„Kann ich die dämlichen Fragen jetzt mal selbst stellen oder muss ich die weiter beantworten?“
Thomas Helmer
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Thomas Helmer über sein Leben als Fußballprofi, die Karriere nach der Karriere und welche Rolle Ehrgeiz in beiden Lebensphasen gespielt hat.
Endlich geht es mal nur um Fußball im MachtWas!?!-Podcast. Der Europameister von 1996 und Doppelpass-Moderator Thomas Helmer spricht mit Michael über seine aktive und „passive“ Zeit in der Welt des Profifußballs.
Hörerinnen und Hörer, die mit dem Austausch von Jahreszahlen in Verbindung mit bestimmten Spielergebnissen, Namen von Co-Trainern und Beratern oder warmen Erinnerungen an einen Sieg von Hansa Rostock über die Bayern nichts anfangen können, werden mit dem Podcast trotzdem große Freude haben. Es geht auch darum, wie man Profifußballer wird, obwohl man als Kind gar kein Interesse am Fußball hatte. Und Thomas Helmer erläutert, wie man Bundeswehr, Schule und Fußball unter einen Hut bringt und warum er einmal Uli Hoeneß überredete, den Spielern des FC Bayern einen Teil ihres Gehalts einfach abzuziehen.
Die Bundeswehrnationalmannschaft und heimlich Fußball gucken
Thomas Helmer spricht im Podcast darüber, wie er seine Profikarriere bei Arminia Bielefeld begonnen hat. Zu dieser Zeit befand er sich noch in der Oberstufe und musste für das Abitur lernen. Eine Bedingung seines Vaters war, dass die Schule immer vor dem Fußball stehen müsse. Deshalb kam es auch mal vor, dass man, statt zum Arminia-Training, auf Klassenfahrt gefahren ist.
„Ich wurde gezwungen von meiner Mutter. […] Ich bin sicher sie hat mir den Ball schon in die Wiege geschmissen. Sie war totaler Bayern-Fan.“
Thomas Helmer
Thomas Helmer hat in vielen Mannschaften gespielt. In der Nationalmannschaft, beim FC Sunderland, bei den Bayern aber auch in der Bundeswehrnationalmannschaft. Im Podcast erzählt Thomas Helmer, wie er mit anderen Fußballfans (und auch späteren Profis) in der Kaserne heimlich die WM 1986 in Mexiko auf einem mobilen Fernseher unter der Bettdecke geschaut hat.
Der Einstieg in die 1. Bundesliga
„So einfach war das bei mir nicht. Ich habe ja dann gedacht: Boah, Dortmund sind ungefähr 120km von Bielefeld. Das ist ja eine kleine Weltreise für mich.“
Thomas Helmer
Thomas Helmer erklärt, wie es ist die Ersatzbank zu verlassen, Stammspieler bei Borussia Dortmund zu werden und dazu auch noch den DFB-Pokal zu holen. Ob er sich nach seinem Wechsel zum FC Bayern darüber geärgert hat den Champions-League-Sieg von Dortmund knapp verpasst zu haben, verrät Thomas Helmer im Podcast.
Was geht einem jungen Spieler bei „Scheiß Millionäre“-Sprechgesängen durch den Kopf? Außerdem möchte Michael wissen, von wem er beraten wurde und was diese Berater eigentlich verdienen. Thomas Helmer spricht sich dafür aus, dass dieses Gehalt von den Spielern und nicht von den Vereinen gezahlt werden sollte.
Fußballer werden in ihrem ersten Beruf bekanntlich nicht alt. Thomas Helmer spricht über seinen Ausstieg aus dem aktiven Profifußball: „Ich hatte da auch mit meiner Achillessehne Probleme. Aber ich war auch schon 34 und da merkst du sowieso: Du bist nicht mehr auf dem Niveau.“
Medaillen sammeln nach Länderspielen und die „Originale“ der Nationalmannschaft
„Für mich war das die größte Auszeichnung. Ich bin zu jedem Länderspiel hin.“
Thomas Helmer
Im Podcast spricht Thomas Helmer über seine Zeit bei der Nationalmannschaft und warum diese 1994 eigentlich hätte Weltmeister werden sollen: „Da habe ich nie wieder mit Besseren zusammengespielt. Also wenn man mal überlegt, allein vorne: Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Kalle Riedle. […] Wir hätten es machen müssen, aber wir waren leider kein Team. Deswegen haben wirs nicht geschafft.“
Und wie wird man ein Team? Eine Antwort könnte sein: Verletzungen. Thomas Helmer erläutert, wie die Mischung aus vielen Verletzungen und der Zusammenhalt der Mannschaft zum EM-Gewinn 1996 geführt haben.
„Ich habe irgendwann gemerkt als ich Kapitän war: Mit Jürgen Klinsmann und Lothar Matthäus, das funktioniert nicht so richtig. Ich bin Weihnachten, Heiligabend, nach Kitzbühel zu Franz Beckenbauer gefahren und hab ihm gesagt: ‚Einer muss von beiden muss gehen’“
Thomas Helmer
Michael möchte wissen, ob man mit Nice-Guy-Mentalität in der Kabine überhaupt irgendwohin kommt. Thomas Helmer bezeichnet sich selbst als Teamplayer, sagt aber auch, dass man eine klare Meinung haben muss.
