„Was soll ich über High Heels sprechen […], wenn ich diese Plattformen auch für sinnvolle Themen nutzen kann.“
Sara Nuru
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Sara Nuru über ihre (fast beendete) Karriere als Model, ihr Familienunternehmen und soziales Engagement
Sara Nuru ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Sara Nuru ist Gründerin von nuruCoffee und dem Verein nuruWomen, der äthiopische Frauen mit Mikrokrediten unterstützt. 2009 wurde ihr im Alter von 18 Jahren als Gewinnerin der Castingshow Germany’s Next Topmodel erste öffentliche Aufmerksamkeit zuteil.
Im Podcast spricht Sara Nuru über ihr StartUp als Familienunternehmen und die Ausbeutung in der Kaffeebranche. Dabei erläutert sie, warum selbst die Arbeit mit kleinen Kooperativen noch moralische Herausforderungen mit sich bringt. Sara Nuru geht umfassend darauf ein, warum wirtschaftliche Hilfestellungen, die nicht nur auf Spenden basieren, wirkungsvoller und nachhaltiger sind. Aber auch ihre mittlerweile beendete Modellkarriere und was das mit „Egopushs“ zu tun hat, sind Thema des Podcasts.
Der Bruch mit der Mode- und Werbewelt
Michael und Sara Nuru unterhalten sich über die Diskrepanz zwischen einem vermeintlich glamourösen Modelleben und der Lebensrealität in Äthiopien. Sara Nuru verrät, warum sie die Modellwelt, und ihren Geburtsort München verlassen hat, um sich etwas Sinnstiftendem zu widmen. Im Podcast erfahrt ihr, wie eine Fernsehshow und ein vergoldetes Eis zum Tropfen wurden, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
„Was soll ich über High Heels sprechen […], wenn ich diese Plattformen auch für sinnvolle Themen nutzen kann.“
Sara Nuru
Mit einer Reise nach Äthiopien wurde dann der Grundstein für ihr Unternehmen gelegt: „Das Land Äthiopien von einer neuen Perspektive zu zeigen, also weg von diesen klassischen Bildern von Bedürftigkeit, Armut und Dürre. Hin zur Schönheit und Vielfalt des Landes.“
Vor Ort habe Sara Nuru gemeinsam mit ihrer Schwester dann das richtige Social Business gefunden: Kaffee.
Eine Unternehmensgründung aus dem Nichts
Ohne jegliche Erfahrung habe Sara Nuru mit ihrer Schwester nuruCoffee gegründet. Bis auf die Anfangsphase, die in einer Berliner WG stattfand, habe nuruCoffee nur wenige Gemeinsamkeiten mit Start-Ups. Sara Nuru versteht ihr Unternehmen als ein nachhaltiges Familienunternehmen. In allem was man dort tue, wäre das Wirtschaftliche dem Sozialen untergeordnet.
„Der Kaffeemarkt ist extrem umkämpft. Kein Mensch hat auf eine weitere Kaffeemarke gewartet und schon gar nicht von zwei Schwestern, die überhaupt keine Ahnung haben.“
Sara Nuru
Das Startkapital hat sich durch Werbe- und Modelljobs angesammelt, für die sie auch nach dem Abschied von ihrer ehemaligen Agentur in Sara Nurus gebucht wurde: „Und deswegen haben wir ’ne Firma gegründet, um einfach diese zusätzliche Provision mitnehmen zu können.“
Im Podcast gibt Sara Nuru einen Einblick in die komplette Wertschöpfungskette von Kaffee. Sie hebt die Bedeutung von Storytellings für ihre Marke hervor und erzählt von Geschäftsreisen nach Äthiopien, Gesprächen mit den Produzenten, Kleinbauerkooperativen und Bäuerinnen: „Und man hört immer: ‚Handverlesener Kaffee.‘ Das hört sich so romantisch und schön an, aber es ist wirklich Fleißarbeit. Da stehen prinzipiell die Frauen stundenlang in der prallen Sonne. Wenn es aber darum geht, die Preise zu verhandeln sitzt nicht eine Frau am Tisch.“
Etwas Gutes tun beim Kaffeetrinken?
