„Wir haben Firmen, die wissen sozusagen heute, dass 40 % der Belegschaft wegen Rentenaustritt wegfällt und die haben noch keine Strategie, wie sie die Stellen auffüllen.“
Martina van Hettinga
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Constanze Buchheim und Martina van Hettinga über steigenden Handlungsdruck, hippe Digitalos und die Veränderungsbereitschaft in Familienunternehmen
In dieser Folge des MachtWas!?!-Podcasts sind gleich zwei Gesprächspartnerinnen zu Gast. Constanze Buchheim hat 2009 die Personalberatung I-Potentials gegründet und teilt sich dort die Geschäftsführung mit Martina van Hettinga. Die zwei Headhunterinnen kommen aus der deutschen Gründerszene.
„Eigentlich haben wir keinen Fachkräftemangel. Wir haben einen Führungskräftemangel.“
Constanze Buchheim
Im Podcast erfahrt ihr, wie man Firmen wie Deliveroo oder Lieferheld mitaufbaut, warum sich Arbeitgeberinnen auf eine nachhaltige YOLO-Attitüde und finanzielle Unabhängigkeit von jungen Arbeitnehmern einstellen müssen und weshalb Martina van Hettinga und Constanze Buchheim nichts vom Fachkräftemangel hören wollen.
Wie „jagt“ man kluge Köpfe?
Im Podcast erklären Constanze Buchheim und Martina van Hettinga, was eine Personalberatung, bzw. ein Headhunter-Unternehmen, von einer normalen Personalvermittlung unterscheidet. Ihr Unternehmen suche gezielt nach Führungskräften.
„Es geht selten um die Spezialisten, die in dem Bereich arbeiten, sondern um die Führungskräfte, die diesen Bereich erstmal gestalten.“
Constanze Buchheim
Da sei es erst einmal nicht wichtig, ob die Unternehmen in der Landwirtschaft oder Lasertechnologie aktiv sind. Einer der ersten Schritte für Unternehmen sei zu erkennen, welche Stelle man eigentlich schaffen oder neu besetzen müsste. Das weiß manchmal selbst der CEO nicht. Michael und seine zwei Gäste sprechen darüber, wie der deutsche Mittelstand mittlerweile digital aufgestellt ist: „Da hat Corona auch schon seinen Beitrag geleistet. Wir laufen schon seit 12 Jahren in Deutschland rum und sagen: ‚Die Digitalisierung kommt!‘, und das haben uns auch immer alle geglaubt. Nur der Handlungsdruck ist nicht dagewesen.“ (Constanze Buchheim)
Wie finde ich den oder die Richtige?
Martina van Hettinga und Constanze Buchheim sprechen darüber, wie man Fach- und Führungskräfte entdeckt, selektiert und auch umgarnt. Es sei wichtig zwischen Expertinnen, Managern und der Unternehmensführung zu unterschieden und gleichzeitig diese drei Rollen miteinander in Einklang zu bringen.
Dabei geht es auch darum, jemanden zu finden, der sich über längere Zeit in einer sich andauernd verändernden Branche zurechtfindet: „Es geht nicht darum, wie jung, digital und hip die Leute sind. Sondern darum, welche Haltung sie haben. Sind sie veränderungsbereit? Sind sie technisch affin?“ (Martina van Hettinga)
Michael möchte wissen, was man tun muss, um Headhunter auf sich aufmerksam zu machen. Dafür erschafft man am besten eine eigene Geschichte und trägt diese über die gängigen Plattformen nach außen. Martina van Hettinga erzählt im Podcast, wie manch eine diese Plattformen auch schon meidet: „Bestimmte Berufsgruppen sind sogar schon nicht mehr auf LinkedIn, weil sie so überschwemmt werden, dass sie sagen: ‚Falls ich mal wieder suche, dann mache ich mir einen Account oder gebe meinem Netzwerk Bescheid.“
Warum Familienunternehmen viel veränderungswilliger sind als ihre börsennotierten Pendants
Martina van Hettinga spricht über den großen Unterschied der einzelnen Unternehmen. Manche würden in Dekaden planen, während andere immer noch nichts von Social Media hören wollen: „Du kannst halt nicht mehr darauf warten, dass die Menschen sich bewerben. Und in ganz vielen Organisationen ist das Wissen noch nicht angekommen und die sagen: ‚Wir haben die Stelle ausgeschrieben und niemand bewirbt sich. Es gibt einen Fachkräftemangel.‘, wo wir sagen: ‚Ne, es gibt keinen Fachkräftemangel. Ihr habt nur nicht verstanden, wie Recruiting funktioniert.“ (Constanze Buchheim)
Vielen Unternehmen ginge es in Deutschland einfach noch zu gut. Was dazu führt, dass deren „State of Mind“ unverändert bleibt. Constanze Buchheim spricht im Podcast über die Korrelation von Alter, Erziehung und Veränderungsbereitschaft. Ein guter Startpunkt für ihre Arbeit sei auch die Persönlichkeitsentwicklung des CEOs.
