Wir hatten ja schon ganz andere Verhältnisse hier in Hamburg. Mit offenen Schießereien und Ähnlichem. Verteilungskämpfe auf dem Kiez gab es da. Die Zeit ist Gott sei Dank vorbei.
Mirko Streiber
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Mirko Streiber über die Veränderung von Kriminalität, über Rockerbanden und Schutzgelderpressung und die effektive Arbeit der Polizei
Der Chef des Hamburger LKA ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Seit 2019 leitet Mirko Streiber im Stadtstaat an der Elbe die sogenannte Kripo (Kriminalpolizei). Im Podcast geht es darum, wie sich die Kriminalität in Hamburg und weltweit verändert und wie die Polizei alte und neue Herausforderungen löst.
Außerdem im MachtWas!?!-Podcast:
- Stadtstaaten und Flächenländer: Unterschiede in der Verbrechensbekämpfung.
- Die zentrale Einsatzstelle: Warum im Zweifel die 110 die richtige Wahl ist.
- Verschlüsselung und Gerichtsbescheide: Die Probleme der Telefonüberwachung.
- Wie man Rockertruppen infiltriert und Spuren an abgebrannten Autos sicherstellt.
- Racial Profiling: „Es gibt immer mal wieder Fälle, wo man das Verhalten analysiert und glaubt das könnte jetzt genau so etwas sein. Und bei der Überprüfung stellt man fest: ‚Ne, das war ganz anders.'“
- Die Schnittstellen von Wirtschafts- und Straßenkriminalität.
Die Schutzpolizei nimmt die Anzeige auf, die Kriminalpolizei ermittelt
Im Podcast geht Mirko Streiber detailliert auf den Aufbau der Behörde ein. Er erklärt, dass die Kripo erstmal für jedes Verbrechen zuständig ist. Das fängt beim Ladendiebstahl an und geht bis zum Mord.
Außerdem geht es im Interview um den Unterschied zwischen Staatsschutz, Bundesverfassungsschutz und dem Verfassungsschutz in den Ländern: „Der Staatsschutz deckt den Ermittlungsbereich ab. Also, Volksverhetzung und Ähnliches, auch im Islamismusbereich. […] Das macht nicht der Verfassungsschutz, sondern der hat den beobachtenden Status.“
„In länderübergreifenden Mordfällen wäre es dann eher so, dass die Länder da eng zusammenarbeiten. Da kann man dann auch Gemeinschaften und Ermittlungskommissionen bilden, um die Zusammenarbeit zu gewährleisten.“
Mirko Streiber
Verbrecherinnen, die im Fokus des LKA liegen
Aktuell konzentriert man sich beim Hamburger LKA auf die organisierte Kriminalität. Mirko Streiber macht klar, dass diese nicht gleichbedeutend mit Banden- oder Clankriminalität ist: „Die Prämissen für die organisierte Kriminalität sind bundeseinheitlich festgelegt und die Standards sind relativ hoch. Unter anderem heißt es da: ‚Wenn eine Einflussnahme in Politik, Gesellschaft und Leben stattfindet.‘, dann spricht man von organisierter Kriminalität.“
„Aber natürlich setzt man auch Schwerpunkte. Im Moment ist es natürlich die organisierte Kriminalität.“
Mirko Streiber
Hamburg hat eine SOKO eingerichtet, die beispielsweise zusammen mit den französischen Behörden gegen diese Strukturen arbeitet. Im Podcast erfahrt ihr auch, welche Rolle der Hamburger Hafen im globalen Rauschgifthandel spielt.
Ist der Hamburger Kiez nicht mehr gefährlich?
Mirko Streiber erklärt, dass die aktuelle Arbeit rund um die Davidwache auf der Hamburger Reeperbahn vor allem präventiv ist. Zumindest, wenn es um Bandenkriminalität oder Kämpfe auf dem Kiez geht.
„Zum Beispiel, wenn jemand ein Bordell betreibt. Dass man dort dann auch mal offensiv Razzien durchführt. Einfach, um auch zu signalisieren: Polizei ist da.“
Mirko Streiber
Schutzgelderpressungen spielen im Jahr 2021 keine Rolle mehr. „Wir hatten ja schon ganz andere Verhältnisse hier in Hamburg. Mit offenen Schießereien und Ähnlichem. Verteilungskämpfe auf dem Kiez gab es da. Die Zeit ist Gott sei Dank vorbei.“
Drohungen gegenüber Polizistinnen gebe es ebenfalls keine mehr. Mittlerweile hätten alle ein Interesse an einem ruhigen Nachtleben auf St. Pauli: „Diese Vorstellung: Drohgebärden, das ist alles so dunkel dort auf dem Kiez. Das ist nicht mehr so. Es sind Geschäftsleute geworden. Das dahinter nochmal ganz andere Leute stehen, ist wieder eine andere Fragestellung.“
Im Podcast geht es auch darum, dass sich viele Opfer von Erpressung oder häuslicher Gewalt nicht melden, weil sie befürchten, dass die Polizei nichts tun könnte. Mirko Streiber beteuert, dass jeder Fall ernstgenommen würde und man Spezialisten für jegliche Situationen habe.
