„Ich habe den Erkan irgendwann nicht mehr gespielt, sondern war dann auch der Erkan.“
John Friedmann
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John Friedmann über das Showgeschäft allgemein und ein Leben mit und als Erkan im Besonderen
Schauspieler, Autor und Markenbotschafter für Motorräder: John Friedmann ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Viele kennen den Münchner vermutlich eher unter dem Namen Erkan von „Erkan und Stefan“.
Im Podcast spricht der gelernte Architekt über die Entstehungsgeschichte von Erkan und Stefan, die Film- und Fernsehlandschaft in Deutschland und Kreativität bei der Arbeit. Ob Netflix wohl Mehrsprachigkeit fördert und warum wird er auf dem Roten Teppich weniger häufig fotografiert als seine weiblichen Schauspielkolleginnen?
John als Schauspieler jenseits vom Dönertier
John Friedmann verrät im Podcast, warum er niemals einen Pädophilen oder Drogensüchtigen spielen könnte und was aus einem Pazifisten wird, der für eine Rolle in eine SS-Uniform schlüpft. Weiterhin spricht er darüber, warum Kreativität ohne Fleiß oftmals im Nichts verläuft: „Kreativität kann man nicht erzwingen, Kreativität muss entstehen.“
„Ich glaube nicht, dass du sagst: ‚Ich setze mich abends um 8 hin, trinke einen Wein, bin ein bisschen angetrunken und dann schreibe ich einen tollen Roman. Dann müsste es lauter Welthits geben, soviel wie getrunken wird.“
John Friedmann
Eigentlich wollte John Friedmann nie Schauspieler werden. Im Podcast spricht er über sein Architekturstudium und erklärt, weshalb die Arbeit von Mathematikprofessorinnen und Verkäufern nicht weniger kreativ sein muss als die Schauspielerei.
Der Entstehungsprozess eines deutschen Films
Michael möchte wissen, wie ein Film von der ersten Idee bis auf den Bildschirm kommt. John Friedman erklärt, welche Rollen Produzenten, Autoren, Regisseurinnen und der Verleih für die Finanzierung und Umsetzung eines Films spielen.
Außerdem geht es darum, wie die deutsche Filmförderung funktioniert und welche Rolle die Öffentlich-Rechtlichen in der deutschen Filmlandschaft spielen (oder spielen sollten):
„Der Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen ist nicht auf Quote zu achten. Sie tun‘s aber. Da gibt’s auch viel Unmut in der Branche, wo man sagt: ‚Seid doch mal ein bisschen mutiger!‘“
John Friedmann
Wie die Streaming-Serie Dark international erfolgreicher wurde als jede deutsche Kinoproduktion
Im Podcast erläutert John Friedman, warum die Serienschauspieler von Dark international bekannter sind als es deutsche Filmschauspieler jemals hätten sein können und behauptet man dürfe sich in Deutschland mehr zutrauen als Rosamunde Pilcher und Traumschiff: „Wir Deutschen haben gelernt, dass diese Mystery-Serien auch in unserem Kulturraum verankert sind.“
„Deutschland ist nicht nur Kitsch- und Nazi-Film, sondern hat auch andere Geschichten, die wir selber sehr gut erzählen können. Auch wenn ich selber aus der Comedy bin, glaube ich, dass Comedy nicht unsere Stärke ist.“
John Friedmann
John Friedmann und Michael machen sich Gedanken darüber, ob Netflix Sprachbarrieren abbaut oder ob durch die globalen Streaming-Märkte eine kulturelle Vielfalt verloren geht. Dabei gibt es durchaus Parallelen zum „normalen“ Geschäftsleben, welches Michael auch schon mit Per Ledermann und Marc Oppelt, den Chefs von Edding und OTTO diskutiert hat.
„Es gibt sehr gute und unbekannte Schauspieler, die nicht arbeiten. Und es gibt ein paar nicht so gute Schauspieler, die viel arbeiten. Da ist der Name schon entscheidend.“
John Friedmann
Glücklich ist, wer Erfolg hat. Oder war das andersrum?
John Friedmann möchte jüngeren Kollegen raten, mit der medialen Aufmerksamkeit vorsichtig umzugehen. Was das mit dem Mästen und Schlachten von Schweinen zu tun hat, erfahrt ihr im Podcast.
