„Unser Blick auf Afrika ist oft eher geprägt von Krisen, Konflikt, Dürre, dem Engagement in Sahel.“
Zoé von Finck
Höre den MachtWas!?! Podcast auf Apple Podcast, Spotify, Google Podcasts, Pocket Casts oder Deezer.
Dr. Zoé von Finck über den europäischen Blick auf Afrika, seine Entwicklung und die wirtschaftliche Zusammenarbeit
Dr. Zoé von Finck ist Autorin (Die Reise) Podcast-Host von „Ich bin so frei“ . Im Podcast vergleicht sie den europäischen Blick auf Afrika mit ihren eigenen Erfahrungen, die sie während ihrem drei-jährigen Aufenthalt in Ghana gemacht hat. Sie nennt Gründe für das fehlende Wissen über den Kontinenten und schlägt Verbesserungsmöglichkeiten vor, um eine deutsch-afrikanische Zusammenarbeit zu verbessern. Außerdem geht es darum, warum sich Deutschland mit seiner Bürokratie mal wieder selbst im Weg steht.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:00:47: Vorstellung der Gästin
- 00:05:02: Europäischer Blick auf Afrika
- 00:12:51: Wirtschaftliche Zusammenarbeit
- 00:29:08: Entwicklungsarbeit & Co.
- 00:41:05: Welche Big Player agieren in Afrika?
- 00:45:29: Verbesserungsmöglichkeiten für eine deutsch-afrikanische Zusammenarbeit
- 00:49:22: Ausblick auf von Fincks nächste Projekte
Europäischer Blick auf Afrika
Es ist natürlich schwierig von einem Afrika als Ganzes zu sprechen, da der riesige Kontinent viele unterschiedliche Länder, Sprachen und Kulturen vereint. Trotzdem wird der Begriff als einheitliche Zusammenfassung genutzt, nicht zuletzt weil auch in Europa das Narrativ Afrika besteht. Und über dieses Narrativ wird auch in der Podcastfolge mit Dr. Zoé von Finck gesprochen. Sie sieht eine Diskrepanz zwischen dem Bild, das beispielsweise deutsche Medien entwerfen, und den persönlichen Erfahrungen, die sie selbst gemacht hat. Sie sagt, dass die Berichterstattung sehr einseitig ist und sich auf die negativen Aspekte wie Krisen und Konflikte konzentriert. Der Grund hierfür sei die fehlende Korrespondenz vor Ort, weil es auch kein großes öffentliches Interesse an den afrikanischen Ländern gebe. Unsere Gästin hingegen hat sehr positive Erfahrungen in Ghana gemacht und findet, dass sich eine intensivere Auseinandersetzung mit den Ländern, Menschen und Kulturen lohnt.
Wirtschaftliches Interesse an Afrika
Von Finck erklärt im Podcast, dass das Interesse deutscher Unternehmen an einer Zusammenarbeit mit Afrika wächst. Besonders Marokko und Südafrika stünden hierbei im Fokus. Sie erzählt vom „Marshallplan mit Afrika“, der 2017 ins Leben gerufen wurde und was sich seitdem positiv verändert hat. Aber es gebe auch weiterhin Schwierigkeiten: etwa sprachliche Barrieren und unterschiedliche Vorstellungen zum Thema Zuverlässigkeit. Außerdem verkompliziere die deutsche Bürokratie die Verhandlungen. Länder wie China, Indien oder die Türkei würden beispielsweise schneller agieren und seien deshalb gefragter, obwohl Deutschlands Angebote durchaus interessant seien. Weiterhin bespricht Michael mit unserer Gästin, welche Rolle das Demokratielevel jedes Landes für die Zusammenarbeit spielt und was wir dahingehend aus dem Russland-Ukraine-Krieg gelernt haben.
Was hilft wirklich vor Ort?
Zum Thema Entwicklungsarbeit wünscht sich Zoé von Finck, dass wir wegkommen von einer Betroffenheitsdiplomatie und stattdessen nachhaltig Helfen und Zuhören, welche Bedürfnisse wirklich gebraucht werden. Europa könne Expertise leisten für Hürden, die sie selbst schon überwunden haben und bessere Rahmenbedingungen für Bildung, Gesundheit, etc. schaffen. Unsere Expertin kritisiert zudem die komplexen Hilfesysteme, die in ihren Augen besser koordiniert und vereinfacht werden sollten. Weiterhin merkt sie an, dass die Anreize vieler NGOs, sich selbst abzuschaffen, nicht besonders groß sind. Zum Ende des Podcasts geht es noch um die aktiven Player in Afrika – darunter China, Russland, die Türkei, Indien und die USA. Michael und Zoé von Finck sind sich dabei einig: die hohe Präsenz von Autokraten erhöht den Druck auf die EU, eine Zusammenarbeit mit den afrikanischen Ländern zu verstärken, um unsere demokratischen Werte zu verbreiten.
Zitate:
00:11:05: „Unser Blick auf Afrika ist oft eher geprägt von Krisen, Konflikt, Dürre, dem Engagement in Sahel.“
00:11:26: „Es ist ja auch so, dass das öffentliche Interesse gar nicht so groß an Afrika ist.“
00:22:31: „Der Ukraine-Konflikt hat gezeigt, dass wir für unser Wertesystem, für unsere Demokratie auch wirklich kämpfen müssen und andere überzeugen müssen, dass das das beste System ist, was den maximalen Wohlstand und Freiheit für möglichst viele bringt.“
00:26:34: „Schon damals hatte ich das Gefühl, dass der Umgang mit den Chinesen oder Türken oder Indern – es war einfacher. Es war irgendwie pragmatischer, nicht so bürokratisch.“
00:29:09: „Gerade was Nachhaltigkeit, Qualität und so weiter angeht, da sind wir auch gefragt. Wir müssen es nur schaffen, diese Angebote schneller rüber zu bringen.“
00:36:24: „Ich hatte oft das Gefühl, dass Menschen auch helfen, damit sie sich besser fühlen, damit sie sich erhabener fühlen, damit sie die Welt erklären können.“
00:38:02: „Es gibt ja endlos Beratungs- und Gestaltungsmöglichkeiten und die Anreize sich selbst abzuschaffen, sind nicht sonderlich groß.“
00:48:44: „Das Wichtigste wäre wirklich Zuhören. Zuhören, was die Bedürfnisse sind und was wirklich gebraucht wird.“