„Wir kommunizieren und informieren uns sozusagen zu Tode und erreichen dennoch die Menschen, die es nicht wissen wollen, die es nicht hören wollen, nicht.“
Saskia Esken
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Saskia Esken über Kommunikation in der COVID-19 Pandemie, innerparteilichen Konkurrenzkampf und digitalgestütztes Distanzlernen
Michael besucht die Co-Vorsitzende der SPD im Willy-Brandt-Haus. Mit Saskia Esken ist nach Friederike Schier bereits zum zweiten Mal eine Parteivorsitzende im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Als Nachfolgerin von Andrea Nahles teilt sich Saskia Esken die Doppelspitze mit Norbert Walter-Borjans.
Im Podcast geht es um die Vernachlässigung der digitalen Medien in der deutschen Bildungspolitik und wir klären, weshalb Kommunikation in der Politik so wichtig ist. Und warum erreicht man manche Verschwörungstheoretiker überhaupt nicht mehr? Außerdem verrät Saskia Esken, warum sie bei bestimmten Themen sogar mit Altkanzler Gerhard Schröder d’accord ist.
Wie führt man eine Partei zu zweit?
Im Podcast spricht Saskia Esken darüber, dass sie genau diese Position in der Doppelspitze wollte. Trotzdem habe man sich nicht darauf vorbereiten könne. Sie beklagt, dass die Presse den Wahlkampf innerhalb der SPD auf die Lager Scholz und „Anti-Scholz“ reduziert habe. Im Podcast beschreibt sie Olaf Scholz als Kollegen und allerhöchstens als Mitbewerber. Außerdem macht sie klar, dass die Gegner und Feinde außerhalb der Partei zu finden seien.
„Wir haben uns darauf vorbereitet die SPD anders zu führen. Zusammenzuführen.“
Saskia Esken
Saskia Esken erklärt, welche Vorstellungen Norbert Walter-Borjans und sie für die SPD haben. Außerdem geht es darum, wie die Arbeitsaufteilung in so einer Doppelspitze stattfindet und wer wo das Wort ergreift und wann ins Rampenlicht tritt.
Michael möchte wissen, wie sich das Verhalten von anderen Mitgliederinnen und Mitgliedern der Partei während der Wahl auf die spätere Postenverteilung auswirkt: „Es geht gar nicht so sehr ums Gönnen. Ehrlich gesagt, keines der Ämter und Mandate, um die es da geht sind insofern sehr erstrebenswert, dass man sagt: ‚Da wird mal jemand ausgezeichnet und versorgt oder beglückt.‘ Meistens sind das große Aufgaben, die viele Opfer, auch persönliche Opfer, verlangen.“
Spaltung, Verschwörung und Corona
Warum Saskia Esken findet, dass auch ein Teil der Gesellschaft in Deutschland gespalten ist, erfahrt ihr im Podcast. Sie verurteilt mit aller Deutlichkeit die Verschwörungsdemonstration Mitte November in Berlin. Es sei wichtig viele Blickwinkel auf ein Thema zu haben. Unterschiedliche Auffassungen von Politik oder auch den Maßnahmen zur Eindämmung einer Pandemie seien in jedem Gespräch willkommen. Wenn jedoch Kinder mit Herzballons in die erste Reihe geschickt werden, um Nazis, die den Hitlergruß machen, zu schützen, müsse man eine klare Linie ziehen.
„Q-Anon behauptet, die Elite dieser Welt würde unter der Erde 200.000 Kinder gefangen halten und sich von deren Blut ernähren. Das ist schon sehr speziell. Man fragt sich wirklich, wie es möglich ist, dass solche Geschichten so eine Verbreitung erfahren.“
Saskia Esken
Michael möchte wissen, warum Populisten wie Donald Trump und Boris Johnson so erfolgreich sind. Saskia Esken erklärt, dass diese mit einfachen Botschaften auf einer emotionalen Ebene arbeiten. Die Aufmerksamkeitsökonomie (verkörpert durch die sozialen Medien) tue ihr übriges: „Wenn Politik und Medien im Land von einer populistischen Bewegung in eine Ecke gestellt werden, dann ist das wirklich schädlich für unsere Demokratie.“
Wie kommuniziert man ergebnisorientiert?
