„Ich habe Zalando ernstgenommen, bevor es Zalando überhaupt gab.“
Marc Opelt
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Marc Opelt über OTTO und die Rolle des Handelsriesen in der Plattformökononie
Marc Opelt, der Vorsitzende des Bereichsvorstands von Otto ist zu Gast im MachtWas!?!-Podcast. Nach der Geburt im Ruhrpott und der Ausbildung in Bayern, hat Marc Opelt einen Großteil seines Lebens in Hamburg bei Otto verbracht. Warum das ohne die Reeperbahn vielleicht nie passiert wäre, erfahrt ihr im Podcast.
Michael spricht mit Marc Opelt über die unterschiedlichen Rollen, die er in 30 Jahren in der Otto-Group innehatte. Außerdem geht es um die moralische Verantwortung einer Handelsplattform, warum Marc Opelt Zalando schon ernstgenommen hat, bevor es Zalando überhaupt gab und natürlich auch um den dicken Katalog.
Warum dieser dicke Katalog nicht mehr wichtig ist
Marc Opelt erklärt im Podcast, was Otto eigentlich ist und wer alles zur Otto Group gehört. So seien mittlerweile rund 130 Firmen, wie Hermes oder AboutYou, Teil der Gruppe. Michael möchte wissen, wie man innerhalb solch komplexer Konzernstrukturen arbeitet. Marc Opelt lässt nichts auf seinen Arbeitgeber kommen und macht deutlich, warum er sich in 30 Jahren nie von Otto getrennt hat und warum er sich mit dem firmeneigenen Wertekanon identifizieren kann.
Im Podcast spricht Marc Opelt auch über die unterschiedlichen Bedeutungen von Nachhaltigkeit im Otto-Konzern und was Nachhaltigkeit mit Beziehungen zu tun hat.
Auch ein Familienunternehmen muss keine Angst vor Transformation haben
„Und das liegt auch in der DNA von Otto, dass wir uns alles zutrauen. Was auch manchmal unerträglich ist, weil es dann auch zu viel sein kann.“
Marc Opelt
Im Podcast spricht Marc Opelt darüber, dass auch er in seiner DNA wenig Zweifel und Angst hat und warum es deshalb wichtig sei, auch von außen auf kritische Punkte hingewiesen zu werden. Es wird auch „mal richtig eng“. Die Transformation vom klassischen Versandhändler zur E-Commerce Plattform mit einem teilweise stark verändertem Geschäftsmodell funktioniert auch aufgrund der kritische Masse an Kunden und Partnern. Wie das genau der Prozess abläuft und wie weit Otto auf diesem Wege ist, verrät Marc Opelt im Podcast.
„Otto war nicht in der Lage sich mit SAP auf standardisierte Prozesse einzulassen.“
Marc Opelt
Dass nicht immer alles immer ideal läuft, sei selbstverständlich. So ließ die Firmenkultur bei Otto eine schnelle, standardisierte SAP-Integration nicht zu. Michael möchte in diesem Zusammenhang wissen, wie weitreichende Entscheidungen im Otto Kosmos getroffen werden. Hier geht Marc Opelt dann auch auf den Einfluss der Familie Otto ein: „Ich glaube es wird unterschätzt in wie vielen Themen Dr. Otto so tief drin ist, dass man sehr konstruktive und strategische Diskussionen mit ihm führen kann.“
Warum Roadmaps und Priorisierungsprozesse mittlerweile unabdingbar für die effiziente Arbeit im Konzern sind und was man durch Fehler gelernt hat, erfahrt ihr auch im Podcast.
Wo gehen die Alten Profis hin, wenn die Young Professionals kommen?
Marc Opelt spricht darüber, dass Restrukturierungen im Unternehmen auf unterschiedliche Weise ablaufen. So gäbe es manchmal gute Möglichkeiten, das Skillset von erfahrenen Mitarbeiterinnen an anderen Standorten einzusetzen. Hin und wieder führe aber auch kein Weg an einer Kündigung vorbei. Ähnliches konnten wir auch schon im Gespräch mit Per Ledermann von edding feststellen.
„Ein großer Teil ist gar nicht fest bei uns. Aber eben nicht nicht-fest, weil wir das nicht wollen würden.“ Die neuen Marketing- und IT-Spezialistinnen hätten oftmals gar kein Interesse an festen Arbeitsverträgen. Warum das so ist und warum Otto ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal habe, das den Konzern für neue Mitarbeiter attraktiv mache, erklärt Marc Opelt im Podcast.
„Wir sind am Ende schon zu dem Schluss gekommen: Alle Kraft auf die Plattformen.“
Marc Opelt
Von allem etwas: Die hybride Plattform und Eigenmarken
Marc Opelt spricht darüber, warum Otto nicht mehr ausschließlich von den Margen der einzelnen Transaktionen abhängig ist und erklärt, was eine hybride beidseitige Plattform ausmacht: „Das kann man sich so vorstellen wie ein ∞-Zeichen. Auf der linken Seite hast du die Konsumentenseite. Da bringen wir unsere enorme Reichweite von 3 Millionen Besuchern pro Tag zur Party und diese Reichweite ist für die rechte Seite, wo unsere Business-Partner sind, sehr interessant.“
So profitiert Otto von Plattformeffekten und verkauft gleichzeitig noch Produkte aus den eigenen Lagern. Im Podcast erfahrt ihr, was momentan das dominante Geschäftsmodell ist und worauf Otto bei der Produktion von Eigenmarken achtet.