„Fair Trade“ ist letztendlich auch nur ein Siegel. Deshalb spricht Sara Nuru lieber von „fair gehandeltem“ Kaffee. Im Podcast erklärt sie die unterschiedlichen Punkte, die ihren Kaffee fair machen. Wenn das gut kommuniziert werden würde, seien Menschen auch bereit etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Sara Nuru ist sich bewusst, dass ihr Kaffee in Deutschland auch ein Luxusprodukt ist.
„80% der Konsumenten finden das per se gut. Aber nur 30%, wenn sie im Supermarkt sind, greifen danach. Denn letztendlich entscheidet doch der Preis.“
Sara Nuru
Michael möchte wissen, warum es den nuruCoffee noch nicht im Einzelhandel gibt. Sara Nuru erklärt, dass die aktuelle Onlineexklusivität bewusst gewählt sei. Hier sei man u.a. preislich flexibler.
Sara Nuru möchte nicht, dass ihr Unternehmen mit aktuell sieben Mitarbeiterinnen zu schnell wächst. Im Podcast macht sie klar, dass sie mit ihrer Schwester darauf achtet, alles im Blick zu behalten: „Wir haben sehr viel Lehrgeld bezahlt und wissen auch, dass wir, hätten wir das aus der Hand gegeben […], dann wären wir heute vielleicht wo ganz anders. Aber wir sind eigentlich ganz froh, dass wir mit jedem Mal wachsen.“
So auf den Markt zu gehen, wäre ohne den finanziellen Puffer aus ihrer Modellkarriere nicht möglich gewesen. Sie würde deshalb auch niemandem pauschal dasselbe raten: „Wobei ich sagen muss, ‚Einfach mal machen!‘, das kann ich so nicht unterschreiben.“
Keine Spenden, sondern Eigenverantwortung durch Mikrokredite
Frauen steuerten den größten Teil zur Wertschöpfungskette der Kaffeeproduktion bei, verdienten jedoch am wenigsten. Geschlechterbedingte Ungerechtigkeiten wie diese bekämpft Sara Nuru mit ihrem Verein nuruWomen.
Im Podcast legt Sara Nuru wert darauf, dass sie keine Almosen, sondern Kredite vergebe. Mit Tiermast, Kornspeichern oder Billardtischen machen sich die Kreditnehmerinnen dann selbstständig. Das habe nicht nur einen wirtschaftlich wünschenswerten Effekt, sondern geht mit einer generellen Stärkung der Frau einher: „Das macht psychologisch gesehen einfach sehr viel mit den Frauen, denn plötzlich sind sie unabhängig von ihren Männern.“
„Man sagt ja so schön: ‚Unterstützt man eine Frau, unterstützt man eine ganze Familie.‘ Weil Frauen ganz anders mit dem Geld haushalten.“
Sara Nuru
Natürlich gibt es auch Ausfallrisiken bei den Krediten, diese werden aber durch gegenseitige Bürgschaften der Frauen minimiert. „Aus Erfahrung, statistisch gesehen, werden 98% der Kredite auch zurückbezahlt.“
Sara erklärt, dass das genau der Ansatz sei, der zu nachhaltiger gesellschaftlicher Veränderung führe: „Wir glauben, dass die Menschen vor Ort sich aus eigener Kraft helfen können und dass es uns gar nicht braucht. Unser Ziel ist es zu kommen und wieder zu gehen. Damit sie nicht abhängig von uns sind.“
Das Geld der Models
Zum Schluss sprechen Michael und Sara Nuru noch einmal über das Modeln in der Mode- und Werbeindustrie. Mittlerweile habe Sara Nuru ausreichend Abstand zur Modelbranche gefunden und spricht ihr auch eine Daseinsberechtigung zu: „Ich glaube aber auch nur deshalb, weil ich mich nicht mehr nur über das Modeln definiere und ich weiß, dass ich mehr bin als nur das.“
Zudem geht es um ungesunde und realitätsferne Schönheitsideale und darum, wie man sich fühlt, wenn man ständig objektiviert wird und eine Produktionsvorlage für Designerinnen ist. Sara Nuru verrät, wie man dafür entlohnt wird und wo es am meisten Geld gibt. Aktuell ist das Modeln für Sara Nuru nur noch ein kleines Nebenprojekt.