Saskia Esken findet nicht, dass die Politik die Sorgen der Menschen nicht wahrnehmen würde. Überhaupt kommuniziere man viel mehr als früher. Auch in der aktuellen Pandemie sei das Problem nicht die mangelnde Informationslage. Saskia Esken verweist beispielsweise auf die ununterbrochene Abdeckung von Covid-19 in der Tagesschau zu Beginn des Ausbruchs in Europa: „Wir sind ja alle mittlerweile so ein bisschen Hobbyvirologen.“
„Wir kommunizieren und informieren uns sozusagen zu Tode und erreichen dennoch die Menschen, die es nicht wissen wollen, die es nicht hören wollen, nicht.“
Saskia Esken
Es ginge um ein anderes Problem. Menschen, die sich in ihren Blasen davon abhalten Informationen wahrzunehmen, könne man auch nicht mit mehr Fakten erreichen: „Vor allem haben wir zunehmend verlernt, miteinander im Gespräch zu bleiben, wenn wir sehr unterschiedlicher Auffassung sind.“
Im Podcast überlegen Michael und Saskia Esken, wie man diese Menschen wieder erreichen kann. Wie lässt man die vielbesprochenen Blasen platzen? Welchen klaren Feind die SPD Vorsitzende hier sieht, erfahrt ihr im Podcast. Außerdem hat sie eine einfache Antwort auf die Frage, warum populistische Parteien wie die AfD in sozialen Netzwerken so viel erfolgreicher sind als die „etablierten“ Parteien: Weil letztere sich eben nicht zu populistischen Aussagen hinreißen lassen würden.
“Digitalgestütztes Distanzlernen”
Saskia Esken nennt digitalgestütztes Distanzlernen (im Volksmund: Home Schooling) nicht als das Ideal der digitalen Bildung. Es ginge vielmehr darum, Kindern beizubringen mit digitalen Medien umzugehen und deren Vorteile für sich Nutzen zu lernen.
„Ehrlich gesagt hatten wir Jahre uns darum zu kümmern. Wir sind was die digitale Bildung anbelangt weit zurück.“
Saskia Esken
Da es sich bei der digitalen Bildung ohnehin um ein Herzensthema von ihr handelt, verabreden sich Michael und Frau Esken direkt fürs nächstes Jahr zu einem Podcast, in dem sie hierzu weiter ausholen kann. Zum Schluss verrät Saskia Esken, wie sie mit Hass im Internet zurechtkommt: „Ich hab‘ mir für mich sehr hilfreich zurechtgelegt, dass die meisten dieser Angriffe sich auf eine selbstbewusste und linke Vorsitzende der SPD richten. Die sitzt hier so auf meiner linken Schulter. Die treffen mich aber nicht persönlich.“
Zitate:
00:03:28 „Wir haben uns darauf vorbereitet die SPD anders zu führen. Zusammenzuführen.“
00:08:22 „Die Arbeitsaufteilung, die wir praktizieren hat sich aus unserem Naturell ergeben und aus unseren politischen Herkünften.“
00:11:32 „Es geht gar nicht so sehr ums Gönnen. Ehrlich gesagt, keines der Ämter und Mandate, um die es da geht sind insofern sehr erstrebenswert, dass man sagt: ‚Da wird mal jemand ausgezeichnet und versorgt oder beglückt.‘ Meistens sind das große Aufgaben, die viele Opfer, auch persönliche Opfer, verlangen.“
00:13:35 „Vor allem haben wir zunehmend verlernt, miteinander im Gespräch zu bleiben, wenn wir sehr unterschiedlicher Auffassung sind.“
00:18:10 „Q-Anon behauptet, die Elite dieser Welt würde unter der Erde 200.000 Kinder gefangen halten und sich von deren Blut ernähren. Das ist schon sehr speziell. Man fragt sich wirklich, wie es möglich ist, dass solche Geschichten so eine Verbreitung erfahren.“
00:23:35 „Wenn Politik und Medien im Land von einer populistischen Bewegung in eine Ecke gestellt werden, dann ist das wirklich schädlich für unsere Demokratie.“
00:25:50 „Wir sind ja alle mittlerweile so ein bisschen Hobbyvirologen.“
00:27:34 „Wir kommunizieren und informieren uns sozusagen zu Tode und erreichen dennoch die Menschen, die es nicht wissen wollen, die es nicht hören wollen, nicht.
00:36:42 „Wir stehen natürlich vor der Herausforderung uns vor allem auch gegenüber der CDU in starkem Maße abzugrenzen und zu profilieren. Die CDU ist unser klassischer politische Gegner.“
00:42:55 „Ehrlich gesagt hatten wir Jahre uns darum zu kümmern. Wir sind was die digitale Bildung anbelangt weit zurück.“
00:46:30 „Ich hab‘ mir für mich sehr hilfreich zurechtgelegt, dass die meisten dieser Angriffe sich auf eine selbstbewusste und linke Vorsitzende der SPD richten. Die sitzt hier so auf meiner linken Schulter. Die treffen mich aber nicht persönlich.“