„Deshalb möchte ich halt auch lieber für ‘nen Elon Musk arbeiten, der halt sagt, er möchte die Sterblichkeit auf der Welt reduzieren. […] Versus: Ich gehe zu einem Unternehmen, das sagt: ‚Ich verkaufe Zigaretten!“, das hat natürlich den härtesten Fachkräftemangel.“
Martina van Hettinga
Martina van Hettinga verrät, dass die Unternehmensführung oft bereit sei, etwas zu verändern. Schwieriger sei es, dem mittleren Management zu kommunizieren, welcher Mehrwert mit Veränderungen einhergehen kann. Constanze Buchheim findet hier ganz deutliche Worte: „Versuche rauszukommen aus den teilweise auch inzestuösen Gedanken, die in einem nichtoffenen Unternehmen durchaus kursieren. Geh raus und hol dir Impulse!“
Tschüss Preußische Arbeitsethik, Hello New Work
Der Generation Y würde nicht mehr der Umsatz, sondern die gesellschaftliche Relevanz eines Unternehmens interessieren. Im Podcast verdeutlicht Constanze Buchheim, dass viele Unternehmen schon daran scheitern zu erklären, wodurch sie sich auf dem Markt legitimieren.
Martina van Hettinga macht klar, dass der Parkplatz vor der Tür oder das Büro an der Gebäudeecke kaum noch jemanden interessiere. Wichtig sei hingegen die Möglichkeit sich im Unternehmen weiterzuentwickeln. So können Personalleiterinnen vor einem Bewerbungsgespräch schonmal nervöser sein als der Bewerber: „Dass die Unternehmen ja heute viel stärker die Verkäufer sein müssen als noch vor zehn, zwanzig Jahren. Da hieß es halt noch: ‚Warum sollen wir Sie denn nehmen? Verkaufen Sie sich doch mal!‘ Wenn man heute einem Kandidaten so eine Frage stellt, sagt der: ‚Ja, brauchen sie mich nicht nehmen. Tschüss.'“ (Martina van Hettinga)
Zum Schluss sprechen Martina van Hettinga und Constanze Buchheim darüber, wie man eigentlich ins Headhunter-Geschäft einsteigt und kommen noch einmal auf die wichtige Unterscheidung zwischen Personalberatung und -vermittlung zurück.
Zitate:
00:07:02 Constanze Buchheim „Da hat Corona auch schon seinen Beitrag geleistet. Wir laufen schon seit 12 Jahren in Deutschland rum und sagen: ‚Die Digitalisierung kommt!‘, und das haben uns auch immer alle geglaubt, nur der Handlungsdruck ist nicht dagewesen.“
00:12:10 Constanze Buchheim „Es geht selten um die Spezialisten, die in dem Bereich arbeiten, sondern um die Führungskräfte, die diesen Bereich erstmal gestalten.“
00:16:40 Martina van Hettinga „Wir können in der Zeit, in der wir sind in der Tiefe nicht mehr in allen Themenfeldern drin sein. Das heißt es geht vor allem auch darum, die richtigen Menschen, diese Spezialisten, ranzuholen und zu führen. Und dafür brauche ich ein Geschäftsverständnis auf der Metaebene.“
00:24:04 Martina van Hettinga „Wir haben Firmen, die wissen sozusagen heute, dass 40 % der Belegschaft wegen Rentenaustritt wegfällt und die haben noch keine Strategie wie sie die Stellen auffüllen.“
00:25:31 Martina van Hettinga „Es geht nicht darum, wie jung, digital und hip die Leute sind. Sondern darum, welche Haltung sie haben. Sind sie veränderungsbereit? Sind sie technisch affin?“
00:28:14 Constanze Buchheim „Das heißt, du bist Manager geworden, weil der Aufstieg eben auch sozialen Aufstieg, Status und Macht bedeutet hat.“
00:39:34 Constanze Buchheim „Versuche rauszukommen aus den teilweise auch inzestuösen Gedanken, die in einem nichtoffenen Unternehmen durchaus kursieren. Geh raus und hol dir Impulse.“
00:42:24 Martina van Hettinga „Deshalb möchte ich halt auch lieber für ‘nen Elon Musk arbeiten, der halt sagt, er möchte die Sterblichkeit auf der Welt reduzieren. […] Versus: Ich gehe zu einem Unternehmen, das sagt: ‚Ich verkaufe Zigaretten!“, das hat natürlich den härtesten Fachkräftemangel.“
00:47:54 Martina van Hettinga „Und an der Stelle zeigt sich, wie wir Recruiting verändern müssen. Wir müssen nämlich weg von reiner Fachlichkeit, hin zu Persönlichkeits- und Haltungseigenschaften.“
00:50:59 Constanze Buchheim „Eigentlich haben wir keinen Fachkräftemangel. Wir haben einen Führungskräftemangel.“
00:55:39 Martina van Hettinga „Bestimmte Berufsgruppen sind sogar schon nicht mehr auf LinkedIn, weil sie so überschwemmt werden, dass sie sagen: ‚Falls ich mal wieder suche, dann mache ich mir einen Account oder gebe meinem Netzwerk Bescheid.“
01:03:34 Martina van Hettinga „Dass die Unternehmen ja heute viel stärker die Verkäufer sein müssen als noch vor zehn, zwanzig Jahren. Da hieß es halt noch: ‚Warum sollen wir Sie denn nehmen? Verkaufen Sie sich doch mal! Wenn man heute einem Kandidaten so eine Frage stellt, sagt der: ‚Ja, brauchen sie mich nicht nehmen. Tschüss.'“
01:11:09 Constanze Buchheim „Du kannst halt nicht mehr darauf warten, dass die Menschen sich bewerben. Und in ganz vielen Organisationen ist das Wissen noch nicht angekommen und die sagen: ‚Wir haben die Stelle ausgeschrieben und niemand bewirbt sich. Es gibt einen Fachkräftemangel.‘, wo wir sagen: ‚Ne, es gibt keinen Fachkräftemangel. Ihr habt nur nicht verstanden, wie Recruiting funktioniert.“