„Wir werden auch massiv über Zuwanderung reden müssen. Und da muss sich Deutschland in unbekanntes Terrain vorwagen.“
Gabriel Felbermayr
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Gabriel Felbermayr über Klimaschutz, politische Beratung und die Herausforderungen der europäischen Wirtschaft
Wie steht es um die Wirtschaft in Europa? Welche Schwierigkeiten stehen uns bevor und wie können wir sie meistern? Diese und viele weitere Fragen beantwortet in dieser Podcastfolge Gabriel Felbermayr. Er ist Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung und Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien. Im Gespräch erläutert er unter anderem die demographischen Herausforderungen, wie Wirtschaftswachstum in Einklang mit Klimaschutz gelingen kann und weshalb wir auf gezielte Einwanderung angewiesen sind.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:01:11: Vorstellung Gabriel Felbermayr
- 00:04:37: Aktueller Stand der europäischen Wirtschaft
- 00:17:02: Das Ende des Wachstums?
- 00:31:18: Bewertung der Maßnahmen der letzten Jahre
- 00:37:02: Klimaschutz und Wirtschaftswachstum
- 00:42:39: Einfluss der politischen Beratung
- 00:49:53: Demographische Herausforderungen
- 00:54:42: Wertekompass im Wirtschaftsbereich
So steht es um die europäische Wirtschaft
Klimakrise, Inflation, Krieg in der Ukraine – Europa steht derzeit vor großen Hürden, unter denen auch die Volkswirtschaft leidet. Zudem scheinen uns die USA und China in Sachen digitaler Transformation voraus zu sein. Prof. Gabriel Felbermayr rät jedoch, unsere Energie weniger diesen zwei Großmächten zu widmen und stattdessen über unsere eigenen Aufgaben am Binnenmarkt zu sprechen: Wie können wir den digitalen Binnenmarkt vorantreiben? Wie können wir die europäischen Binnengrenzen aufweichen? Wieso haben wir keinen wirklich funktionierenden europäischen Arbeitsmarkt? Weiterhin stellt er auch die Frage, wie viel Europa wir in Deutschland überhaupt bereit sind zu akzeptieren, da unser Handeln sehr nationalstaatlich geprägt sei.
Probleme des demographischen Wandels
Ein weiteres großes Problem sieht Felbermayr im demographischen Wandel. Er sagt, klar sollten wir innovationsfreudiger, risikobereiter, usw. sein, allerdings gebe es da in einer alternden Gesellschaft einfach Grenzen. Deshalb müsse die Politik sich damit beschäftigen, wie wir dagegen steuern können. Allerdings seien die kurzen Legislaturperioden in Deutschland nicht darauf ausgelegt, Probleme anzugehen, deren Erträge erst viele Jahre später sichtbar sind. Der Fachkräftemangel wird auch durch die demographischen Veränderungen verschärft, sodass unser Experte eine gezielte Zuwanderung für unabdingbar hält. Der Aufbau einer Willkommenskultur reiche hierfür aber nicht aus, sondern es müsse aktives Recruiting betrieben werden.
Will Deutschland keine kostenlose Ganztagsbetreuung?
„Manchmal gibt es Präferenzen in der Bevölkerung, die nicht die wirtschaftliche Entwicklung maximieren, sondern die sich an anderen Dingen orientieren und das ist auch absolut legitim.“
Gabriel Felbermayr
Zusätzliche Arbeitskräfte könnten auch mobilisiert werden, wenn mehr Eltern ihre Kinder in die Ganztagsbetreuung geben würden. Felbermayr sagt, dass eine solche Umsetzung vom Staat finanziell möglich wäre, aber dass es an der konservativen Einstellung unserer Gesellschaft scheitern würde. Denn ein Großteil der Väter und Mütter wolle die Betreuung selbst übernehmen und diese Entscheidung findet unser Gast völlig legitim. Er erzählt außerdem, wann seine Beratung in der Politik gehört wird und wann nicht und plädiert abschließend dafür, im Wirtschaftsbereich Rahmenbedingungen festzulegen, die ein schädliches Verhalten für Menschen und Umwelt zukünftig unprofitabel machen.
Zitate:
00:06:02: „Das Interessante ist, dass der deutsche Erfolg sehr häufig das Spiegelbild anderer Entwicklungen in Europa ist.“
00:09:55: „Das ist sicherlich eines der großen Ziele europäischer Wirtschaftspolitik, dass man die Asymmetrie innerhalb Europas abbaut und reduziert.“
00:41:10: „Wenn sehr viele Kinder am Nachmittag zuhause betreut werden müssen von ihren Eltern, Müttern oder Vätern, und die betreuen dann ein oder zwei Kinder, dann kann man einfach sehr viel mehr Ressourcen frei machen, wenn nicht zwei Kinder von einer erwachsenen Person betreut werden, sondern zehn Kinder von einer erwachsenen Person.“
00:42:12: „Manchmal gibt es Präferenzen in der Bevölkerung, die nicht die wirtschaftliche Entwicklung maximieren, sondern die sich an anderen Dingen orientieren und das ist auch absolut legitim.“
00:51:29: „Wir werden auch massiv über Zuwanderung reden müssen. Und da muss sich Deutschland in unbekanntes Terrain vorwagen.“
00:56:19: „Als Ökonom würde ich sagen, was wir wirklich brauchen, sind Rahmenbedingungen, die solches schädliche Verhalten einfach auch wirtschaftlich unprofitabel machen.“