Profitiert der Online-Handel von Covid-19?
Marc Opelt erklärt, warum Otto weiterhin bei seinem textilen Kern bleibt. Momentan seien jedoch sämtliche Geräte und Möbel, die das Arbeiten und Leben zuhause verbessern, sehr gefragt.
Man entdecke durch Homeoffice und Corona, welche Arbeitsabläufe schlechter und welche besser funktionieren. In der Pandemie seien aber Erkenntnisse viel wichtiger, die nichts mit Otto zutun haben: „Wenn dir etwas so wichtig ist, dass du möchtest, dass es den Laden da um die Ecke in einer Woche noch gibt, dann geh dahin und hilf denen.“
„Holterdiepolter haben wir in zwei, drei Tagen 3000 bis 4000 Menschen im Homeoffice arbeitsfähig gemacht.“
Marc Opelt
Michael und Marc Opelt sprechen über das deutsche Gesundheitssystems und die schlecht bezahlten Mitarbeiterinnen, die es innerhalb dieses Systems gibt.
Zum Schluss kommt Marc Opelt nochmal auf den Otto-Katalog zurück, dessen Abschaffung offenbar nur für Leute außerhalb des Konzerns ein großer Schritt war: „Das sei ja ein Riesending, dass der Katalog 2018 eingestellt wurde. Aber für uns überhaupt nicht.“ Michael freut sich darüber, dass Otto etwas Druck auf den dünnbesiedelten Plattformmarkt bringt. Monopole seien schließlich nie wünschenswert.
Zitate:
1:50 „Was gibt es langweiligeres als Versandhandel? Aber oh guck mal, die zahlen einen Flug nach Hamburg und da gibt’s ja auch die Reeperbahn. Und da habe ich gedacht: Fliegst du da mal hin!“
13:20 „Unser Kundenstamm verjüngt sich in den letzten Jahren.“
16:30 „Mein Grundproblem ist, dass das nicht zu meiner DNA gehört.“
16:45 „Und das liegt auch in der DNA von Otto, dass wir uns alles zutrauen. Was auch manchmal unerträglich ist, weil es dann auch zu viel sein kann.“
18:20 „Wenn man jetzt irgendwann mal in ‘nem Jahr auf die Krise gucken wird und feststellt, welche Unternehmen da eigentlich ganz gut durchgekommen sind, dann werden das die sein, die in den Megatrends der Branche gut unterwegs waren.“
19:50 „Otto war nicht in der Lage sich mit SAP auf standardisierte Prozesse einzulassen.“
22:10 „Ich glaube es wird unterschätzt in wie vielen Themen Dr. Otto so tief drin ist, dass man sehr konstruktive und strategische Diskussionen mit ihm führen kann.“
25:00 „Dass du innerhalb von einem Tag weißt, wie schnell du was programmieren kannst und welches Programmierteam zu welchem Zeitpunkt zum Engpass wird.“
28:00 „Ein großer Teil ist gar nicht fest bei uns, aber eben nicht nicht-fest weil wir das nicht wollen würden.“
29:40 „Das sei ja ein Riesending, dass der Katalog 2018 eingestellt wurde. Aber für uns überhaupt nicht.“
32:10 „Ich habe Zalando ernstgenommen, bevor es Zalando überhaupt gab.“
38:48 „Das kann man sich so vorstellen wie ein ∞-Zeichen. Auf der linken Seite hast du die Konsumentenseite. Da bringen wir unsere enorme Reichweite von 3 Millionen Besuchern pro Tag zur Party und diese Reichweite ist für die rechte Seite, wo unsere Business-Partner sind, sehr interessant.“
47:30 „Wir sind am Ende schon zu dem Schluss gekommen: Alle Kraft auf die Plattformen.“
50:00 „Wir sind ein großes Unternehmen mit einem Riesenvolumen, aber es ist nicht so dass bestimmte Beschaffungsmärkte wackeln, wenn wir etwas machen oder eben nicht machen.“
56:40 „Wir sind nicht so groß wie die Konkurrenten, wir wollen aber auch einen anderen Weg gehen. Wir wollen eine Alternative darstellen.“
1:02:40 „Wir sind offen für alle.“
1:06:10 „Holterdiepolter haben wir in zwei, drei Tagen 3000 bis 4000 Menschen arbeitsfähig gemacht im HomeOffice.“
1:10:20 „Ich würde mir wünschen, dass wir nicht nur hier in Deutschland und Europa, sondern in der ganzen Welt dazu in der Lage sind diese Corona-Krise zu überwinden, um uns dann um die Menschen, die Geschäfte und die Geschäftsmodelle zu kümmern. Das sind kleine Unternehmerinnen, die wir nicht allein lassen dürfen mit den großen Schäden, die dadurch entstanden sind.“
1:11:35 „Wenn dir etwas so wichtig ist, dass du möchtest dass es den Laden da um die Ecke in einer Woche noch gibt, dann geh dahin und hilf denen.“