„Oftmals unterschätzt man die High-End-Fashion, wenn man jetzt nicht Claudia Schiffer ist, oder Naomi Campbell, dann verdient man so gut wie gar kein Geld.“
Sara Nuru
Zitate:
00:05:57 „Das Land Äthiopien von einer neuen Perspektive zu zeigen, also weg von diesen klassischen Bildern von Bedürftigkeit, Armut und Dürre. Hin zur Schönheit und Vielfalt des Landes.“
00:07:51 “Der Kaffeemarkt ist extrem umkämpft. Kein Mensch hat auf eine weitere Kaffeemarke gewartet und schon gar nicht von zwei Schwestern, die überhaupt keine Ahnung haben.“
00:12:49 „Was soll ich über High Heels sprechen […], wenn ich diese Plattformen auch für sinnvolle Themen nutzen kann.“
00:18:32 „Und deswegen haben wir ’ne Firma gegründet, um einfach diese zusätzliche Provision mitnehmen zu können.“
00:28:52 „Und man hört immer: ‚Handverlesener Kaffee.‘ Das hört sich so romantisch und schön an, aber es ist wirklich Fleißarbeit. Da stehen prinzipiell die Frauen stundenlang in der prallen Sonne. Wenn es aber darum geht, die Preise zu verhandeln sitzt nicht eine Frau am Tisch.“
00:35:36 „Neben dem existenzsichernden Einkommen, worüber sich natürlich auch streiten lässt, was bedeutet das überhaupt? Ab wann ist eine Existenz gesichert?“
00:40:40 „80% der Konsumenten finden das per se gut. Aber nur 30%, wenn sie im Supermarkt sind, greifen danach. Denn letztendlich entscheidet doch der Preis.“
00:45:08 „50% unserer Gewinne fließen in unseren Verein nuruWomen und damit vergeben wir die Kredite.“
00:49:36 „Wir haben sehr viel Lehrgeld bezahlt und wissen auch, dass wir, hätten wir das aus der Hand gegeben […], dann wären wir heute vielleicht wo ganz anders. Aber wir sind eigentlich ganz froh, dass wir mit jedem Mal wachsen.“
00:53:02 „Wobei ich sagen muss, ‚Einfach mal machen!‘, das kann ich so nicht unterschreiben.“
00:56:07 „Man sagt ja so schön: ‚Unterstützt man eine Frau, unterstützt man eine ganze Familie.‘ Weil Frauen ganz anders mit dem Geld haushalten.“
01:00:08 „Aus Erfahrung, statistisch gesehen, werden 98% der Kredite auch zurückbezahlt.“
01:01:18 „Das macht psychologisch gesehen einfach sehr viel mit den Frauen, denn plötzlich sind sie unabhängig von ihren Männern.“
01:05:47 „Wir glauben, dass die Menschen vor Ort sich aus eigener Kraft helfen können und dass es uns gar nicht braucht. Unser Ziel ist es zu kommen und wieder zu gehen. Damit sie nicht abhängig von uns sind.“
01:09:06 „Ich glaube aber auch nur deshalb, weil ich mich nicht mehr nur über das Modeln definiere und ich weiß, dass ich mehr bin als nur das.“
01:16:01 „Oftmals unterschätzt man die High-End-Fashion, wenn man jetzt nicht Claudia Schiffer ist, oder Naomi Campbell, dann verdient man so gut wie gar kein Geld.“