„Das ist genau die Kunst des guten Journalismus, der sich auch um seine eigene Beschränkung immer im Klaren ist, weil ich werde nie alle Meinungen zu einem Thema abbilden können.“
Ulrike Winkelmann
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Ulrike Winkelmann über die taz, den Streit der Ampelkoalition, die Öffentlichkeit und über politischen Journalismus
Wie kann Journalismus, der „sagt, was ist“ eine politische Ausrichtung haben? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern? Und welche Rolle spielen persönliche Beziehungen? Die Co-Chefredakteurin der taz, Ulrike Winkelmann, gibt uns in dieser Podcastfolge einen tiefen Einblick in den Berliner Hauptstadt Medienbetrieb. Sie verrät, ob Politikerinnen und Politiker mit ihr als Mensch oder mit ihrer Chefredakteurinnen-Visitenkarte sprechen. Und sie erläutert, warum sie lieber Roderich Kiesewetter statt Anton Hofreiter zu einem Gespräch einlädt.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:01:20: Vorstellung Ulrike Winkelmann
- 00:05:20: Politische Ausrichtung im Journalismus
- 00:10:27: Arbeitsalltag bei der taz
- 00:13:51: Streit der Ampelkoalition
- 00:23:46: Persönliche Beziehungen zu Politikern
- 00:39:27: Rolle der Medien in der Politik
- 00:44:28: Umgang mit dem Vorwurf „Lügenpresse“
Die Beschränkung des Journalismus
Laut Ulrike Winkelmann ist sich guter Journalismus seiner eigenen Beschränkung bewusst, denn zu einem Thema könnten nie alle Meinungen abgebildet werden. Ein halbwegs belesenes Publikum könne das verstehen, aber unsere Gästin sorgt sich um diejenigen, die nicht medienerfahren sind. In diesem Zusammenhang liege die Aufgabe jedoch auch bei den Medienunternehmen, die sich um Transparenz und eine verständliche Darstellungsweise bemühen sollten. Weiterhin geht es um die linksalternative Ausrichtung der taz und in welchen Fällen Politikerinnen und Politiker einer ähnlichen Einstellung sanfter „angefasst“ wurden als es womöglich gerechtfertigt war.
Streit der Ampelkoalition
„Wir werden um den Streit der Parteien nie herumkommen und wir sollten es auch nicht wollen.“
Ulrike Winkelmann
Winkelmann ist der Meinung, dass Streit in einer Demokratie nicht verhetzt werden sollte und verurteilt faschistische und rechte Parteien, die darin bereits ein Potential für den eigenen Aufstieg erkannt hätten. In Hinblick auf die Themen, über die sich beispielsweise die Ampelkoalition streitet, brauche es ihrer Ansicht nach eine öffentliche Auseinandersetzung. Die Aufgabe des Journalismus sei es wiederum, nüchterner, sachlicher und ruhiger darüber zu berichten.
Welche Politiker lehnen ein Treffen mit der taz ab?
Gibt es politisch Entscheidungsträger, die nicht mit der taz reden wollen? Diese Frage stellt Host Michael seiner Interviewpartnerin und findet heraus, dass es einige Personen gibt, auf die das zutrifft. Winkelmann sagt, dass vor allem die satirischen Texte dafür verantwortlich seien. Aber sie nennt auch andere Beispiele, etwa im Zusammenhang mit Claudia Roth. Sie berichtet zudem von Druck, den Politikerinnen und Politiker auf das Medienunternehmen ausüben. Außerdem verrät sie, wie sie mit dem Vorwurf der „Lügenpresse“ umgeht.
Zitate:
00:05:47: „Das ist genau die Kunst des guten Journalismus, der sich auch um seine eigene Beschränkung immer im Klaren ist, weil ich werde nie alle Meinungen zu einem Thema abbilden können.“
00:15:24: „Wir werden um den Streit der Parteien nie herumkommen und wir sollten es auch nicht wollen.“
00:34:22: „Die Leute reden mit der Repräsentanz einer bestimmten Zeitung oder eines bestimmten Mediums.“
00:40:08: „Auf jeden Fall haben wir ein Defizit in der Nachverfolgung dessen, was oft eine große Nachricht ist und sich dann in der Realität als ziemlich kleines Phänomen erweist.“
00:48:27: „Es gibt sehr viele Tage, an denen ich auf die BILD vollständig verzichten könnte, aber natürlich ist der Springer Verlag eine notwendige Instanz in der Bundesrepublik und quasi kulturell schwer wegdenkbar.“
00.50:19: „Durch das enorme Hetzpotential, was jetzt an rechtsradikaler Seite aufgetaucht ist, sind wir genötigt als Demokratinnen und Demokraten eher zusammenzuhalten als es noch vor ungefähr zehn Jahren der Fall war.“