„Kein einzelner Staat kann in der heutigen Welt seine Sicherheitsvorsorge alleine betreiben.“
Stefanie Babst
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Dr. Stefanie Babst über Image und Funktion der NATO und was sich seit dem Russland-Ukraine-Krieg verändert hat
Expertin Dr. Stefanie Babst hat 22 Jahre lang für die NATO in Brüssel gearbeitet. U.a. war Sie Chefin des Planungsstabes un d beigeordnete Generalsekretärin. Zeitweise war sie die ranghöchste Deutsche in der NATO. In unserem Podcast gibt sie Einblick in die Arbeit der Organisation – wie sie funktioniert, wer sie finanziert und ob bzw. welche Mitgliedsländer die Richtung der Organisation vorgeben. Sie verrät, wie es um die öffentliche Akzeptanz der NATO steht und erklärt auch, warum Europas Verteidigungshaushalt von den USA abhängig ist. Außerdem geht es um Deutschlands unsicheres Verhältnis zum Militär und die Frage, ob es diesbezüglich einen Wandel seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gibt.
- 00:02:10: Vorstellung Dr. Stefanie Babst
- 00:05:17: Verhältnis zwischen NATO und Russland
- 00:14:18: Bedrohungen der NATO
- 00:18:33: Finanzierung, Funktion und Kopf der Organisation
- 00:28:00: Deutschlands unsicheres Verhältnis zum Militär
- 00:35:03: Öffentliche Akzeptanz der NATO
- 00:40:27: NATO-Bündnisfall
Die NATO
„Das Hauptanliegen der NATO ist, dass Staaten zusammenkommen – jeden einzelnen Tag – und ihre Verteidigungs- und Sicherheitspolitik koordinieren.“
Stefanie Babst
Die NATO wurde 1949 als politisches und militärisches Bündnis gegründet, das Konflikte auf friedliche Weise lösen soll. Die Mitgliedsstaaten verpflichten sich, im Notfall füreinander einzustehen. Dr. Stefanie Babst erklärt im Podcast, dass es für so einen Fall keinen Automatismus gibt, sondern dass das betroffene Land selbst um eine konkrete Hilfe bitten muss. Unsere Expertin erläutert weiterhin, warum nicht nur ,lupenreine‘ Demokratien Mitglied sind und weshalb so eine Organisation überhaupt Sinn macht.
Feinde der NATO
Auf die Frage, welche Feinde die NATO habe, antwortet Babst, dass die Organisation nicht nach einzelnen Ländern Ausschau hält, sondern breiter angelegte Bedrohungen fokussieren würde. Dazu zählt etwa die Proliferation von Massenvernichtungswaffen. Bei diesem Thema hält die NATO die Staaten im Blick, die diese Waffen produzieren und weitergeben: darunter der Iran, Nordkorea, China und Russland. In der Folge erklärt unsere Expertin zudem den Begriff ,funktionale Bedrohung‘.
Finanzierung und Image der Organisation
Alle 30 souveränen Mitglieder finanzieren die NATO direkt und indirekt. Allerdings bringen die Länder unterschiedlich viel Geld und ,Manpower‘ mit. Ganz vorn mit dabei ist laut Babst die USA und auf europäischer Seite beispielsweise die Slowakei und Slowenien. Unsere Gästin betont, dass Deutschland nicht in den vorderen Rängen mitspielt und sich vielmehr sogar auf den Beiträgen der anderen ausruhen würde. Als es um das Image und die öffentliche Akzeptanz der Organisation geht, berichtet Babst, was die Umfragewerte der letzten Jahrzehnte dazu verraten und warum es kritisch ist, die Politik einzelner Staaten mit der NATO-Politik zu vermischen.
Zitate:
00:10:47: „Das Hauptanliegen der NATO ist, dass Staaten zusammenkommen – jeden einzelnen Tag – und ihre Verteidigungs- und Sicherheitspolitik koordinieren.“
00:12:53: „Kein einzelner Staat kann in der heutigen Welt seine Sicherheitsvorsorge alleine betreiben.“
00:24:52: „Sie haben natürlich auf der amerikanischen Seite im Kongress auch zunehmend seit etlichen Jahren kritische Stimmen, die sich fragen, warum amerikanische Steuerzahler für die Sicherheit deutscher, italienischer, französischer oder rumänischer Einwohner bezahlen sollen.“
00:25:18: „Wir haben zu wenig als Europäer insgesamt investiert, wir sind zu wenig bereit gewesen, selbst auch unsere Verteidigungshaushalte hochzufahren.“