„Es gibt natürlich auch innerparteiliche Konkurrenz und durchaus einen Wettbewerb und der kann auch sehr schmutzig ausgetragen werden […] aber das muss eben nicht so sein.“
Katja Suding
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Katja Suding über innerparteiliche Konkurrenz, Mediendemokratie und liberale Werte
In dieser Ausgabe des MachtWas!?!-Podcasts ist Katja Suding, Chefin der Hamburger FDP und Mitglied des Deutschen Bundestags, zu Gast; und damit auch die erste FDP-Politikerin.
Vor ihrer politischen Karriere hat Katja Suding im Marketing gearbeitet und sich anschließend selbstständig gemacht. Mit der Selbstständigkeit ging der Eintritt in die Partei einher. Mit der FDP ist sie dann in die Hamburger Bürgerschaft eingezogen und Berufspolitikerin geworden.
Michael und Katja Suding sprechen im Podcast darüber, wie man mit Bildungspolitik Wahlen gewinnt. Außerdem sind die Fauxpas der FDP und der menschliche Umgang von Politikerinnen miteinander ein Thema.
Liberale Bildungspolitik und 24h-Kitas
Katja Suding habe schon immer die FDP gewählt. Das läge vor allem daran, dass das Thema Bildung von der FDP die richtige Aufmerksamkeit bekomme. Im Podcast spricht sie darüber, warum der Staat für gute Kindergärten, Hochschulen und allem was dazwischen ist verantwortlich sein sollte. Zu präsent darf der Staat für eine Liberale natürlich nicht werden. „Auf der anderen Seite wäre es gut, wenn man die Menschen möglichst mal machen lässt.“
„Hätte es nicht die FDP gegeben, hätte ich eine liberale Partei entweder gründen müssen oder ich wäre einfach nicht in die Politik gegangen.“
Katja Suding
Manch eine bezeichnet die Hamburger Bürgerschaft immer noch als Feierabendparlament. Katja Suding widerspricht solchen Vorurteilen und macht auf den enormen Arbeitsaufwand der Abgeordneten in Landesparlamenten aufmerksam: „Für einen normalen Abgeordneten […] ist es kaum zu leisten, wirklich die Aufgabe wahrzunehmen […], die Regierung zu kontrollieren.“
Auch von Katja Suding möchte Michael wissen, was sie von der Idee der flächendeckenden und kostenlosen Kinderbetreuung hält. Im Podcast erfahrt ihr, warum Katja Suding sogar einen Schritt weitergeht und sich für 24h-Kitas ausspricht.
All diese Vorschläge würden nicht nur daran scheitern, dass finanzielle Mittel nicht bereitgestellt würden. Es gibt einfach nicht genügend Fachkräfte. „Da muss viel mehr angesetzt werden, wie wir es schaffen den Erzieherberuf attraktiver zu machen.“
Von unbekannt zu anerkannt
Auch wenn Katja Suding in Hamburg eher erkannt wird als in Nürnberg und in Wahlkampfzeiten öfter angesprochen wird als im politischen Alltag, hat sie sich an das Leben in der Öffentlichkeit bis heute nicht gewöhnt.
„Das war der Moment, wo ich von einem Leben in der Anonymität auf einmal ein Leben hatte, wo ich auf der Straße erkannt und angesprochen wurde und ich quasi jeden Tag ein Mikrofon oder eine Kamera vor der Nase hatte.“
Katja Suding
Im Podcast verrät Katja Suding, was die Arbeit in der Politik (neben der 70-Stunden-Woche und Arbeit an Wochenenden) noch von der Arbeit in der freien Wirtschaf unterscheide. Sie spricht über die Ehre, für so viele Menschen mitentscheiden zu dürfen. „Ich mache meinen Job schon gerne, das muss ich wirklich sagen. Ich empfinde das auch nicht als normalen Job, den ich mache.“
Außerdem geht es um die Relevanz der Opposition und wie diese sich auch außerparlamentarisch bemerkbar machen muss. „Und in einer Mediendemokratie, in der wir leben, geht das natürlich nur über die Massenmedien.“
Konflikte und Koordination zwischen Bund und Ländern
Katja Suding spricht darüber, dass es mit den Grünen auf Bundesebene auch Übereinstimmungen gibt. Beispielsweise sollte Bildungspolitik zentraler für ganz Deutschland koordiniert werden. „Zudem bin auch fest davon überzeugt, wenn wir wirklich jedem Kind die gleichen Chancen geben wollen, und zwar unabhängig aus welchem Elternhaus es kommt, dann sollte das auch unabhängig vom Bundesland gelten. Und da gibt es immer noch unterschiedlichste Bildungssysteme, die auch unterschiedlich gut sind.“
Wenn in Baden-Württemberg Winfried Kretschmann sich dann gegen die bundesgrüne Parteilinie stellt, geht es dann nur noch um Machtspielchen? Katja Suding erklärt im Podcast, warum man es sich mit so einer Überzeugung zu einfach machen würde. Sie geht weiterhin darauf ein, dass der politische Streit meist inhaltlich motiviert sei und nicht durch Machtgeilheit dominiert werde.
