„Es hängt von den Menschen ab, ob wir die Sachen gut digitalisieren. Wenn wir das nur so als Pflichtaufgabe sehen, dann werden wir scheitern.“
Simon Nestler
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Dr. Fedor Ruhose und Prof. Dr. Simon Nestler darüber, wie es um die Digitalisierung in Deutschland steht und die nächsten Schritte
Im internationalen Vergleich steht die Digitalisierung Deutschlands eher schlecht da und innerhalb der Bevölkerung wird vor allem die Arbeit in Ämtern und Behörden als rückschrittlich betrachtet. In dieser Folge will Podcast-Host Michael den Gründen dieser Tatsache nachgehen und herausfinden, wie der digitale Zustand in unserem Land tatsächlich aussieht. Experten für dieses Thema sind Simon Nestler, Professor für Mensch-Computer-Interaktion, und Fedor Ruhose, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung. Ruhose und Nestler bewerten den aktuellen Aktionismus im Bereich Digitalisierung und geben Ausblick auf zukünftige Entwicklungsschritte.
Die wichtigsten Timecodes dieser MachtWas!?!-Folge:
- 00:01:42: Vorstellung der Gäste
- 00:02:49: Einführung in den Begriff Digitalisierung
- 00:07:46: Infrastruktur der Digitalisierung
- 00:16:34: Ausschluss an Teilhabe durch fehlende Digitalisierung
- 00:28:12: Brauchen wir einen Mentalitätswechsel?
- 00:39:10: Die nächsten Schritte in der Digitalisierung
Fehlende Digitalisierung im Staat
Dr. Fedor Ruhose spricht in der Podcastfolge davon, dass es ein starkes Ungleichgewicht zwischen der digitalen Nutzung im alltäglichen Leben und der innerhalb der Kommunikation mit dem Staat gibt. Deshalb liege die Aufgabe der Transformation durchaus bei der Staatsgewalt und es würde nicht ausreichen, einen Rechner an jedem Arbeitsplatz zu haben. Nach Ruhose bedeutet Digitalisierung, den Aufbau infrastrukturell so zu verändern, dass durch digitale Tools mehr Effizienz entsteht und die Arbeit erleichtert wird.
Exklusion durch Digitalisierung?
„Jede Technologie hat immer das Potential für Inklusion zu sorgen und hat gleichzeitig auch immer die Gefahr für Exklusion zu sorgen.“
Simon Nestler
Immer wieder erwähnen Ruhose und Nestler das Motto „Digital first“, das versucht wird, bei den Veränderungen umzusetzen. Allerdings soll auch eine Struktur möglich sein, die niemanden ausschließt, der nicht digitalisiert ist. Michael fragt, ob wir uns dahingehend nicht mit unserem eigenen Perfektionismus im Weg stehen und ob es nicht mehr Pragmatismus braucht. Weiterhin erklären unsere Experten, weshalb eine Mail in Verwaltungsprozessen oft nicht ausreicht und wieso unser Staat nicht mit Amazon verglichen werden kann.
Weiterentwicklung der Digitalisierung
Nestler sieht bereits einen großen Aktionismus in den staatlichen Veränderungen, beispielsweise im Onlinezugangsgesetz und den Investitionen in Milliardenhöhe. Der IT-Planungsrat zeige zudem, welche Verbesserungen und Innovationen schon da sind. Es fehle jedoch eine flächendeckende Umsetzung, die aufgrund unseres Föderalismus und dem Fachkräftemangel erschwert wird. Auch Ruhose wünscht sich im IT-Planungsrat eine größere Verbindlichkeit in den Standards, mehr Personal im administrativen Unterbau und größere Finanzressourcen. Er erläutert jedoch auch, dass das Gremium bereits Fokusleistungen festgelegt hat, welche einen entscheidenden Mehrwert für die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung haben sollen.
Zitate:
00:04:06: „Ich glaube, dass wir in unserem normalen Leben irgendwie schon alle so postdigital sind. Es ist quasi normal, dass wir überall mit digitalen Tools arbeiten und wenn wir dann aber mit dem Staat kommunizieren, sind wir manchmal noch ein bisschen vorsintflutlich unterwegs.“ (Ruhose)
00:07:24: „Es hängt von den Menschen ab, ob wir die Sachen gut digitalisieren. Wenn wir das nur so als Pflichtaufgabe sehen, dann werden wir scheitern.“ (Nestler)
00:23:12: „Jede Technologie hat immer das Potential für Inklusion zu sorgen und hat gleichzeitig auch immer die Gefahr für Exklusion zu sorgen.“ (Nestler)
00:36:27: „Ich wünsche mir schon auch in zehn Jahren eine Verwaltung, wo, wenn ich sage ich komme überhaupt nicht mit Formularen zurecht, ich dort hingehen kann, mit jemandem sprechen kann und das einfach unter Menschen klären kann.“ (Nestler)
00:43:33: „Auch wenn ich Digitalisierung zentral organisieren würde, es reicht ja nicht, dass diejenigen, die für Digitalisierung zuständig sind, […] dass die Digitalisierung gut finden, sondern wir brauchen ja die Fachverwaltung.“ (Ruhose)
00:50:26: „Ich glaube auch tatsächlich, es gibt viele Leistungen schon, nur eben nicht flächendeckend.“ (Nestler)