„Das ist dann besser durch eine KI gelöst. Zum Teil weiß man nicht mal, dass man mit einem Computer spricht.“
Anna Kopp
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Anna Kopp über Digitalisierung als HR Tool, die Notwendigkeit, komplette Geschäftsmodelle zu ändern, und die deutsche Fehlerkultur
Die IT-Leiterin von Microsoft Deutschland ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Anna Koop ist neben ihrer Position als CIO auch noch die Niederlassungsleiterin des Münchener Hauptquartiers von Microsoft.
Im Podcast erklärt sie humorvoll, dass eine Niederlassungsleiterin auch mal andere Aufgaben habe als die einer glorifizierten Hausmeisterin.
Das ist wohlgemerkt aber eher ihr Nebenjob. Als CIO berät sie Unternehmen, die sich an Microsoft wenden, um digitale Anwendungen und Lösungsansätze in ihren eigenen Betrieben zu realisieren.
Im Podcast geht es außerdem um das Schlagwort „Digitalisierung“, den deutschen Mittelstand, Xbox und Nintendo, Outsourcing und Belästigungen auf LinkedIn.
Was ist denn jetzt Digitalisierung?
Überall wird von Digitalisierung gesprochen und gleichzeitig haben Teile Brandenburgs oder Niedersachsens noch immer keinen Breitbandanschluss. Michael möchte von Anna Koop wissen, wo Deutschland auf der digitalen Fortschrittsskala steht. Deutschland befände sich da im guten Mittelfeld und habe definitiv Raum für Verbesserungen.
Das berüchtigte Faxgerät ist in vielen deutschen Betrieben weiterhin vorhanden und für einige Aufgaben unabdingbar. Hierzulande liege der Knackpunkt in der Digitalisierung beim großen deutschen Mittelstand. Dieser ist auch mit Microsoft verbunden: „Wir alleine haben in unserer Database drei Millionen Kunden, die Mittelstandskunden sind.“
Im Podcast hebt Anna Koop hervor, dass Digitalisierung nicht nur Touchscreen und Automatisierung ist, sondern auch etwas mit flachen Hierarchien zu tun hat. Die dadurch entstehende Kommunikation zwischen Management und Mitarbeiterinnenschaft sorge dafür, dass Teams motivierter und geschlossener arbeiten.
Das habe es vor 30 Jahren noch nicht gegeben und Anna Koop erklärt, warum das ein Nachteil war.
Und wie digitalisiert man die Unternehmen, die das Faxgerät schon vor Jahren entsorgt haben?
Jede CEO hat ein klares Bild von den Produktionsstraßen in ihrem Unternehmen. Manchmal müsse man dieses Bild jedoch komplett verändern. Anna Koop berät Unternehmen, die die „Smart Industry“ haben wollen und erzählt im Podcast, wie das vor sich geht.
„Das allererste Punkt ist dann, das Mindset und diese Flexibilität einzuführen und das ist glaube ich auch wirklich das Schwierigste.“
Anna Kopp
Dabei solle man sich nicht auf die Aufgaben konzentrieren, die einfach zu digitalisieren seien, sondern auf die, die mühsam und langweilig sind. Anna Koop, als gebürtige Schwedin, führt das schwedische Finanzamt als Beispiel an. Dieses nutzt mittlerweile eine KI in ihren Telefon-Warteschleifen.
Das würde für weniger Frustration beim Kunden sorgen und Wartezeiten abbauen, allerdings keine Arbeitsplätze: „Hier geht es nicht um Stellenabbau indem ich automatisiere. Tatsächlich werden mehr Stellen durch Digitalisierung geschaffen als wegfallen.“
Michael und Anna Koop denken darüber nach, warum es eigentlich so eine Diskrepanz zwischen der privaten digitalen Kompetenz und der Digitalisierung am Arbeitsplatz gibt.
Supermarkt-Jobs im Home-Office
Digitalisierung ist Kulturwandel. Im Podcast erzählt Anna Koop von einem Gespräch mit der Rewe-Personalleiterin. Rewe erlaubt Home-Office-Modelle in den eigenen Filialen. Supermarktmitarbeiterinnen und Home-Office?? Hier geht es auch wieder um die Transformation einer Firmenkultur, die unabdingbar ist, wenn man Digitalisierung möglich machen möchte.
„Das Keyword, ist mir aufgefallen, ist ‚Transformation‘ und nicht ‚digital‘.“
Anna Kopp
Mit dem Home-Office geht oft auch Vertrauensarbeitszeit einher. Vorgegebene Schichten können in so einem Modell vieles nicht mehr abdecken. Arbeitet man eigentlich, wenn man im Wartezimmer der Ärztin seine E-Mails checkt? Darüber machen sich Michael und Anna Koop im Podcast Gedanken.
