„Mein Anspruch war schon irgendwann mal der Nachfolger von Jens Lehmann zu werden.“
Timo Hildebrand
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Timo Hildebrand über den Torwart als Einzelkämpfer, das Business Fußball, Konflikte mit Trainern und die Karriere nach der Karriere
Der ehemalige Stuttgarter Torhüter Timo Hildebrand ist im MachtWas!?!-Podcast zu Gast. Timo Hildebrand war nicht nur beim Sommermärchen 2006 dabei, sondern ist seit seinem 15. Lebensjahr im Profifußball unterwegs. Im Podcast erzählt er ausgiebig von dieser Zeit und verrät auch, wie sein Leben als Unternehmer in der veganen Ernährungsbranche heute aussieht.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:07:00 | Mit 15 Jahren in das Nachwuchsleistungszentrum.
- 00:16:40 | Die besondere Rolle des Torhüters in der Mannschaft.
- 00:32:00 | Was machen, wenn man nur in zweiter Reihe sitzt?
- 00:39:50 | Warum Fußballer bei Beratern auf der Hut sein müssen.
- 00:46:50 | Timo Hildebrands Zeit in der deutschen Nationalmannschaft.
- 00:54:00 | Wie man bei Trainern aneckt.
- 01:00:50 | Nach der Fußballkarriere: Yoga, Veganismus und Risikomanagement.
Torhüter, Torwarte und Torspieler
Die Stellung des Torhüters sei eher die eines Einzelkämpfers im Teamverbund. Der Torhüter habe deutlich mehr Verantwortung: „Das ist ja genau das Mentale, wo du gefordert bist eben abzuschalten. Das verdrängen, weil dir bleibt einfach keine andere Möglichkeit. Du weißt ja auch nicht, was die nächsten 80 Minuten vielleicht noch passiert.“
„Es gibt ja mittlerweile den Begriff Torspieler. […] Da bin ich eigentlich kein Freund von, denn die Hauptaufgabe vom Torhüter ist immer noch das Tor zu hüten und nicht irgendwelche Traumbälle zu spielen.“
Timo Hildebrand
Im Podcast verrät Timo Hildebrand, wie es war nach der Realschule mit 15 Jahren in die Welt des Profifußballs einzusteigen. Damals sozusagen „berufsbegleitend“ mit einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Diese Zeit beschreibt er heute als die anstrengendste seiner gesamten Profikarriere: „Mittlerweile sind die ganzen Jugend-, oder Nachwuchsleistungszentren heißt es mittlerweile, viel professioneller als sie es bei uns damals waren.“
Michael möchte wissen, wie das Verhältnis zwischen dem ersten und den Ersatztorhütern ist. „Das war auch das besondere an meiner Karriere, dass dieses Torwartteam sich immer super verstanden hat. […] Ich war die Nummer 1 und die Nummer 2 hat seine Position auch akzeptiert. Von daher haben wir im Training auch immer sehr harmoniert und es hat Spaß gemacht miteinander Zeit zu verbringen. […] Aber natürlich gibt es auch andere Konstellationen.“
Wie man mit der Bank und Spielerberatern umgeht
Im Beratergeschäft gäbe es viele faule Eier. Deshalb rät Timo Hildebrand jeder, auf ihr Bauchgefühl zu hören und im Notfall eine Kooperation besser frühzeitig abzubrechen.
„Das ist schon auch ’n dreckiges Geschäft. Da geht’s nicht immer nur um die Interessen von Spielern und das habe ich auch mitgemacht, wo auch Informationen zurückgehalten werden oder Wechsel verhindert werden. […] Es gibt einfach zu viele schwarze Schafe aber auch gute [Berater].“
Timo Hildebrand
Timo Hildebrand weiß auch, wie es ist, wenn man nicht der Stammtorhüter des Teams ist: „Diejenigen, die eben viele Jahre auf der Bank sitzen akzeptieren das und fühlen sich auch wohl in der Position, ansonsten würden sie ja den Verein wechseln.“ Warum auf der Bank sitzen noch lange keinen Ehrgeiz unterbindet, wird im Podcast deutlich: „Mein Anspruch war schon irgendwann mal der Nachfolger von Jens Lehmann zu werden.“
Wie man in Mannschaften aneckt
Streitigkeiten könnten im Fußball ganz einfach entstehen: „Man hat ’ne andere Meinung als der Trainer und hat dann auch einfach andere Erfahrungen gemacht und denkt man weiß es besser und äußert es dann auch. Und als Spieler ziehst du dann schon eher den Kürzeren.“ In bestimmten Situationen dürfe man deshalb ruhig auf „Durchzug schalten“.
Im Podcast spricht Timo Hildebrand auch über den mentalen Druck den Trainer aufbauen. Dieser führt dann auch mal dazu, dass Spieler weinend in der Kabine sitzen.