Michael möchte wissen, wie hilfreich es sein kann eine gewisse Aufmerksamkeit als Influencer zu genießen, wenn eine Rolle besetzt wird. Im Podcast macht Friedmann klar, dass ein gewisses Standing zwar durchaus seine Vorzüge hat aber für bestimmte Rollen auch nachteilig sein kann.
Hat man durch Geschlechtszugehörigkeit Vorteile als Schauspieler/in?
Gegen Ende des Podcasts spricht Michael den strukturellen Sexismus und die Missbrauchsfälle, die im Rahmen der MeToo-Debatte auch in Deutschland bekannt wurden an. Welche umstrittenen Aspekte laut John Friedmann in dieser Debatte oft vergessen würden und warum Michael diese Auffassung nicht unbedingt teilt, könnt ihr euch im Podcast anhören.
Abschließend spricht John Friedmann leidenschaftlich über sein Motorrad und verrät welche Frage ihn „auf dem Roten Teppich“ am meisten nervt.
Zitate:
0:50 „Es war überraschend, dass wir doch Legenden geworden sind. War eigentlich nie der Plan.“
2:00 „Ich habe den Erkan irgendwann nicht mehr gespielt, sondern war dann auch der Erkan.“
6:10 „Ich möchte mich einfach nicht in einen Kinderschänder hineinversetzen, weil das habe ich dann alles im Kopf, wenn ich so eine Rolle spiele.“
9:40 „Kreativität kann man nicht erzwingen, Kreativität muss entstehen.“
11:15 „Ich glaube nicht, dass du sagst: ‚Ich setze mich abends um 8 hin, trinke einen Wein, bin ein bisschen angetrunken und dann schreibe ich einen tollen Roman. Dann müsste es lauter Welthits geben, soviel wie getrunken wird.“
23:20 „Es gibt Firmen, die sind alles in einem. Constantin ist beispielsweise eine Produktionsfirma und gleichzeitig der größte deutsche Verleih.“
31:30 „Vor 15 Jahren gab es viel mehr Schubladen. Da gab es Theater- oder Film-Schauspieler.“
39:30 „Wir Deutschen haben gelernt, dass diese Mystery-Serien auch in unserem Kulturraum verankert sind.“
40:10 „Deutschland ist nicht nur Kitsch- und Nazi-Film, sondern hat auch andere Geschichten, die wir selber sehr gut erzählen können. Auch wenn ich selber aus der Comedy bin, glaube ich, dass Comedy nicht unsere Stärke ist.“
42:10 „Der Vorstand von Constantin sagt: ‚Kino ist eigentlich nur eine Werbemaßnahme, um einen Film richtig groß zu machen.‘ […] Über Kino spricht man, über Fernsehen spricht man eben nicht.“
42:40 „Nochmal einen Erkan und Stefan Kinofilm zu machen; das ist natürlich die Champions League.“
46:00 „Man sagt in der Branche auch: ‚Du bist ne Kameranutte.‘ […] Du musst hoffen, dass jemand Bock auf dich hat.“
48:30 „Es gibt sehr gute und unbekannte Schauspieler, die nicht arbeiten. Und es gibt ein paar nicht so gute Schauspieler, die viel arbeiten. Da ist der Name schon entscheidend.“
50:00 „Der Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen ist nicht auf Quote zu achten. Sie tun‘s aber. Da gibt’s auch viel Unmut in der Branche, wo man sagt: ‚Seid doch mal ein bisschen mutiger!‘“
54:00 „Im Kino hast du ein kurzes Fenster von ein, zwei Wochen. Wenn der Film dann nicht funktioniert, ist der weg vom Fenster.“
56:30 „Wenn du mit der Presse ins Bett gehst, musst du aufpassen, dass du nicht gefickt wirst.“
1:06:30 „Wie viele Schauspieler kennt man, die seit 30, 40 Jahren aktiv sind? Da gibt es nur ganz wenige.“
1:11:20 „Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass es viele Events gibt, auf denen Frauen das sehr bewusst einsetzen, dass sie Objekt der Begierde sind.“
1:13:30 „Die Männern haben es da vielleicht ein bisschen einfacher, weil wir Männer werden jetzt nicht immer so nach dem Aussehen bewertet. Beim Mann war es lange egal was du an hast. Bei einer Frau ist es schon eher so, dass die nach ihrem Aussehen beurteilt wird.“