Drei Wahlkämpfe, endlose Verhandlungen zur Jamaika-Koalition, der stockende Bau der Elbphilharmonie und 2020 auch noch eine Pandemie. Katja Suding spricht darüber, dass es in der Politik eigentlich immer Sondersituationen gebe.
Weil sie die Landtagswahl im Januar in Thüringen erstmal unerwähnt lässt, greift Michael das Thema auf. Katja Suding erzählt, wie sie und ihre Partei damit umgegangen sind, dass sich Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten hat wählen lassen. Außerdem macht sie klar, was die AfD von allen anderen Parteien unterscheidet und warum sie jede Arbeit mit so einer Partei kategorisch ablehnt.
„Ich hab das für einen riesengroßen Fehler gehalten, dass Thomas Kemmerich die Wahl zum Ministerpräsidenten angenommen hat.“
Katja Suding
Nicht nur kollegial: Über Freund- und Feindschaften im Parlament
Auch für einige Abgeordnete anderer Fraktionen kann man Sympathien hegen. „Auch hier ganz explizit, auch für die Kollegen der anderen Parteien und Fraktionen: Ich erlebe die Allermeisten, bei allen inhaltlichen Differenzen, als extrem engagiert und extrem für die Sache kämpfend.“
Außerdem seien harte Auseinandersetzungen nicht nur fraktionsübergreifend. Katja Suding spricht im Podcast darüber, wie auch innerparteilich mit harten Bandagen um Listenplätze gekämpft wird. „Dass ich auch mal klargemacht habe, dass ich gerne wieder Spitzenkandidatin wäre aber ich das nur mache, wenn bestimmte andere Personen sich nicht auf dieser Liste befinden. Weil ich ganz genau wusste, dass die Zusammenarbeit nicht funktionieren würde.“
„Es gibt natürlich auch innerparteiliche Konkurrenz und durchaus einen Wettbewerb und der kann auch sehr schmutzig ausgetragen werden […] aber das muss eben nicht so sein.“
Katja Suding
Mit der nächsten Legislaturperiode verabschiedet sich Katja Suding komplett aus der Politik. Sie freut sich auf das, was danach kommen mag. Zum Ende des Podcasts spricht sie über die Unterschiede in der Weisungsbefugnis zwischen Unternehmen und Parteien. Im politischen Betrieb habe sie eine neue Art kennengelernt, Menschen zu führen.
Zitate:
00:05:21 „Für einen normalen Abgeordneten […] ist es kaum zu leisten, wirklich die Aufgaben wahrzunehmen […], die Regierung zu kontrollieren.“
00:08:36 „Auf der anderen Seite wäre es gut, wenn man die Menschen möglichst mal machen lässt.“
00:14:06 „Da muss viel mehr angesetzt werden, wie wir es schaffen den Erzieherberuf attraktiver zu machen.“
00:16:26 „Hätte es nicht die FDP gegeben, hätte ich eine liberale Partei entweder gründen müssen oder ich wäre einfach nicht in die Politik gegangen.“
00:19:36 „Das war der Moment, wo ich von einem Leben in der Anonymität auf einmal ein Leben hatte, wo ich auf der Straße erkannt und angesprochen wurde und ich quasi jeden Tag ein Mikrofon oder eine Kamera vor der Nase hatte.“
00:25:39 „Ich mache meinen Job schon gerne, das muss ich wirklich sagen. Ich empfinde das auch nicht als normalen Job, den ich mache.“
00:28:36 „Und in einer Mediendemokratie, in der wir leben, geht das natürlich nur über die Massenmedien.“
00:34:41 „Zudem bin auch fest davon überzeugt, wenn wir wirklich jedem Kind die gleichen Chancen geben wollen, und zwar unabhängig aus welchem Elternhaus es kommt, dann sollte das auch unabhängig vom Bundesland gelten. Und da gibt es immer noch unterschiedlichste Bildungssysteme, die auch unterschiedlich gut sind.“
00:40:33 „Ich hab das für einen riesengroßen Fehler gehalten, dass Thomas Kemmerich die Wahl zum Ministerpräsidenten angenommen hat.“
00:50:10 „Ich habe aber für mich beschlossen, dass ich ab dem nächsten Jahr wieder ein Leben außerhalb der Politik haben möchte. Ich möchte einfach nochmal etwas anderes machen in meinem Leben.“
00:51:44 „Auch hier ganz explizit, auch für die Kollegen der anderen Parteien und Fraktionen: Ich erlebe die Allermeisten, bei allen inhaltlichen Differenzen, als extrem engagiert und extrem für die Sache kämpfend.“
00:55:18 „Es gibt natürlich auch innerparteiliche Konkurrenz und durchaus einen Wettbewerb und der kann auch sehr schmutzig ausgetragen werden […] aber das muss eben nicht so sein.“
01:00:41 „Dass ich auch mal klargemacht habe, dass ich gerne wieder Spitzenkandidatin wäre aber ich das nur mache, wenn bestimmte andere Personen sich nicht auf dieser Liste befinden. Weil ich ganz genau wusste, dass die Zusammenarbeit nicht funktionieren würde.“