Nach dem Fußball
Mittlerweile leitet Timo Hildebrand ein veganes Restaurant und ist Gesellschafter bei dem Unternehmen veganz. Letzteres ist vor Kurzem an die Börse gegangen ist. Auch ein Yogafestival hat er bereits veranstaltet: „Es gibt den Wettkampf nicht mehr auf der Matte beim Yoga, wo man guckt: ‚Was macht der andere? Der ist viel besser als ich oder der konkurriert mit mir.‘ Sondern, du bist da nur mit dir allein unterwegs und versuchst dich selbst in Balance zu bringen.“
Timo Hildebrand gibt zu, dass seine Investitionsentscheidungen anfangs viel mit Naivität und Sympathie zu tun hatte: „Das Screening, wie das große Fonds machen, hat bei mir überhaupt nicht stattgefunden. Auch total dumm eigentlich letztendlich.“ Zum Schluss verrät Timo Hildebrand, wie man sich gegen Start-Up-Unternehmerinnen auf LinkedIn schützt.
Zitate:
00:03:35 „Es gibt ja mittlerweile den Begriff Torspieler. […] Da bin ich eigentlich kein Freund von, denn die Hauptaufgabe vom Torhüter ist immer noch das Tor zu hüten und nicht irgendwelche Traumbälle zu spielen.“
00:10:37 „Mittlerweile sind die ganzen Jugend-, oder Nachwuchsleistungszentren heißt es mittlerweile, viel professioneller als sie es bei uns damals waren.“
00:17:28 „Das war auch das besondere an meiner Karriere, dass dieses Torwartteam sich immer super verstanden hat. […] Ich war die Nummer 1 und die Nummer 2 hat seine Position auch akzeptiert. Von daher haben wir im Training auch immer sehr harmoniert und es hat Spaß gemacht miteinander Zeit zu verbringen. […] Aber natürlich gibt es auch andere Konstellationen.“
00:19:53 „Das hat sich einfach gehört, dass die Jungen die Bälle tragen und die Alten sagen: ‚Hey, ich weiß wies funktioniert.'“
00:23:31 „Das ist ja genau das Mentale, wo du gefordert bist eben abzuschalten. Das Verdrängen, weil dir bleibt einfach keine andere Möglichkeit. Du weißt ja auch nicht, was die nächsten 80 Minuten vielleicht noch passiert.“
00:28:12 „Das hat schon viel mit mir gemacht. Nicht nur das Torwartthema, generell der Wechsel nach Valencia war nicht ganz einfach.“
00:30:44 „Ein Torwarttrainer hat einfach ’n brutalen Einfluss auf die Leistung.“
00:34:08 „Diejenigen, die eben viele Jahre auf der Bank sitzen akzeptieren das und fühlen sich auch wohl in der Position, ansonsten würden sie ja den Verein wechseln.“
00:39:09 „Ich hätte jetzt nicht zu Real Madrid gehen müssen, wenn Casillas da im Tor steht.“
00:40:06 „Das ist schon auch ’n dreckiges Geschäft. Da geht’s nicht immer nur um die Interessen von Spielern und das habe ich auch mitgemacht, wo auch Informationen zurückgehalten werden oder Wechsel verhindert werden. […] Es gibt einfach zu viele schwarze Schafe aber auch gute [Berater].“
00:44:44 „Ins Ausland zu gehen ist schon nochmal ein ganz anderer Schritt als innerhalb der Bundesliga zu wechseln. Das ist eine ganz andere Herausforderung.“
00:49:51 „Mein Anspruch war schon irgendwann mal der Nachfolger von Jens Lehmann zu werden.“
00:54:24 „Man hat ’ne andere Meinung als der Trainer und hat dann auch einfach andere Erfahrungen gemacht und denkt man weiß es besser und äußert es dann auch. Und als Spieler ziehst du dann schon eher den Kürzeren.“
01:03:55 „Ja, man hat den Luxus nicht direkt irgendwie aufs Geld zu schauen, wenn man sich irgendwie neu findet danach. Das ist für mich einfach der Luxus schlechthin. Sich da einfach keine Sorgen machen zu müssen, weil es einfach genug andere gibt, die jeden Monat schauen müssen: ‚Hey, wo kommt denn jetzt mein nächster Euro her?'“
01:08:03 „Es gibt den Wettkampf nicht mehr auf der Matte beim Yoga, wo man guckt: ‚Was macht der andere? Der ist viel besser als ich oder der konkurriert mit mir.‘ Sondern, du bist da nur mit dir allein unterwegs und versuchst dich selbst in Balance zu bringen.“
01:10:26 „Das Screening, wie das große Fonds machen, hat bei mir überhaupt nicht stattgefunden. Auch total dumm eigentlich letztendlich.“