Die große Umstrukturierung der Polizei
Die Polizei braucht Informatikerinnen. Im Podcast prognostiziert Mirko Streiber, dass der Ermittler in Zukunft immer mehr vor dem Rechner sitzen wird: „Dass wir jetzt festgestellt haben, auch durch die Coronasituation, dass die Menschen mehr zuhause sind, mehr im Internet unterwegs sind, weniger draußen. Das heißt Handtaschenraube sind rapide zurückgegangen […] aber Delikte im Internet sind gestiegen.“
Michael möchte wissen, wie das LKA um die Informationstechnikerinnen wirbt. Mirko Streiber kann zumindest anbieten, dass die Altersgrenzen für IT-Spezialisten großzügiger ausgelegt würden.
„Das Thema Digitalisierung ist einer der Schwerpunkte im Landeskriminalamt.“
Mirko Streiber
Auch gibt es im LKA mittlerweile Wirtschaftskriminalisten, die sich um die Verbrechen der Finanzindustrie kümmern. Mirko Streiber skizziert die Schwierigkeiten rund um die „verschlossenen Türen“, vor denen diese Beamten stehen.
Zitate:
00:11:37 „Der Staatsschutz deckt den Ermittlungsbereich ab. Also, Volksverhetzung und Ähnliches, auch im Islamismusbereich. […] Das macht nicht der Verfassungsschutz, sondern der hat den beobachtenden Status.“
00:14:01 „In länderübergreifenden Mordfällen wäre es dann eher so, dass eher die Länder da eng zusammenarbeiten. Da kann man dann auch Gemeinschaften und Ermittlungskommissionen bilden, um die Zusammenarbeit zu gewährleisten.“
00:14:45 „Aber natürlich setzt man auch Schwerpunkte. Im Moment ist es natürlich die organisierte Kriminalität.“
00:16:55 „Die Prämissen für die organisierte Kriminalität sind bundeseinheitlich festgelegt und die Standards sind relativ hoch. Unter anderem heißt es da: ‚Wenn eine Einflussnahme in Politik, Gesellschaft und Leben stattfindet.‘, dann spricht man von organisierter Kriminalität.“
00:20:11 „Wir hatten ja schon ganz andere Verhältnisse hier in Hamburg. Mit offenen Schießereien und Ähnlichem. Verteilungskämpfe auf dem Kiez gab es da. Die Zeit ist Gott sei Dank vorbei.“
00:27:29 „In der Regel passiert eben genau das [ein Angriff] nicht. Sondern, das sind die Drohkulissen, die aufgebaut werden, die sie aber gar nicht umsetzen. Dazu haben wir auch Profis in der Einschätzung, für genau solche Gefahrensituationen.“
00:36:12 „Zum Beispiel, wenn jemand ein Bordell betreibt. Dass man dort dann auch mal offensiv Razzien durchführt. Einfach, um auch zu signalisieren: Polizei ist da.“
00:39:50 „Man muss sich vor Augen halten, dass auch diese Personen ein gewisses Geschäft betreiben wollen und dieses Geschäft wird gestört durch viele polizeiliche Maßnahmen. Das ist einfach so.“
00:41:05 „Diese Vorstellung: Drohgebärden, das ist alles so dunkel dort auf dem Kiez. Das ist nicht mehr so. Es sind Geschäftsleute geworden. Das dahinter nochmal ganz andere Leute stehen, ist wieder eine andere Fragestellung.“
00:44:30 „Es gibt immer mal wieder Fälle, wo man das Verhalten analysiert und glaubt das könnte jetzt genau so etwas sein. Und bei der Überprüfung stellt man fest: ‚Ne, das war ganz anders.'“
00:46:29 „Bei Drogen hat man auch immer gedacht, die eine Nationalität macht mehr mit der einen Droge und die machen dann zum Beispiel keine Geschäfte mit der anderen Nationalität. Das kann man wirklich nicht sagen.“
00:56:16 „Dass wir jetzt festgestellt haben, auch durch die Coronasituation, dass die Menschen mehr zuhause sind, mehr im Internet unterwegs sind, weniger draußen. Das heißt Handtaschenraube sind rapide zurückgegangen […] aber Delikte im Internet sind gestiegen.“
00:57:37 „Das Thema Digitalisierung ist einer der Schwerpunkte im Landeskriminalamt.“