diese Thematik nicht loslässt und warum sie Politikerin bleibt: „Ich habe auch mal überlegt, ob ich aufhöre Politik zu machen, und dann habe ich mir gedacht: Ich habe ein kleines Kind und die AfD ist hier gerade auf dem Vormarsch und ich möchte, dass mein Kind in einem friedlichen Land groß wird. Ich muss dafür jetzt kämpfen, also mach ich weiter!“
„Ich habe genug Geld, um ein komfortables Leben zu führen. Aber ich habe keinen Reichtum, der mir jetzt eine Finca auf Mallorca beschert.“
Luise Amtsberg
Auch wenn Luise Amtsberg Michael nicht direkt sagen kann, was am Ende auf dem Konto einer Bundestagsabgeordneten landet, spricht sie über Geld und ob PolitikerInnen davon zu viel oder zu wenig bekommen. Im Podcast geht sie darauf ein, warum man nicht einfach davon ausgehen kann, dass Politiker durch geringere Diäten eher korrumpierbar würden. So säßen die meisten Politikerinnen mit einem persönlichen Gestaltungsanspruch und aus eigener Überzeugung im Bundestag.
„Ich zum Beispiel arbeite nicht mit der BILD-Zeitung zusammen.“
Luise Amtsberg
Zum Ende des Podcasts geht es um die deutsche Medienlandschaft, Luise Amtsbergs Instagramkanal, Rechtsextremismus und die immense Wichtigkeit ihres eigenen Teams, das sie als „Safe Haven“ bezeichnet.
Dass eine Grünen-Politikerin in einer perfekten Welt am liebsten als Gärtnerin arbeiten würde, ist vielleicht nicht überraschend. Dass Luise Amtsberg vor Schülergruppen oft über Cannabis und Geld spricht hingegen schon. Warum das so ist, erfahrt ihr im Podcast.
Zitate:
2:40 „Ich bin seit 17 Jahren wählbar und immer noch eine der jüngsten in der Politik. Das ist auf jeden Fall nicht richtig.“
5:10 „Die Schülerinnen und Schüler, die Studierenden, die jungen Mütter, die Jungunternehmer: Die sind einfach nicht ausreichend repräsentiert in der Politik. Da gibt es ein Missverhältnis.“
7:00 „Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, warum Lebenserfahrung eigentlich so eine harte Währung in der Politik ist. Und ich glaube, das ist sie eigentlich gar nicht.“
8:10 „Ich habe da die absurdesten Situationen im Innenausschuss erlebt. Ein Kollege der CDU, der dann so papi-mäßig anfing: ‚Wär´ ich jetzt dein Vater, dann würde ich jetzt auch mal was sagen…‘“
11:30 „Der Ton im Parlament ist durch einige Akteure wirklich rau geworden. […] Die Auseinandersetzung über bestimmte Themen wird so harsch geführt, dass sie wirklich an Menschlichkeit vermissen lässt.“
18:40 „Ich habe relativ früh angefangen mich für Flüchtlingsrechte zu interessieren, weil mir aufgefallen ist, dass in diesem Land für Deutsche andere Regeln gelten als für Flüchtlinge. Das fand ich unfair.“
22:50 „Wer glaubt eine Partei zu finden, die zu hundert Prozent die eigenen Positionen widerspiegelt, der wird nicht fündig werden.“
30:00 „Das Argument, ich will im Bundestag reden und davon ein Foto haben, kommt natürlich überhaupt nicht gut an.“
30:30 „Ich kann jedem nur empfehlen, dem es nur um den Status geht: Don’t do this job.“
32:50 „Politik funktioniert nicht ohne Medien.“
35:15 „Wir versuchen natürlich die Regierung zur Verantwortung zu ziehen, wenn sie Mist macht. Und auch unter Druck zu setzen, bestimmte Wege nicht zu gehen.“
42:10 „Der Toni Hofreiter oder die Katrin Göring-Eckardt setzen sich da nicht hin und sagen: ‚Ey Leute, das haben wir so entschieden. Ihr stimmt bitte so ab.‘ Dann wäre Halligalli bei uns, wenn das so wäre.“
53:10 „Es wird eine große Herausforderung für uns alle, jetzt nicht einmal Maybritt Illner oder Anne Will zum Thema Rassismus gehört zu haben und dann hat jeder sein Soll getan.“
58:20 „Ich habe genug Geld, um ein komfortables Leben zu führen. Aber ich habe keinen Reichtum, der mir jetzt eine Finca auf Mallorca beschert.“
1:04:50 „Wir als Politikerinnen und Politiker entscheiden Dinge, die am Ende Einfluss haben auf das Portemonnaie und die Zukunft von Menschen in diesem Land.“
1:06:30 „Ich habe, wenn ich undercover bleiben wollte, meine Berufsgruppe auch schon verschwiegen.“
1:08:30 „Ich habe auch mal überlegt ob ich aufhöre Politik zu machen und dann habe ich mir gedacht: Ich habe ein kleines Kind und die AfD ist hier gerade auf dem Vormarsch und ich möchte, dass mein Kind in einem friedlichen Land groß wird. Ich muss dafür jetzt kämpfen, also mach ichs weiter!“
1:10:00 „Ich zum Beispiel arbeite nicht mit der BILD-Zeitung zusammen.“
1:17:00 „Dass wir unser Hirn einschalten, bevor wir reden.“
1:22:20 „Als Abgeordnete performt man nur so gut, wie das Team hinter einem performt. Das ist positiv wie negativ gemeint.“
1:23:20 „Mein Team ist mein Safe Haven.“
1:27:00 „Da nehme ich mich nicht als Politikerin als besonders bedroht war, sondern die Demokratie als bedroht war.“
1:31:00 „In einer Demokratie wird man nie hundert Prozent bekommen, wer mit dem Anspruch antritt, hat in der Demokratie nichts zu suchen.“