Außerdem geht es darum, ob Jobs, die im Home-Office erledigt werden, auch einfacher ganz outgesourct werden können., z.B. nach Indien. Anna Koop sieht das nicht so. Zumindest nicht, wenn es um Tätigkeiten geht, die mit Konzeption und Innovation zu tun haben. Bei quantitativer Arbeit, bei der man „abarbeitet“ könne das schon eher sein.
Anna Koop spricht sich im Telefonservicebereich auch klar gegen Outsourcing aus: „Das ist dann besser durch eine KI gelöst. Zum Teil weiß man nicht mal, dass man mit einem Computer spricht.“
Neue und alte Unternehmen
Im Podcast verrät Anna Koop, dass BMW Uber nicht hat kommen sehen. Haben RTL und Pro7 mit Netflix gerechnet? Ja, das hätten sie. Aber das habe man erstmal ignoriert und gewartet, bis es zu spät ist, sagt Anna Koop.
„Ich glaube, eines Tages werden wir vergessen, dass Red Bull ein Getränk war.“
Anna Kopp
Manche Unternehmen hätten einfach das Mindset die eigene DNA dauernd zu verändern. Das sei beispielsweise der Fall, wenn der Getränkehersteller Red Bull zu einem Medienunternehmen wird. Außerdem ist nicht jeder mächtige Technologiekonzern erst zwanzig Jahre alt. Michael liegt mit seiner Schätzung, dass Nintendo in den 80ern gegründet wurde, um ein gutes Jahrhundert daneben.
In deutschen Unternehmen würde Anna Koop sich mehr Verrücktheit und Mut wünschen: „Fehlerkultur könnte durchaus besser sein.“ Dadurch könnten sich Teams geistig weiterentwickeln und das spricht sich auch rum: „Deutschland ist ein Dorf. Man weiß, wo sind die coolen Firmen und wo gefällt es den Leuten und wo nicht.“
Um online sexueller Belästigung ausgesetzt zu sein, braucht man keinen Tinder-Account. Dafür reicht schon ein Profil mit einem femininen Namen auf Kleiderkreisel, ebay-Kleinanzeigen oder eben auch auf LinkedIn (einem Microsoft-Unternehmen). Dieses Problem kennt Anna Koop auch persönlich: „Ich kriege nämlich weiterhin, wöchentlich, irgendwelche ‚Hey Baby‘-Messages.“
Bisher war es so, dass man auf LinkedIn nur Profile blockieren konnte. Anna Koop erzählt im Podcast, wie sie sich mit der Leitung von LinkedIn in Kontakt gesetzt hat und sie zusammen ein Konzept entwickelt haben, mit dem man solche Profile direkt sperren lassen kann.
Saskia Esken (Folge 24) und Anna Koop sind sich einig, dass es mehr „Digitalkunde“ in den Schulen braucht. Alles in allem ist Anna Koop optimistisch, wenn es um den technischen Wandel in der Arbeitswelt geht.
Zitate:
00:09:03 „Was haben wir noch? Wir haben ja so viel …“
00:12:10 „Wir haben Digitalisierung im Wert von zwei Jahren innerhalb von zwei Monaten erlebt.“
00:14:45 „Wir alleine haben in unserer Database drei Millionen Kunden, die Mittelstandskunden sind.“
00:15:37 „Hier geht es nicht um Stellenabbau indem ich automatisiere. Tatsächlich werden mehr Stellen gerade geschaffen durch Digitalisierung als wegfallen.“
00:20:55 „Das allererste Punkt ist dann, das Mindset und diese Flexibilität einzuführen und das ist glaube ich auch wirklich das Schwierigste.“
00:30:03 „Weil wir wollen ja nicht, dass die Mitarbeiter viel zu viel arbeiten und das ist ja leider eher das Problem. Und trotzdem glauben viele Firmen immer noch, dass wenn man das erlaubt, die Leute weniger arbeiten und das ausnützen.“
00:32:21 „Deutschland ist ein Dorf. Man weiß, wo sind die coolen Firmen und wo gefällt es den Leuten und wo nicht.“
00:38:00 „Das Keyword, ist mir aufgefallen, ist ‚Transformation‘ und nicht ‚digital‘.“
00:42:27 „Die Firmen, an die man outsourct, die haben einen ganz anderen Einfallswinkel, wenn es um diese Arbeit geht. Weil das muss ja irgendwann auch einmal bezahlt und vergütet werden.“
00:46:58 „Das ist dann besser durch eine KI gelöst. Zum Teil weiß man nicht mal, dass man mit einem Computer spricht.“
00:56:00 „Ich glaube eines Tages werden wir vergessen, dass Red Bull ein Getränk war.“
01:02:47 „Fehlerkultur könnte durchaus besser sein.“
01:05:45 „Das was wir brauchen, das wird jemand herstellen.“
01:08:03 „Ich kriege nämlich weiterhin, wöchentlich, irgendwelche ‚Hey Baby‘-Messages.“