Thomas Helmer überlegt im Podcast, warum sich der Fokus im Profifußball momentan eher auf die Clubs als auf die Nationalmannschaft lenkt: „Im Moment ist das Interesse nicht mehr so groß, weil ich glaube auch die Außendarstellung vom DFB und der Nationalelf einfach nicht gut ist. Ich kenne auch nicht mehr alle Spieler.“
Weg vom Platz, rein ins Studio
Im letzten Drittel des Podcasts geht es um die große berufliche Veränderung in Helmers eigenem Leben. Weg vom Platz, aber wohin? Thomas Helmer wollte weder Sportdirektor noch Trainer werden: „Ich habe auch mal aus Spaß gesagt: Da sitzen 22 Spieler und die hören sowieso alle nicht auf dich.“
„Ich wurde schon oft gefragt: ‚Was ist denn anstrengender? Fußballspielen oder moderieren?‘ Eindeutig moderieren, danach ist man so kaputt und leer.“
Thomas Helmer
Er selbst beschreibt seinen Einstieg beim DSF, dem heutigen Sport1, als ähnlich unbeabsichtigt, wie den in den Profisport: „Kann ich die dämlichen Fragen jetzt mal selbst stellen oder muss ich die weiter beantworten?“
Thomas Helmer moderiert aktuell die Talkshow Doppelpass und erzählt im Podcast von so einigen kuriosen Begegnungen im Alltag und im Urlaub, die ihm bewusst gemacht haben, wie viele Leute ihm jeden Sonntag zuschauen. Im Podcast spricht er über die Arbeit mit Fußballern und Journalistinnen. Er wünscht sich, dass in seiner Sendung Diskussionen entstehen und erklärt, wie man mit den großen Egos einiger Gäste umgehen muss: „Bei dem einen oder anderen muss man dann auch wirklich stoppen […] Wenn ich ‘ne Frage stelle zum aktuellen Spiel und dann redet der: ‚Ja, aber weißt du noch vor zehn Jahren?‘“
Michael bemüht sich sichtlich das Thema „Phantomtor“ in Nürnberg niemals im Podcast aufkommen zu lassen und Thomas Helmer muss ihm deshalb auch nicht erklären, welche Frage ihn richtig nervt. Zum Schluss erzählt Thomas Helmer noch die Anekdote von einer 0:4 Niederlage mit dem FC Sunderland. Danach gab es keine Straftrainings, sondern Essen beim Italiener und Teambuildingmaßnahmen im Pub. Ausgezahlt habe sich das anscheinend, eine Woche später habe man gegen Arsenal London gewonnen.
Zitate:
03:29 „Kann ich die dämlichen Fragen jetzt mal selbst stellen oder muss ich die weiter beantworten?“
09:15 „Das empfehle ich jedem Vater und jeder Mutter: Wenn ihr wollt, dass euer Kind Talent hat, bitte auch den linken Fuß trainieren.“
18:46 „So einfach war das bei mir nicht. Ich habe ja dann gedacht: Boah, Dortmund sind ungefähr 120km von Bielefeld. Das ist ja eine kleine Weltreise für mich.“
30:49 „Ich hatte da auch mit meiner Achillessehne Probleme. Aber ich war auch schon 34 und da merkst du sowieso: Du bist nicht mehr auf dem Niveau.“
32:30 „Für mich war das die größte Auszeichnung. Ich bin zu jedem Länderspiel hin.“
34:10 „Da habe ich nie wieder mit Besseren zusammengespielt. Also wenn man mal überlegt, allein vorne: Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Kalle Riedle. […] Wir hätten es machen müssen, aber wir waren leider kein Team. Deswegen haben wirs nicht geschafft.“
39:10 „Ich habe irgendwann gemerkt als ich Kapitän war: Mit Jürgen Klinsmann und Lothar Matthäus, das funktioniert nicht so richtig. Ich bin Weihnachten, Heiligabend, nach Kitzbühel zu Franz Beckenbauer gefahren.“
45:33 „Im Moment ist das Interesse nicht mehr so groß, weil ich glaube auch die Außendarstellung vom DFB und der Nationalelf einfach nicht gut ist. Ich kenne auch nicht mehr alle Spieler.“
49:06 „Nur weil du da jetzt 90 oder 120 Minuten ein bisschen rumackerst und grätscht, hast du trotzdem das große Glück für einen kurzen Moment viele Menschen glücklich zu machen. Und das war so mein mit bewegendster Moment.“
53:45 „Ich wurde gezwungen von meiner Mutter. […] Ich bin sicher sie hat mir den Ball schon in die Wiege geschmissen. Sie war totaler Bayern-Fan.“
58:13 „Ich habe auch mal aus Spaß gesagt: Da sitzen 22 Spieler und die hören sowieso alle nicht auf dich.“
1:05:38 „Ich glaube sich einzubilden, man stelle immer die richtige Frage, ist auch nicht richtig. […] Man stellt auch mal eine belanglose um etwas Zeit zu füllen.“
1:10:49 „Bei dem einen oder anderen muss man dann auch wirklich stoppen […] Wenn ich ‘ne Frage stelle zum aktuellen Spiel und dann redet der: ‚Ja, aber weißt du noch vor zehn Jahren?‘“
1:12:00 „Ich wurde schon oft gefragt: ‚Was ist denn anstrengender? Fußballspielen oder moderieren?‘ Eindeutig moderieren, danach ist man so kaputt und leer.“